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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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– und was hinter meinem Rücken lauerte. Langsam wandte ich mich um und sah hinauf in das unheilvolle Glühen des Sterns, der im Zentrum des Megarons strahlte. Die Noxe für die Türen, gingen mir Maximiliens Worte durch den Kopf. Die Türen …
    Unterstehen Sie sich, eine von ihnen zu öffnen, rief ich mir Spindarios Warnung vom Tag meiner Ankunft in Erinnerung. Eine falsche Tür, durch die Sie schreiten oder zu der Sie herauskommen, und Sie erhalten eine gewischt!
    Ich schielte nach links und rechts. Kein Energiestrahl zuckte heran, um mein Nervensystem zu grillen, selbst dann nicht, als ich mich wieder bewegte und langsam den Korridor entlang ging.
    Misstrauisch taxierte ich das Licht. Womöglich setzte es mich nur deshalb nicht schachmatt, weil die Tür, durch die ich das Treppenhaus betreten hatte, bereits von einer autorisierten Person geöffnet worden war. Das würde allerdings bedeuten, dass der Stern nicht zwischen einzelnen Individuen zu unterscheiden vermochte – und mich anscheinend für Spindario hielt. Ich entspannte mich ein wenig und sah mich um. Diesmal befand ich mich wesentlich tiefer im Megaron als dereinst mit Spindario. 4182 lautete die Nummer der Tür, die ich soeben passierte. Ich blieb stehen und warf einen Blick über das Geländer. Bis hinab zum Boden – einem quadratischen Areal von der Größe eines Boxrings – mochten es zwar immer noch über zweihundert Meter sein, doch dies war nichts im Vergleich zu den achthundert Metern, die sich das Treppenhaus noch über mir ausdehnte; so hoch, das sein oberes Ende im gleißenden Licht der über mir strahlenden Minisonne kaum noch zu erkennen war.
    Ich ließ meinen Blick über die Korridore wandern und zählte grob dreihundert Etagen. Dann, ein paar hundert Meter über mir, erkannte ich einen winzigen dunklen Umriss: einen Menschen!
    Mein Herzschlag beschleunigte sich. Wenn ich unverschämtes Glück hatte, hockte der Kerl, der sich an das Geländer zu klammern schien, direkt vor der Tür, die in den riesigen Wolkenmonolithen führte.
    In einen von vier Monolithen, erinnerte mich Giza. Du weißt doch, es sind vier Säulen … Woher willst du wissen, ob die Tür dort oben in die Säule des Nordens führt?
    »Hey!«, rief ich so laut ich konnte empor. »Bleiben Sie wo Sie sind! Bewegen Sie sich nicht!«
    Ich konnte auf die große Entfernung keine Reaktion auf meine Worte erkennen. Die Gestalt regte sich nicht, rief aber auch keine Antwort herab. Entweder war sie nicht bei Bewusstsein, oder sie verstand meine Sprache nicht. Vielleicht hatte Spindario auch dafür gesorgt, dass der Kerl keine Dummheiten machte, solange er sein verschwundenes Taxi suchte. Womöglich hatte er das Licht im Zentrum dazu gebracht, den Neuankömmling zu paralysieren, solange er die Türen abklapperte.
    Auch auf mein Gebrüll hin zeigte der Stern im Zentrum keine Reaktion. Die Spracherkennungssoftware der Inferno-Architekten schien ebenso veraltet zu sein wie das Personen-Identifikationsprogramm. Jede irdische Tankstelle war besser gegen unerwünschte Eindringlinge abgesichert als die Zubringerstation der Hölle.
    So schnell ich konnte, hetzte ich die Treppen empor, ständig mit einem Ohr nach verdächtigen Geräuschen lauschend. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Spindario keinen Trumpf im Ärmel hatte, falls er aus dem Megaron ausgesperrt wurde. Schließlich musste er aus der Stadt auch wieder hierher zurückkehren, um weitere Neuankömmlinge abzuholen, die Archon in den Nebel gelotst hatte. Ich musste folglich jeden Moment damit rechnen, dass eine Tür in meiner Nähe aufflog und einen zähnefletschenden Taxifahrer ausspuckte …
    Als ich zwei Drittel der Etagen erklommen hatte, konnte ich den Neuankömmling deutlicher erkennen. Er hockte – furchtsam ans Geländer geklammert – auf der mir gegenüberliegenden Seite des Treppenhauses und blickte zu mir herab. Ich winkte ihm, doch er reagierte auch diesmal nicht. Irgendwie kam es mir vor, als hätte er Angst, das Geländer loszulassen. Meine Ahnung bestätigte sich, als ich ihn schließlich erreichte. Es war tatsächlich ein Mann, schlank und sonnengebräunt, der vor mir hockte und mich aus weit ausgerissenen Augen anstarrte. Eine Spur von Wahnsinn glomm in seinen Pupillen. Er hatte eine Halbglatze und trug staubige, beigefarbige Trekking-Kleidung.
    »Keine Angst«, beruhigte ich ihn, nachdem ich den Ausdruck in seinen Augen analysiert hatte. »Ich tue Ihnen nichts.«
    »Gehen Sie weg von mir!«, bellte er in

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