Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
widerstrebend eine kleine Phiole aus seinem Gewand. Sie sah aus wie ein Flakon für ein Duftwässerchen, ihr Inhalt bestand jedoch aus einem gelblichen Pulver.
    »Eine Arznei?«, riet ich.
    »Oh, man kann alles Mögliche damit heilen«, wich Elijah aus.
    »Also gut, was ist es?«
    »Im Grunde auch nur Staub aus – wie nanntet Ihr es doch gleich?«
    »Nano-Robotern.«
    »Nano, richtig …« Er rang eine Weile mit sich, ehe er fragte: »Sagt bitte, was bedeutet dieses Wort?«
    »Es bezeichnet eine Technologie, die Dinge auf der Ebene von Molekülen oder Atomen manipuliert.«
    »Atomen?«
    »Nano steht für die Größenordnung 10 -9 . Ein Nanometer entspricht einem Milliardstel Meter.«
    »Aber diese winzigen mēchos, aus denen unsere Körper bestehen, sind weitaus größer als solch ein Nanometer«, konterte Elijah. »Mein bescheidenes Vergrößerungsgerät kann uns ihre Form offenbaren!«
    »Die der Roboter schon«, bestätigte ich, »aber nicht die Technologie, die in ihnen steckt und sie antreibt; die winzigen Speicherchips, die Prozessoren und die Mechanik.«
    Elijah klappte den Mund auf und zu, dann schüttelte er überfordert den Kopf. »Das göttliche Wissen und das des Teufels entziehen sich meinem Verstand«, räumte er mit einem Blick auf die Phiole ein.
    »Es ist ihr intellektueller Vorteil, euch Würmern eine Million Jahre voraus zu sein«, giftete Demuarsell, die mit dem von Elijah verstoßenen Büchlein in den Fangzangen die letzten Stufen emporgekrochen kam. Bei mir angelangt, richtete sie ihren Vorderleib auf und legte zwei ihrer Spinnenbeine wie zur Umarmung auf meine Schultern. »Du solltest auch mal ein Buch lesen, mein Schatz«, säuselte sie und wob mit einem Paar ihrer Hinterbeine flink einige dicke Spinnenfäden um meine Lenden. »Ich empfehle als Thema die Morologie.«
    »Sex zwischen Menschen und Monstern?«, riet ich.
    Demuarsell zischte belustigt. »Die Wissenschaft von der Dummheit.«
    Ich zog ihr das Buch aus den Fangzangen. »Seid nicht ihr es, die vom Unverstand der anderen leben wie intellektuelle Aasfresser?«
    »Wir ruhen als Mittelpunkt selbstgeschaffener Kreise und verlassen uns auf den Zufall, der uns nährt. Ihr Menschen seid es, die stets so verzweifelt das Nutzlose jagen.«
    »Ach, wirklich?« Ich warf Lautréamonts Werk über meine Schulter, sodass es in einem weiten Bogen über das Geländer flatterte.
    »Du verfluchter Hundsfott!«, kreischte die Spinne, stieß mich zu Boden, wirbelte herum und begann erneut, dem fallenden Buch hinterherzuhetzen. »Dafür wirst du bezahlen!«, schrie sie. »Bezahlen …!«
    »Das solltet Ihr Euch zu Herzen nehmen«, empfahl Elijah und half mir wieder auf die Beine. »Sie ist nachtragend und hinterlistig. Hier, nehmt das.« Er drückte mir einen kleinen, bogenförmigen Metallbügel in die Hand, dessen eines Ende einen schwach glühenden Kristall aufwies.
    »Das stammt aus dem Golem«, erkannte ich.
    »Nur für den Fall der Fälle«, nickte der Rabbiner und machte eine Geste in Richtung Treppenhausschacht. »Aber seid auf der Hut, es funktioniert auf derselben zersetzenden Basis wie die Mäuler der Temper …«
    Ich ließ die vermeintliche Waffe in meine Hosentasche gleiten. »Zurück zu Meret«, erinnerte ich Elijah. »Ich muss versuchen, die physische Sperre zu umgehen, die sie in meinem Kopf errichtet hat. Vielleicht erfahre ich mittels der Nanopartikel, die unsere Liebesspiele in mir hinterlassen haben, etwas über diese Welt, was Ihnen bisher verborgen geblieben ist; über ihre Betreiber, die Ein- und Ausgänge, die Paraboliden …«
    Elijah nickte und betrachtete lange die Phiole in seiner Hand. »Diese Maschinen hier wirken im Körper auf die gleiche Weise wie Anhalonium.«
    »Nie gehört«, gestand ich.
    »Peyote«, kam es überraschend von Byron. »Der Kaktus der Götter. Das Zeug schießt dich zum Zen hinter dem Regenbogen, wenn du’s richtig anstellst.«
    »Meskalin?« Ich nahm Elijah das Gefäß ab und betrachtete staunend den gelben Staub. »Nanopartikel auf Peyote-Basis …«
    Byron kam zu uns herüber und nahm mir seinerseits die Phiole aus der Hand. »Eine Art synthetisches Meskalin«, murmelte er. In seinem Blick lag etwas Verträumtes, Begieriges.
    »Sagen wir: vollautomatisches Meskalin«, dämpfte ich seine unverhohlene Vorfreude. »Die Nanos müssen so programmiert sein, dass sie dieselbe bewusstseinsverändernde Wirkung entfalten.«
    »Man sagt diesem Zeug eine entheogene Wirkung nach«, meinte Byron. »Göttliche

Weitere Kostenlose Bücher