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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Tagedieb Elijah?«
    »Wir hatten dich gewarnt, einen Iretmethen nach Sarara zu bringen«, tadelte die Weisgekleidete Meret. »Solange sie einen eigenen Willen besitzen, bereiten sie nur Ärger.«
    »So wie der, den ihr vor zweitausend Jahren hofiert habt?«, spottete Meret. »Der bereits beim Eintreffen das Tor Rosetau zerschlug? Der Feuer von Jarus Himmel fallen ließ und sein Gesicht verbrannte?«
    »Sein Gesicht ist durch die Kollision mit dem Paraboliden zerborsten!«, erhob Isis die Stimme, wobei ein drohender mechanischer Unterton hörbar wurde. »Durch die Mitschuld dieses Iretmethen!«
    Während Byron die Unterhaltung mit einem bemüht gleichgültigen Geschichtsausdruck verfolgte, stockte mir der Atem. Nicht allein, dass der mir angelastete Sach- und Personenschaden inzwischen ins Unermessliche zu wachsen schien, meine Reise in dieses Inferno war anscheinend von Beginn an ein abgekartetes Spiel gewesen, mit Isis auf der einen und ihrem Schattenbild Meretseger auf der anderen Seite. Sogar für die Unterbringung meiner restlichen Seelenelemente hatten diese Kreaturen gesorgt.
    Vollpension, kommentierte Giza. Reserviert und im Voraus bezahlt.
    Als hielte ich etwas auf dieser Welt streng Verbotenes in der Hand (was wahrscheinlich sogar zutraf), versuchte ich das Hexonnox hinter meinem Rücken zu verbergen. Stattdessen hätte wohl eher ich mich im Inneren des Würfels verstecken sollen.
    »Du bist zu weit gegangen, Meret«, erklärte Isis wie zur Bestätigung. »Ich werde dafür sorgen, dass seinem Plan entsprochen wird.« Sie deutete auf mich und sagte: »Er darf das Wissen um Sarara nicht an seine Welt weitergeben. Sein Ka wird gerichtet, um die Ordnung zu wahren. Keine Erinnerung, das ist sein Wille!«
    »Aber nicht der meine!«, zischte Meret. Innerhalb eines Augenaufschlags verwandelte sich ihr Unterleib in einen schillernden Schlangenkörper, dessen Ende mit dem ellenlangen Dorn pfeilschnell auf ihr weißhäutiges Ebenbild zuschoss. Doch bevor der Stachel dieses erreicht hatte, explodierte Isis’ Körper in einem grellen Blitz. Sekundenlang schwebte ein unerträglich helles Licht über der Stelle, wo sie gestanden hatte. Meret zog ihre Schwanzspitze rasch zurück und brachte respektvollen Abstand zwischen sich und die Erscheinung.
    »Der Plan wird erfüllt!«, schmetterte eine mechanische Stimme aus dem Licht heraus, dann schoss es über den Limbus davon, in den Nebel am Horizont.
    »Beruhigend zu wissen, dass die Dämonen sich immer noch vor den Engeln fürchten«, kommentierte Byron den Zwischenfall.
    »Wie kann eine Maschine sich in reines Licht verwandeln?«, wunderte ich mich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
    »Auf die gleiche Weise wie ein Mensch sich in eine Schlange verwandelt«, antwortete Byron provozierend.
    »Jeder besitzt sein eigenes Versteck, nicht wahr?«, gab Meret zurück.
    Ich taxierte die Hybride. »Du gehörst zu ihnen, nicht wahr?«
    Meret schürzte die Lippen. »Zu wem denn, Kematef?«
    »Zu den Architekten dieses Infernos, wie diese Isis-Maschine.« Ich stieß die Worte heftiger hervor, als ich beabsichtigt hatte, doch die Aufregung ließ mich schlottern. Ich hatte das Gefühl, dass mein von Nanorobotern gesättigtes Blut in den letzten Sekunden bedeutend an Temperatur verloren hatte.
    »Architekten … Ein interessanter Terminus.« Merets Lächeln schwand. »Nein«, sagte sie mit einem bedeutungsvollen Blick auf Byron. »Ich nicht.«
    Der Schwarze behielt seine gleichgültige Miene bei und trat langsam an mich heran. »Gib mir das Hexonnox«, forderte er. »Dann zeige ich dir, wie wir diese Missgeburt ein für alle Mal loswerden.«
    »Das wünscht er sich bereits seit über fünftausend Jahren«, bemerkte Meret. »Nicht wahr, Thot?«
    Die gesamte Szenerie gefror für Sekunden. Jeder belauerte in atemloser Stille jeden, dann stieß Byron plötzlich mit donnernder Stimme hervor: »Ihr seid eine Seuche der Kultur!« Schlagartig trat wieder dieses unirdische rote Glühen in seine Augen. Er fletschte die Zähne und rannte mit klauenartig vorgestreckten Händen auf mich zu. »Gib es her!«, knurrte er. »Ich ertrage diese ganze Dekadenz nicht mehr!«
    Wie von einer Sprungfeder getrieben schnellte Merets Schwanzspitze heran und bohrte ihren Dorn tief in Byrons Rücken. Nur zwei Schritte von mir entfernt erstarrte der Schwarze. Er riss den Mund auf und blickte mich fassungslos an, dann quoll ihm ein Schwall blasigen roten Schaumes aus Mund und Nase, und er sank – die Hände

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