Morphogenesis
unüberwindbarer Höhe, schimmerte diffuses Licht. Als ich emporsah, bildete ich mir ein, Hunderte von Gestalten an der kreisförmigen Balustrade stehen zu sehen. Schweigend blickten sie zu mir herab, reglos, geduldig.
Ich kroch von der Wand weg, tastete den Boden ab, suchte, scharrte, doch meine Finger gruben nur durch feuchten Dreck und Insektenkadaver. In unmittelbarer Nähe erklang ein verdächtiges Geräusch. Ich verharrte und versuchte mit weit aufgerissenen Augen, die Dunkelheit zu durchdringen, doch sie blieb ohne Konturen. Etwas schnarrte, dann folgten Laute, als trommle ein gewaltiges Insekt mit den Beinen gegen eine Wand aus Chitin.
Etwas Großes starrte mich an, und das rote Glühen seiner Augen tauchte seine Umgebung in dämonischen Glanz. Licht genug, um es zu erkennen …
»Hallo, Süßer«, hauchte die Kreatur.
»Demuarsell!«
Der Schatten der Spinne verharrte unheilvoll vor mir. »Fürchtest du dich?«
Ich ließ meinen Blick über ihren monströsen Körper wandern. »Würdest du dich denn vor dir fürchten, wenn du an meiner Stelle wärst?«
Die Kreatur bäumte sich auf. Ich duckte mich in Erwartung ihrer Klaue, aber der vermeintliche Hieb blieb aus. Demuarsell stellte sich auf ihre hinteren beiden Beinpaare, fuhr sich mit den vorderen Gliedmaßen fast zärtlich über ihren Körper und sah aus beinahe drei Metern Höhe auf mich herab. »Es gab eine Zeit«, flüsterte sie, »in der du keinen größeren Wunsch verspürt hättest, als mich an dich zu pressen und dich von mir umschließen zu lassen.« Ihr unheimlicher Schatten glitt näher heran. »Doch Athene, diese Hure, war eine schlechte Verliererin…« Das Knacken, das ihr Körper bei jeder Bewegung verursachte, klang in der Stille wie Schüsse. »Nun verrate mir, Kematef, warum bist du hier?«
Ich kroch von ihr fort. »Wie meinst du das?«
»Wäre es nicht weiser, den Tod zu ergründen, bevor man ihn erleidet?«
»Dies kann niemals der Tod sein«, antwortete ich. »Was ich erfahre, ist die blanke Ironie jeglichen irdischen Strebens, das Paradoxon all dessen, was Menschen sich vom Tod erhoffen.«
»Die Erlösung?« Demuarsells Lachen klang wie das Brodeln eines Geysirs. »Jetzt weißt du, dass das Leben nur eine Prämisse für die Hölle ist – für die einzig wahre Existenz, die euch auferlegt wurde. Doch nicht einmal jetzt akzeptierst du den Tod. Nicht einmal jetzt …«
»Was willst du?«
Demuarsell hob eines ihrer dornengespickten Beine und legte es auf meinen Schenkel, während sie ihren massigen Körper näher schob. »Alles, was du verkörperst, kleiner Kematef!« Das krallenbewehrte Ende ihres Beines strich über meinen Unterleib, während ihr Kopf an einem langen Hals aus ihrem Körper herauswuchs und sich über meinen Schoß senkte. Mein Glied verschwand in ihrem Maul, Dutzende von Fühlern tasteten mich ab. Als Demuarsell ihren schwarzen Leib gänzlich über den meinen schob, war mein Stöhnen eine Mischung aus Schmerz, Ekel und Grauen. Ich drohte zu ersticken, als mich ihre Spinnenbeine umfingen, während ihr mit warmen Eingeweiden gefüllter Hinterleib rhythmisch zu zucken begann.
»So viele Sünden du auf Erden begangen hast, kleiner Kematef, so viele Heuschrecken werden über dich kommen!« Ihre Stimme schien aus allen Öffnungen ihres Körpers zu dringen, als sie sprach. Ich wandte mich von ihr ab, doch sie verstärkte ihre Umarmung nur, und ich fühlte, wie ihr Hinterleib mein Glied in sich aufnahm. Ihr Duft berauschte mich. Sie roch nach Weihrauch, nach Palmöl und nach Kot.
»Bitte geh!« Meine Stimme bebte, während Demuarsells Bewegungen heftiger und verlangender wurden.
»Sieh empor, Kematef«, zischte sie. »Sieh die Heuschrecken, die auf dich warten. Noch haben sie keine Flügel, doch das wird sich ändern! Die Angst des Lebens ist stark.« Ihr Körper erschauerte. »Was in unseren Herzen versteckt ist, befreit uns von allen Plagen, denn unser Schicksal liegt nicht in unseren Händen!«
Ihre Giftklauen legten sich um meinen Hals, wanderte meine Brust hinab und gruben sich schließlich tief in meinen Unterleib. Alles um mich herum versank in einem abscheulichen, unbändigen, lustvollen Strudel. Mein Atem schien aus ihrem Körper zu dringen, ihr schwarzes Herz in meiner Brust zu schlagen. Ihre Laute waren die meinen, mein Blut das ihre. Ihre Klaue riss im selben Moment etwas aus mir heraus, als sie zur Erfüllung kam, und ich fühlte ein tiefes Loch in meinem Leib, in das der kalte Wind wehte.
Nur zögerlich
Weitere Kostenlose Bücher