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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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einem Stein. Als er den Brocken mit den Fingern umschloss, begann dieser zu meiner Verblüffung plötzlich hell zu glühen. »Verschwinde endlich!«, befahl Byron dem Jungen. »Oder ich erteile dir eine Lektion in Sachen Loyalität!« Er warf den glühenden Stein in den Fluss, worauf eine gewaltige Explosion die Wasseroberfläche zerriss. Eine Gischtfontäne stob in die Höhe und ließ mich von der Mole zurückweichen. Als die Fluten sich wieder beruhigt hatten, war von Manom nichts mehr zu sehen.
    »Keine Sorge, der hat ein dickes Fell«, knurrte Byron.
    »Wie hast du das gemacht?«
    Der Schwarze grinste schief. »Im Laufe der Zeit lernt man in dieser Stadt eine Menge Tricks.«
    »Zum Beispiel, wie man gute Freunde verrät? Was hattest du mit dem Hexonnox wirklich vor? Auf meine Kosten allein einen Ausgang suchen?«
    In Byrons Augen trat ein unheilvolles Leuchten. »Ich wurde ebenso um mein Leben betrogen wie du!«, fuhr er mich an, wobei er sich drohend näherte. »Und ich hätte es schaffen können! Shatta vaja bej, du verdammter kleiner Kematef, ich hätte es geschafft!«
    »Aber nun haben wir beide den Kürzeren gezogen«, erkannte ich. »Also reg dich wieder ab.« Meine Stimme war dünn, doch Byron blieb tatsächlich stehen. Er sah mich schweigend an, dann schloss er für einen Moment die Augen und entspannte sich.
    »Ich muss gestehen, du hast deine Chance im Turm nicht gerade optimal genutzt«, erklärte er wesentlich ruhiger. »Ich hätte dir mehr zugetraut. Mit der Waffe, die Meret dir zugespielt hat, hättest du die ganze Chronerhorde ausschalten können. Nun herrscht Demuarsell über den Turm. In Zukunft solltest du einen großen Bogen um die Insel machen.«
    Ich zog die Noxe aus der Tasche und sagte: »Ich werde in Zukunft einen großen Bogen um die gesamte Hölle machen!«
    Byron blickte die Pyramide beinahe wehmütig an. »Und wie soll es nun weitergehen?«
    »Der Limbus wartet.«
    »Du willst immer noch dort hoch? Mit nur einer Noxe?«
    »Einer der Geköpften im Labyrinth war der Ansicht, dies hier sei womöglich das Segment, das die Türen öffnet …«
    Byron hob skeptisch die Augenbrauen und sah flussaufwärts. Rauch und Dunst verwehrten den Blick auf den Limbus. »Wir sollten dieses Areal verlassen«, schlug er schließlich vor. »Hier stehen wir für die Paraboliden wie auf einem Präsentierteller.« Er wandte sich um und führte mich in eine schmale, überdachte Gasse. »Zwischen uns und dem Limbus liegen über ein Dutzend Sektoren«, erklärte er, als ich zu ihm aufgeschlossen hatte. »Wenn es nicht an blanke Ironie grenzen würde, würde ich behaupten, das sei reiner Selbstmord. Zu Fuß wirst du das nicht schaffen.«
    »Dann eben über den Fluss …«
    »Frag doch gleich die Chroner, ob sie dich in einer Sänfte bis zum Katarakt tragen. Oder mach einen der Paraboliden auf dich aufmerksam, vielleicht fliegt man dich ja auf den Limbus …«
    Ich verlangsamte meinen Schritt und ließ mich zurückfallen, bis Byron seufzend stehen blieb. »Na schön«, sagte er, »gib mir die Noxe.« Als ich nicht reagierte, zog er eine Grimasse. »Keine Sorge, ich mache mich schon nicht damit aus dem Staub. Aber wenn du tatsächlich leben willst, musst du mir wieder ein wenig vertrauen. Schon allein im Hinblick auf die netten Leute, die diesen Sektor bevölkern und mit zunehmender Helligkeit wieder ihre Häuser verlassen werden …«
    Ich warf einen raschen Blick in die Runde. Noch war nichts zu hören und niemand auf den Straßen zu sehen. Widerwillig reichte ich Byron schließlich die Noxe. »Was hast du vor?«
    Der Schwarze drehte das Artefakt prüfend mit den Fingern. »Ich habe eine Idee, wie wir hier wegkommen …«
     
    Die Unterseite der Noxe im Blick, eilte Byron eine verlassene Straße entlang. Dabei strich er mit beiden Daumen über die Hieroglyphen und studierte die Gravuren, als könne er anhand ihrer unsere Position bestimmen. Ich folgte ihm im Zickzack durch trügerisch leere Straßenschluchten. Aus manchen Häusern, an denen wir vorübereilten, drangen Laute und Geräusche, zu denen ich mir jedoch lieber kein Bild machte. Schließlich blieb Byron abrupt stehen, schwenkte die Pyramide im Kreis und ging langsam wieder ein paar Schritte zurück.
    »Ah, hier«, murmelte er. Mit der flachen Hand befühlte er die Oberfläche einer Hauswand, dann presste er die Noxe an einer bestimmten Stelle gegen das Gestein. Zwischen dem Objekt und der Mauer blitzte es kurz auf, woraufhin Byron die Pyramide sinken

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