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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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fühlte ich Gestein, dann ließ Manom sich langsam an der Ufermauer nach oben treiben; gerade mal so weit, dass meine Augen die Wasseroberfläche durchbrachen. Der Wunsch, den Kopf gänzlich hinauszustrecken, um endlich wieder Luft holen zu können, wurde dabei unerträglich. Doch jedes Mal, wenn ich ein Stück zu weit aus dem Wasser stieg, zog Manom mich wieder nach unten. So schluckte und spie ich fortwährend Wasser, im sinnlosen Bemühen, etwas Luft schnappen und meine Erstickungsqual beenden zu können. Erst als die Boote und der Parabolid sich über einen Kilometer weit von uns entfernt hatten, lockerte Manom seinen Griff und ließ mich an die Oberfläche strampeln.
    Byron tauchte an der Mole auf und zog mich aus dem Wasser. Nachdem ich mir die Lunge freigehustet hatte und wieder halbwegs bei Atem war, sah ich hinüber zum anderen Ufer und entdeckte dort die reglosen Köpfe von Max und Antoine. Sie beobachteten uns noch eine Weile, dann rollten sie wieder zwischen die Hecken. Als ich meinen Blick über das Labyrinth schweifen ließ, erkannte ich die Enden zahlloser Fallbeile, die sich auf den Schultern der Geköpften durch den Irrgarten bewegten. Die Hecken bedeckten einen sanft ansteigenden Hügel von der Ausdehnung einer Kleinstadt. Auf seiner Kuppe thronte eine finstere, qualmende Festung, die aussah wie ein riesiger Kaminstumpf: die Bastille.
    »Ein verhältnismäßig beschauliches Fleckchen Hölle«, bemerkte Byron, der hinter mich getreten war. »Während der französischen Revolution wurden über siebzehntausend Menschen auf der Guillotine hingerichtet. Ihre Köpfe kullern allesamt in diesem Labyrinth herum …«
    »Egal ob schuldig oder nicht?«
    »Die Gesetze der Hölle sind nicht auf meinem Mist gewachsen. Steckt der Rabbiner auch dort drüben?«
    »Nein.« Ich erzählte flüchtig von den Geschehnissen in der Fabrik.
    »In einem Paraboliden?«, staunte Byron und suchte den Himmel mit Blicken ab. »Beeindruckend. Wie hat der alte Trottel das geschafft?«
    »Vernehme ich da einen Anflug von Missgunst?« Ich schenkte Byron einen abfälligen Seitenblick. »Zumindest an mir scheinst du einen Narren gefressen zu haben.«
    Der Schwarze hob die Schultern. »Ich hatte dir versprochen, persönlich für deinen Schutz zu bürgen, falls du es heil aus der Fabrik zurück schaffen solltest. Hier bin ich also, um mein Versprechen einzulösen. Ich stehe zu meinem Wort. Kreuzbeißer tat es dummerweise nicht. Aber wie heißt es doch gleich so treffend: Staub war er, und zum Staub musste er zurück.«
    »Du weißt, dass er tot ist?«
    Byron grinste geringschätzig und beobachtete Manoms Rückenflosse, die im Zickzack durchs Wasser schnitt. »Wie ich bereits sagte: Wissen ist mein Job.«
    »Und das Hexonnox?«
    »Sag du es mir.« Er rieb sich den Bauch wie nach einem üppigen Mahl. Erst jetzt fiel mir auf, das seine Kleidung im Bereich des Unterleibs blutgetränkt war. »Kleiner Liebesdienst von Kreuzbeißer«, kommentierte Byron meinen Blick. »Hat mich auf seine Rebasche gespießt und aus dem Fenster geworfen.«
    »Wie hast du mich hier gefunden?«
    Der Schwarze lachte. »Wäre Manom nicht gewesen, hätte ich dich nie gefunden.« Er warf dem Jungen, der in Ufernähe im Wasser trieb, einen finsteren Blick zu. »Nun ja, zumindest nicht so schnell … Nachdem diese schlitzohrige Schnecke dort unten mir jedoch die Noxe abgeluchst hatte, bin ich ihr natürlich gefolgt.«
    »Abgeluchst? Dir?«
    »Ja, und? Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als sei der Iretmethen-Spuk, der die halbe Stadt auf den Kopf gestellt hat, wieder vorbei. Kreuzbeißer hatte das Zeitliche gesegnet, das Hexonnox war durch den Aufprall zerbrochen, und von dir war schließlich kaum noch etwas übrig. In wessen Schuld hätte ich noch stehen sollen? Während der Rucksack auf den Felsen lag, schwammen deine Einzelteile bereits kilometerweit den Fluss hinab. Manom hat zusammengesammelt, was der Parabolid von dir übrig gelassen hatte, und es dort drüben ins Labyrinth geschafft. Ich fand einen Splitter des Hexonnox auf den Felsen unter Elijahs Turm, den Rest haben sich wahrscheinlich Rabendorn und seine Kumpanen unter den Nagel gerissen. Noxen sind ein kostbares Handelsgut in dieser Stadt …«
    »Tanache!«, rief Manom.
    Byron klaubte einen Stein vom Boden auf und warf ihn nach Manom. »Verschwinde, du Mollusk!«
    »Naza!«, rief der Junge, der dem Geschoss mühelos auswich, und an mich gerichtet: »Trau ihm nicht!«
    Erneut bückte sich der Schwarze nach

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