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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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ihr Gesicht. »Du kannst es nicht, habe ich Recht? Ist es …« – Ich tippte mir gegen die Brust – »wegen des Uroboros in meinem irdischen Körper?« Merets Blick flackerte, doch sie schwieg. »Du würdest dir selbst Leid zufügen, sobald du mich angreifst, habe ich Recht?« Dann, in einer plötzlichen Erkenntnis: »Und ebenso Freude und Entzücken, wenn wir uns lieben …«
    »Ich fühle die Schmerzen des Aphoes, seit du so dumm warst, hinab in den Pechsee zu springen!«, entgegnete Meret. »Er ist mein Ka.«
    »Warum erlöst du mich dann nicht endlich davon?«
    »Weil er das Einzige ist, was mich …« Sie biss sich in einer recht menschlichen Art auf die Lippe.
    Ich hob die Augenbrauen. »Schützt?«
    »Mit dir verbindet.«
    Ich verdrehte die Augen. »Das darf einfach nicht wahr sein. Wer gab dir das Recht, in mein Leben einzudringen?«
    »Du bist in mein Leben eingedrungen, Kematef, hast du dies schon wieder vergessen?« Merets Blick hing an meinen Augen, schien tief in meinem Inneren etwas zu suchen. »Am Fuße jenes Bergmassivs, das ihr Djebel Uweinat nennt. Du hast meinen Tempel entweiht und mein Ka an dich genommen und mich damit erst aus Sarara in deine Welt gelockt.« Sie stöhnte auf, als ich wütend zupackte. »Dein Griff schmerzt!«
    »Das soll er auch, und er wird es so lange, bis ich weiß, wie ich aus diesem Irrenhaus herauskomme.«
    »Zwinge den Aphoes nicht, dich zu verlassen!«
    »Nur damit du auf meine Kosten endlich einmal Freude und Lust verspüren kannst?«, schrie ich sie an. »Ich kann dir nicht geben, wonach du suchst! Ich bin ein Mensch!« Meine eigene Stimme betäubte meine Ohren. Jedes Wort von dem, was ich sagte, stieß ich einzeln hervor.
    Merets Blick flackerte. »Das weiß ich.« Sie löste sich mit einem energischen Ruck aus meinem Griff und kroch ein Stück zurück. »Und du täuscht dich. Meine Liebe gehört dem Aphoes, nicht dir. Und was eure Nachkommen betrifft: Gäbe es keine Wesen, die ewig existieren, dann würden eure Frauen nur tote Fleischklumpen gebären. Sie würden seelenlose, zuckende Bündel aus ihren Schößen pressen, die es nicht einmal wert wären, an wilde Hunde verfüttert zu werden. Wie weit wärt ihr ohne die Geister, die Jahrtausend um Jahrtausend während des Aphonnon zu euch zurückkehren? Wie weit wärt ihr ohne uns gekommen? Gelehrte wurden wiedergeboren, Diktatoren und Heilige. Ermordete kamen wieder zur Welt und überführten ihre Mörder.«
    »Du redest, als wärst du menschlich, aber das bist du nicht. Du bist kein Fleisch und Blut, und du warst es nie. Das wirkliche Leben ist für dich ein unerreichbar ferner Traum. Was bist du – ein Dämon? Eine Agarepth? Eine Chronerhure, die ihre Seele für das Privileg verkauft hat, sich frei bewegen zu dürfen?«
    Merets Blick war traurig und wütend, doch nicht weniger stolz. Schließlich senkte sie die Lider und sah in eine andere Richtung. »Ich bin nicht jene, welche die Truhe geöffnet hat, Kematef. Ich gehöre zu dem, was aus ihr geboren wurde. Sarara wurde einst geschaffen, um Leben hervorzubringen. Eine Kultur. Eine Zivilisation. Heute dient sie dem Zweck, das Geschaffene nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Jedwede Zerstörung in deiner Welt dient der Erneuerung der Form in der Duat.« Sie erhob sich, ging vor zur Klippe und deutete in die Tiefe. »Sieh dir die Stadt an!«, rief sie. »Sieh all die toten Städte deiner Welt, die sich in ihr vereinen; Ninive und Karakorum, Pompeji und Abydos, Pergamon, Konka Uta, Wadelai und Karthago. Alle Ruinen der alten Welt sind hier zusammengebracht. Alles, was innerhalb der Grenzen Sararas je ausgelöscht wurde, unterging oder verfiel, hat sich hier wieder erhoben. Und warum? Weil unsere Schöpfer in ihrem Wissensdurst etwas erschufen, das im Universum seinesgleichen sucht! Und weil es befreit wurde!«
    »Nano-Roboter …«, bemerkte ich abfällig.
    Meret schüttelte den Kopf. »Paseth. Winzige Maschinen, deren einziges Bestreben es war, sich zu vermehren; zu formen und zu gestalten und Leben zu imitieren.«
    Auch ich stand auf, trat neben sie an den Rand der Klippe und blickte hinab auf die Stadt. In Merets Augen glomm ein dämonisches Feuer voll unermesslicher Wut und Bitterkeit zugleich. Ihr ausgestreckter Arm wies noch immer wie ein Dorn in die Weite über dem endlosen Häusermeer. Der Turm von Babylon, die Mauern von Jericho, Troja, Korinth, Delphi, alles war wie ein endlos gewuchertes architektonisches Krebsgeschwür dort unten vereint.
    Ich

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