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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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…«
    Ich schnaubte durch die Nase und sah in die Tiefe. Zumindest kannte ich nun eine Möglichkeit, diesen lästigen Spinnendämon loszuwerden.
    »Ihr wirkt unstet«, bemerkte Elijah. »Ist es noch immer das Wissen um Eure Beschaffenheit, das Euch quält?«
    »Nein. Sagt Ihnen der Ausdruck dominus super coronas etwas?«
    Byron stieß ein Grunzen aus, Elijah stockte mitten in der Bewegung. »Das ist Latein«, meinte der Rabbiner überflüssigerweise. »Frei übersetzt bedeutet es: Der Herrscher über den Kronen.«
    »Wie kommst du auf diesen Namen?«, wollte Byron wissen.
    »Meret hatte ihn erwähnt«, erinnerte ich mich. »Sie drohte Kreuzbeißer mit jenem, der über den Kronen herrscht.« Byron verzog das Gesicht und tat so, als lese er weiter. »In einem Buch stieß ich vorhin auf den lateinischen Namen …«
    »Ja, und?« Der Schwarze sah lauernd herüber.
    »Sagtest du neulich nicht, am Fuße des Limbus befände sich ein Wald?«
    »Ein wahrer Dschungel«, korrigierte Elijah.
    »Der Herrscher über den Kronen«, nickte ich. »Ich glaube, coronas ist eine versteckte Anspielung auf Baumkronen, Byron!«
    »Suchst du immer noch deinen Inferno-Kontrollraum?«
    »Ob Kontrollraum oder Ausgang, eines von beiden muss über den Bäumen zu finden sein …«
    »Über den Bäumen?«
    »Auf dem Limbus.«
    »Oh, ihr Könige, habt Erbarmen.« Byron schüttelte mitleidig lächelnd den Kopf. »Du willst allen Ernstes auf den Limbus?«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Nicht, solange es dunkel ist«, erklärte der Schwarze bestimmt. »Und das bleibt es noch eine ganze Weile. Also schieb entweder irgendwo eine ruhige Kugel, oder spring den Chronern gleich mit dem Arsch ins Gesicht. Lass mich dabei jedenfalls aus dem Spiel.«
    »Sagen Sie, existiert hier im Turm oder in unmittelbarer Nähe davon eine versteckte Tür?«, wandte ich mich an Elijah.
    »Es gibt hier Hunderte Türen, von denen ich viele noch nie …«
    »Sie wissen, von welcher Art Tür ich rede«, unterbrach ich ihn. »Und Sie wissen auch, wo sie bestenfalls hinführen soll.« Der Rabbiner griff sich wahllos Bücher aus dem Regal, ohne hinzusehen, und schüttelte störrisch den Kopf. »Können Sie es nicht sagen, oder wollen Sie es nicht sagen?«, bohrte ich.
    »Ich kannte ein solches Portal, doch ich habe bitter dafür bezahlt bei dem Versuch, es zu benutzen.«
    »Wo finde ich es? Hier im Turm?«
    »Es existiert nicht mehr. Die Chroner haben es vernichtet, als sie die Brücke sprengten. Mein Versuch, diesem Ort zu entfliehen, hat mir meine Isolation in diesem Turm eingebrockt; und diese achtbeinige Aufpasserin dort unten. Im Umkreis von zwanzig Kilometern existiert kein solches Portal mehr.«
    Ich erkannte, dass es sinnlos war, ihn weiter über das lästige Thema auszuhorchen. Stattdessen fragte ich: »Was wissen Sie über Meretseger?«
    Elijah stieß die Luft aus wie ein Dekompressionsventil. »Nichts!« Er ordnete noch eine Weile unmotiviert seinen Bücherstapel, dann schob er die Bände ins Regal und kletterte langsam die Leiter herab. »Warum fragt Ihr all das?«, wollte er wissen, nachdem er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
    »Was wäre es Ihnen wert, etwas über sie zu erfahren? Über ihre Beschaffenheit, ihr Wesen, ihre Spezies.«
    »Hmm …« Der Rabbiner betrachtete mich lauernd und befingerte dabei wieder seine Unterlippe. »Habt Ihr miteinander … Ich meine, sie und Ihr …?«
    Ich nickte.
    »Puh … ja, also … Ja, das wäre durchaus interessant. Sie ist kein Mensch, müsst Ihr wissen, sondern ein reines Sarara- Geschöpf …«
    »Das weiß ich.«
    »Gut, gut, lasst mich überlegen. Speichelrückstände in Mundhöhle und Rachen, vom Körper aufgenommen. Schweiß auf der Haut, durch die Poren eingedrungen. Sekretrückstände an … nun ja, Ihr wisst schon … Das ist, ehrlich gesagt, nicht viel, und ich bin nicht sicher, ob Eure materia prima die ihre inzwischen nicht assimiliert hat.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, Informationen aus der Materie zu gewinnen, aus der ich bestehe?«
    »Sie zu entschlüsseln, meint Ihr?«
    »Genauer gesagt: die gespeicherten Daten dieser Maschinen abzurufen.«
    »Ich fürchte, ich kann Euch nicht ganz folgen«, gestand der Rabbiner.
    »Okay, versuchen wir es mal so: Welche Möglichkeiten haben Sie, verdrängte Erinnerungen wachzurufen?«
    »Keine. Ich bin Philosoph, Mathematiker, Astronom – aber kein Geistheiler.« Wir maßen uns mit Blicken, dann schnitt er eine Grimasse, kramte in seinen Manteltaschen und zog

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