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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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zur Grimasse, als er hinzufügte: »Und dabei selbst zum Opfer wurde.«
    »War besagter Golem in Wirklichkeit nicht eine Sie?«
    Elijah hob beschwörend die Hände. »Oh, ich wünschte, dieser undankbare Famulus wäre so stumm geboren worden wie unsere Kreaturen«, rief er zur Zimmerdecke empor. »Ja, einer dieser Golems war eine Sie, aber reden wir jetzt nicht mehr darüber. Ein guter Engel weint, wenn er zur Verdammung eines bösen Engels Amen sagen muss.« Er kam mit dem seltsamen Gerät auf mich zu und forderte: »Haltet bitte still!«
    »Was haben Sie vor?«
    Elijah justierte den Apparat, indem er mehrere winzige Metallrädchen und Hebel einstellte und mit Rändelschrauben arretierte. »Ich gedenke, Eure Feldstärke zu messen …«
    »Feldstärke?«
    »Euren magnetismus animalis. «
    Ich hielt dem Blick des Rabbis eine Weile stand, dann wandte ich mich kopfschüttelnd ab. »Das ist doch völliger Unfug.«
    »Es steht Euch jederzeit frei, diese schützenden Mauern zu verlassen«, äußerte Elijah hörbar verstimmt.
    Byron machte eine Geste, die zu verstehen gab, dass es allein meine Entscheidung sei. Ich atmete tief durch und ging zur Tür. Ein Schleier aus frischem Spinnweb wehte mir ins Gesicht, als ich sie öffnete. Entnervt zog ich mir das klebrige Zeug vom Körper, stapfte zwei Schritte hinaus auf den Gang – und stand vor Demuarsell. Im ersten Moment schockiert über ihre Anwesenheit, versuchte ich rasch an ihr vorbeizuschlüpfen, doch sie versperrte mir den Weg.
    »Gottverflucht!«, stieß ich aus, was dem Spinnendämon ein gurrendes Lachen entlockte.
    »Fürwahr«, zischte Demuarsell. »Komm ruhig näher, Menschlein. Mein Gift ist ein süßes Aphrodisiakum …« Sie hob ein haariges Bein und strich mir damit über das Geschlecht.
    Ich ging rückwärts, bis ich wieder in den Lichtschein von Elijahs Labor trat, dann warf ich die Tür so laut zu, dass sämtliche Reagenzgläser klirrten.
    »Na schön«, sagte ich und trat vor den Rabbiner. »Aber wozu um alles in der Welt benötigen Sie meine Feldstärke?«
    »Ich würde einfach gerne wissen, mit wem ich es zu tun habe«, erklärte Elijah.
    »Mit diesem Steinzeit-Squirt?«
    »Fluidum«, korrigierte der Rabbiner.
    »Oh, sicher, Entschuldigung.«
    »Wenn Ihr nun erlauben würdet …« Er hielt das Gerät vor mich und sah konzentriert auf die Anzeige. Sein mürrischer Gesichtsausdruck klärte sich langsam und wich offensichtlicher Verblüffung. »Ah«, stieß er hervor, klopfte mehrmals gegen das Gerät und wiederholte der Vorgang. »Das ist bemerkenswert«, befand er schließlich. »Wirklich bemerkenswert.«
    »Was?«
    »Ihr seid ein Iretmeth!« Ohne weitere Erklärung machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte auf Byron zu. »Habt Ihr das etwa die ganze Zeit gewusst?«, fragte er den Schwarzen.
    »Geahnt.« Byron verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Elijah, der den Apparat vor seiner Nase hin und her schwenkte, mit einem finsteren Blick.
    »Oh«, machte der Rabbiner nach einer Weile. Erneut klopfte er gegen das Gerät, das offenbar just in diesem Moment den Geist aufgegeben hatte. »Keine Anzeige mehr«, seufzte er.
    »Kein Wunder bei solch liebevoller Behandlung«, brummte Byron.
    »Hm, ja, hm …« Elijah legte den Apparat beiseite. »Aber Euer Freund hier …« Er knetete seine Unterlippe und kam mit geneigtem Kopf heran, als suche er eine neue Betrachtungsperspektive. »Sein Fluidum ist eigenartig, selbst für einen Iretmethen. Als wäre er nicht vollständig. Als wäre er zu viel oder zu wenig – fast, als ob …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern sah auf, als hätte er eine Heiligenerscheinung. Dann kam er langsam näher, wobei er mich aus kindlich staunenden Augen musterte. »Nein«, hauchte er. »Nein …«
    »Was soll das«, murmelte ich und tat einen Schritt rückwärts.
    »Lass ihn«, forderte Byron.
    Elijah hob eine Hand und berührte mich so vorsichtig, als könne er nicht glauben, was er sah. »Kann das denn wirklich möglich sein?«, flüsterte er. »Hier? Hier?« Seine Hand strich über mein Gesicht wie die eines Blinden, der die Gesichtszüge seines Gegenübers zu ertasten versuchte. »Er lebt noch! Er lebt!«
    Die Art und Weise, wie Byron mich in diesem Moment anstarrte, schnürte mir für einen Augenblick die Kehle zu. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass so etwas wie eine suggestive Kraft von ihm ausging.
    Natürlich, meldete Giza sich zurück. Warum sonst hättest du ihm bis hierher folgen sollen?
    Entsprang

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