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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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mochte.
    »Na schön, Mister Beck«, sagte ich, als er zu Ende erzählt hatte und wieder zu lamentieren anfing. »Es gibt sicher einen Grund dafür, weshalb man Sie hierher gebracht hat, aber er interessiert mich nicht. Ich werde jetzt diese Tür öffnen. Bleiben Sie dicht hinter mir, und blicken Sie auf keinen Fall zurück ins Licht.« Und geben Sie mir Deckung, fügte ich in Gedanken an.
    Ich drückte die Klinke nieder und schob die Tür einen Spalt weit auf. Der Stern im Zentrum verhielt sich friedlich, Beck stand weiterhin auf seinen zwei Beinen. Von der anderen Seite der Pforte war kein Geräusch zu hören. Stattdessen strich der Geruch von Ammoniak um meine Nase.
    »Bereit?«, flüsterte ich.
    »Ja.«
    Ich holte tief Luft, stieß die Tür vollends auf und stürzte voran in die Schwärze. Für einen Sekundenbruchteil nahm ich einen Blitz wahr, gefolgt von einem irren Schrei, dann folgte ein Donnerschlag, und ich befand mich in absoluter Finsternis.
    Ich lauschte, hörte nur meinen Atem. Ich war bei Bewusstsein, lag in feuchtem Gras und fühlte keinerlei Schmerzen.
    »Beck?«, rief ich gedämpft. »Albert? Sind Sie hier?«
    Keine Antwort. Stattdessen ertönte weit über mir ein Brausen und Wehen, das schnell wieder verstummte. Im Dunkeln kroch ich in die Richtung, in der sich die geschlossene Tür befinden musste, stieß jedoch auf keinerlei Widerstand. Sie war verschwunden, und Beck auf der anderen Seite geblieben. Das Unbehagen, ihn als lebenden Schutzschild benutzt zu haben, verflog rasch wieder. Ich hatte mittlerweile zu viel Grauen erlebt, um von einem schlechtes Gewissen geplagt zu werden. Nicht hier. Nicht an diesem irrealen Ort.
     
    Geschätzte sechs Stunden später irrte ich noch immer durch die Dunkelheit, ohne auf einen Weg nach draußen gestoßen zu sein. Ich hatte zwar das Tor gefunden, doch nachdem ich die Innenseiten des Monolithen abgewandert hatte, zählte ich insgesamt vier dieser Portale. In der Mitte jeder Wandseite befand sich ein verschlossener Ausgang. Vier Tore, vier Himmelsrichtungen. Verkörperte der Monolith jede Säule der Duat zugleich? Gab es nur dieses eine gigantische Bauwerk, das man an vier verschiedenen, Tausende von Kilometern voneinander entfernten Orten gleichzeitig betreten konnte? War dieser Komplex eine ebenso unbegreifliche Dimensionsspielerei wie das Megaron?
    Jede Innenseite des Monolithen maß geschätzte vier Kilometer, plus minus fünfhundert Meter, da ich aufgrund der Finsternis keine ausgreifenden Schritte gemacht hatte. Interessiert hätte mich, auf welche Weise Archon und Okabur einst die Halle verlassen hatten. Gab es vielleicht versteckte Lifte, Hebebühnen oder Falltüren? Als ich wieder am Nordausgang angelangt war, tastete ich die Wand mit den Handflächen nach einem Öffnungsmechanismus ab. Dabei lastete auf mir das unbehagliche Gefühl, nicht allein zu sein. In meiner Paranoia bildete ich mir irgendwann sogar ein, eine Horde grinsender Corrigans hocke in einiger Entfernung beisammen und beobachtete mit Nachtsichtgeräten mein Tun. Die Dunkelheit und Ausweglosigkeit machten mich wahnsinnig.
    Meine tastenden Finger erspürten in einer Höhe von vielleicht zwei Metern über dem Boden schließlich eine Folge quadratischer Vertiefungen, die sich über mehrere Meter hinweg in Abständen von ungefähr fünfzig Zentimetern in der Wand aneinander reihten. Sie waren so groß wie die Unterseite der Noxe, die ich bei mir trug, was darauf schließen ließ, dass sie eigentlich für ein vollständiges Hexonnox gedacht waren. Blieb die Frage: Benötigte ich tatsächlich alle sechs Teile, um das Megaron und die Sphäre zu verlassen, oder eröffnete mir auch ein einzelnes Segment den Weg nach draußen?
    Zehn Vertiefungen zählte ich, die ich der Reihe nach durchprobierte. Der Pyramidenfuß passte in alle, doch das Resultat war gleich null. Dann kam mir die Idee, dass jede Einbuchtung für eine Zahl stehen mochte. Der Schlüssel nach draußen konnte also in der richtigen Zahlenkombination bestehen.
    Wunderbar, begeisterte sich Giza. Die korrekte Kombination ist folglich eine von lediglich zehn Milliarden Möglichkeiten.
    Eine Weile rätselte ich darüber, ob sich die Null am Anfang oder am Ende der Reihe befinden mochte. Schließlich probierte ich beide Varianten mit der Zahl, die ich auf der Tür, vor der Beck kauerte, gelesen hatte: 51071. Nichts geschah. Mutlos stand ich vor der Wand, dann erinnerte ich mich an das Kuvert, das Archon mir bei meiner Ankunft überreicht

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