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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Labyrinth ein gewaltiger Körper.
    Max entfuhr eine Kaskade französischer Flüche. »Hört auf, Euren Arm so wehleidig anzustarren«, rief er in meine Richtung. »Folgt uns zur Mole!«
    »Welch ein Missgeschick!«, jammerte Antoines Kopf und rollte um die Ecke. »Welch dummes Missgeschick!«
    »Was hat er?«, wollte ich von Max wissen, während ich ihm durch das Heckenlabyrinth folgte.
    »Ihr habt mit Maries Schädel ausgerechnet ein Schafott getroffen!«, klagte er.
    »Sie ließ mir keine Wahl.«
    »Es ist nun auf dem Weg hierher.«
    »Wer? Das Schafott?«
    »Précisément!« Er blieb ruckartig liegen, sodass ich beinahe über ihn gestolpert wäre. »Würde es Euch allzu sehr inkommodieren, mich zu tragen?«, fragte er. »Es tut höllisch weh, ständig über diese Wunde zu rollen.«
    »Wieso wächst euch kein neuer Körper?«, fragte ich, nachdem ich ihn vom Boden aufgehoben hatte.
    »Aus demselben Grund, weshalb unseren Körpern kein neuer Kopf wächst«, giftete Max. »Man hat beide Körperteile nach der Vollstreckung getrennt voneinander begraben. Und nun nehmt Eure Beine in die Hand! Geradeaus weiter und den nächsten Quergang rechts, bis zum Wasser!« Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er in diesem Kommando-Ton einst seine Jakobiner befehligt hatte. »Duckt Euch beim Laufen«, empfahl er. »Ich glaube, dass Ihr es seid, nach dem die Luftschiffe suchen …«
    Ich warf einen erschrockenen Blick in Richtung Himmel, doch er war leer. Unter dem tausendfältigen Glockenspiel der Fallbeil-Blätter lag bei genauerem Hinhören jedoch tatsächlich das tiefe, entfernte Brummen eines Paraboliden.
    »Euer Schneckenfreund war gar nicht dumm, Euch in einem Berceau abzulegen«, meinte Max. »Das spiegelnde Metall der Klingen reflektiert das Licht ihrer Scheinwerfer und verwehrt ihnen die Sicht. Ihr wart dort unten relativ sicher. Zumindest vor den Luftschiffen …«
    Der Labyrinthgang führte fast bis ans Flussufer. Wir erreichten eine fünf Schritte breite, langgestreckte Mole, die etwa drei Meter tief bis zum Wasser abfiel.
    Antoine warte bereits am Ufer und rief: »Kommt nicht heraus!«
    Ich spähte vorsichtig um die Ecken und sah, was ihn beunruhigte. Etwa fünfzig Meter flussabwärts bewegten sich zwei groteske, kopflose Gestalten auf uns zu. Die Hände ausgestreckt wie Schlafwandler, schlurften sie langsam heran, wobei jede von ihnen eine mehr als drei Meter hohe Guillotine auf ihrem Rücken balancierte. Die beiden massiven hölzernen Führungsschienen und der Querbalken mit dem mindestens fünfzig Pfund schweren Fallbeil waren ihnen jedoch nicht aufgebunden, sondern entwuchsen ihren Schultern. Nahe dem Ufer erkannte ich die Mastspitze eines Chroner-Patrouillenbootes. Es folgte den beiden Guillotinenwesen, wobei einer der an Bord befindlichen Aufseher sie mit einer langen Holzstande über das Ufer in unsere Richtung dirigierte. Ein zweites Boot patrouillierte auf der gegenüberliegenden Flussseite. Der Lichtkegel seines Suchscheinwerfers leckte über Häuserfassaden und wanderte schließlich über einen weitläufigen, menschenleeren Platz, der sich gegenüber dem Labyrinth öffnete. Die Fenster der Häuser waren leer oder verbarrikadiert, kein Mensch ließ sich sehen.
    Den beiden Patrouillenbooten folgte in geringem Abstand der riesige, finstere Kegel eines Paraboliden. Er schwebte etwa dreißig Meter über dem Fluss, doch selbst aus dieser Höhe schlugen die Vibrationen seines Antriebs Wellen auf dem Wasser.
    Bestürzt schlüpfte ich wieder hinter die Hecke und setzte Maximiliens Kopf auf dem Boden ab.
    »Ihr müsst ganz schön was auf dem Kerbholz haben, dass man einen derartigen Aufwand betreibt, Euch zu finden«, vermutete Antoine. »Was habt Ihr angestellt? In Eurem Sektor eine Revolution angezettelt?«
    Dezentes Plätschern im Fluss erregte unsere Aufmerksamkeit. Ein Körper tauchte an der Uferkante auf, glitt blitzschnell über die Mole heran und schob sich zu uns zwischen die Hecken. Ich bedachte Manom mit einem prüfenden Blick, dann sah ich wieder hinaus zu den Booten. Kein Scheinwerfer zuckte herüber, und auch der Parabolid zeigte kein auffälliges Flugverhalten. Offenbar war Manoms Landgang unbemerkt geblieben, oder man zollte einem Wasserbewohner wie ihm keine Beachtung.
    »Ich hielt dich für tot«, begrüßte ich den Jungen.
    »Baja tema«, gab Manom zurück und zwinkerte Max zu. »Tot wir alle.« Er drückte mir ein tropfend nasses Kleiderbündel in die Hand.
    Als ich die Kleidung auswickelte, fand

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