Mosaik
Angehörigen der Einsatzgruppe und sah, daß sie dem Bestattungsort mit Ehrfurcht und Respekt
begegneten. Das hielt er für durchaus angemessen. Interessiert richtete er den Tricorder auf ein Skelett.
»Der Schädel dieser Geschöpfe deutet auf ein großes Gehirn hin, was wiederum Intelligenz vermuten läßt.
Ich nehme an, daß es sich hier nicht um die sterblichen Überreste von Tieren handelt.«
»Die Anordnung der Gebeine deutet auf ein Bestattungsritual hin, nicht wahr?« Falten bildeten sich in Kims Stirn, als er nachdachte. Der Fund schien ihn zutiefst zu bewegen.
»Ja«, bestätigte Tuvok. »Aus dem, was wir hier sehen, könnten mehrere Schlüsse gezogen werden. Vielleicht ist dies hier eine Familiengruppe. In Frage käme auch ein hochrangiges
Individuum mit seinen oder ihren Untergebenen. Oder Opfer einer Katastrophe beziehungsweise Krankheit. Ohne zusätzliche Informationen ist es nicht möglich, eine endgültige Aussage zu treffen.«
»Es fehlen Grabbeigaben«, sagte die immer neugierige Kes.
»In der Tat. Auch daraus ließen sich mehrere Schlüsse ziehen, die jedoch ohne weitere Daten nicht verifiziert werden können.«
»Sehen Sie nur, Mr. Vulkanier.« Tuvok drehte den Kopf und stellte fest, daß Neelix auf ein etwa hundert Meter entferntes Objekt deutete: Ein zweiter Turm ragte dort in die Höhe, ebenso dunkelblau wie der erste. Von ihrer ursprünglichen Position aus war er nicht zu sehen gewesen. Man konnte ihn nur dann erkennen, wenn man am Fuß dieses ersten Turms stand.
»Bei vielen Völkern ist es üblich, Begräbnisstätten durch architektonische Markierungen zu verbinden«, sagte Tuvok.
»Wenn wir dem durch diese Bauwerke markierten Weg folgen, erreichen wir vielleicht eine heilige Stätte.«
»Wenn das stimmt… Es wäre das erste dokumentierte Beispiel für ein derartiges Verhalten im Delta-Quadranten.« Diese Worte stammten von Fähnrich Greta Kaie, einer jungen Frau mit blondem Haar, dunkelbraunen Augen und kleinen Flecken an der Nase, von Menschen ›Sommersprossen‹ genannt. »Können uns diese Parallelen etwas über den Ursprung aller Spezies verraten?«
Eine sehr interessante Frage – doch Tuvok nahm sich nicht die Zeit für den Versuch, sie zu beantworten. In dieser Hinsicht gab es unter den Fachleuten schon seit Jahren Kontroversen. Warum existierten bei den vielen verschiedenen Völkern mehr
Gemeinsamkeiten als Unterschiede? Dieser Umstand wies auf eine Verbindung hin, auf einen gemeinsamen Ursprung der galaktischen Spezies. Doch es gab noch immer keine Klarheit.
Viele glaubten, daß Fremde aus einer anderen Galaxis ›Keime‹ in der Ursuppe vieler Welten hinterlassen hatten, zu einer Zeit, als sich die Bausteine des Lebens bildeten. Andere neigten zu der Annahme, daß ein göttliches Wesen das Leben geschaffen hatte, gewissermaßen aus dem Nichts. Tuvok zog eine
wissenschaftlichere Erklärung vor. Überall in der Milchstraße existierte die gleiche Basismasse: Elemente und ihre zahlreichen molekularen Kombinationen. Diese Bausteine verteilten sich in der ganzen Galaxis, als Sterne und Planeten entstanden. Daraus folgte: Der Stoff, aus dem sich schließlich das Leben entwickelte, wies viele gemeinsame Eigenschaften auf. Gab es unter solchen Voraussetzungen nicht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Evolution von Humanoiden in ähnlichen Bahnen verlief?
»Ich überlasse es Ihnen, sich darüber eine Meinung zu bilden, Fähnrich, und zwar auf der Grundlage Ihrer persönlichen Überzeugungen.«
Kaie lächelte – allem Anschein nach hatte sie mit einer solchen Antwort gerechnet.
»Sollen wir den Markierungen folgen, Lieutenant? Um
herauszufinden, ob es tatsächlich einen Weg gibt, der zu einer heiligen Stätte führt?« Kim richtete einen hoffnungsvollen Blick auf Tuvok. Das Geheimnis der geflügelten Humanoiden fesselte ihn ganz offensichtlich.
»Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht«, erwiderte der Vulkanier.
»Ich muß daran erinnern, daß unsere erste Aufgabe darin besteht, Nahrungsmittel zu sammeln«, erinnerte Neelix die Einsatzgruppe. »Der paläontologische Kram ist natürlich sehr interessant – ich selbst bin ein erfahrener Amateurarchäologe –, aber wir sollten darüber nicht unsere Prioritäten aus den Augen verlieren.«
»Da stimme ich Ihnen zu, Mr. Neelix. Ich schlage vor, Sie wählen zehn Personen aus und suchen mit ihnen nach geeignetem Proviant. Wir anderen befassen uns mit wissenschaftlichen Nachforschungen.«
»Gut. Kes, du
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