Mosaik
vermutlich recht. Wie dem auch sei: Der Bau dieser Anlage hat sicher enorm viel Zeit in Anspruch genommen, woraus sich der Schluß ziehen läßt, daß sie für die unbekannten Baumeister sehr wichtig gewesen sein muß. Daher sollte man annehmen, daß sich hier etwas befindet, etwas, das geschützt werden sollte.«
»Der Leichnam eines Oberhaupts? Ein Schatz? Eine Karte?«
»Jeder einzelne Punkt käme in Frage. Aber vielleicht ging es um etwas ganz anderes.«
»Nun, um was es sich auch handeln mag: Vielleicht hat es für uns gar keinen Nutzen. Wir sollten in Erwägung ziehen, zu den anderen zurückzukehren.«
An diese Möglichkeit hatte Kim bereits gedacht, aber er wollte es nicht zugeben. »Ich bin nicht neugierig, weil wir hier etwas entdecken könnten, das sich vielleicht verwenden läßt. Ich bin neugierig, weil alles so geheimnisvoll ist. All die Skelette, und dann dieses Labyrinth… Ich möchte eine Antwort auf die Frage nach dem Warum.«
Plötzlich hörte er, wie Kes nach Luft schnappte. Er verharrte abrupt und richtete den Schein seines Handlichts auf sie. Ihre Augen wirkte wie die einer Katze im Mondschein: groß und wachsam.
»Was ist los?«
»Ich weiß es nicht. Etwas…«
Kim musterte sie. Er wußte vom telepathischen Potential der Ocampa. Spürte sie jetzt eine fremde Präsenz in den stillen, dunklen Korridoren?
Sie schloß die Augen und drehte sich langsam, schien bestrebt zu sein, den Ursprung einer leisen, nur für sie hörbaren Melodie festzustellen. Ihre Lippen teilten sich, und Kim hörte ihr leises Atmen. Dann schauderte sie ein wenig. Er wartete und wollte Kes jetzt auf keinen Fall stören.
Schließlich wandte sie sich ihm zu und öffnete die Augen. »Ich habe etwas gehört, in weiter Ferne… Doch es verschwand.«
»Wie klang es?«
»Das läßt sich kaum beschreiben. Wie… auf Holz tropfendes Wasser.«
»Konnten Sie herausfinden, woher das… Geräusch kam?«
Kes schüttelte den Kopf – offenbar nahm sie jetzt nichts mehr wahr. »Haben Sie nichts gehört?«
»Nein, überhaupt nichts.«
Die Ocampa atmete tief durch und richtete einen fast verlegenen Blick auf den jungen Fähnrich. »Es ist vorbei. Jetzt herrscht auch für mich wieder völlige Stille.«
»Na schön. Gehen wir weiter.«
Sie schritten durch den Korridor und setzten die Sondierungen fort. Einige Minuten später erreichten sie eine Stelle, an der die Passage nach rechts abknickte.
Als sie die Biegung passierten, sahen sie weiter vorn drei bewaffnete Kazon.
Dem ersten Angriff des Kazon-Schiffes ging nur eine knappe Warnung von Tom Paris voraus, der am Navigationspult saß.
»Die Waffensysteme der Kazon nehmen Energie auf, Captain.«
Kaum einen Pulsschlag später kam es zu einer Plasma-
Entladung, und die Voyager schüttelte sich in der energetischen Druckwelle.
»Sie schießen aufs Geratewohl«, sagte Chakotay. »In der Hoffnung, uns allein durch Zufall zu treffen.«
Eine sehr unangenehme Angelegenheit, fand Janeway. Sie verabscheute es, hilflos dazusitzen und zu hoffen, nicht von den Plasmafackeln getroffen zu werden – oder daß sie, falls es doch zu einem Treffer kam, keinen großen Schaden anrichteten. Sie zog es vor, aktiv zu sein, Eigeninitiative zu entwickeln und zu handeln. Doch manchmal standen ihr solche Möglichkeiten nicht offen. Das hatte sie im Lauf der Jahre gelernt. Es handelte sich um eine Erkenntnis, die ebenso in ihr herangereift war wie viele andere: auf eine recht schmerzhafte Weise.
Sie lehnte sich im Kommandosessel zurück und versuchte, die Unruhe aus ihrem Innern zu verbannen, während sie dem
dumpfen Donnern der Plasma-Entladungen lauschte. Die ganze Zeit über versuchte sie, nicht an Tuvok und die anderen zu denken, die auf dem Planeten zurückgeblieben waren.
Kapitel 10
Cheb Packer legte ihr in der Dunkelheit die Hand auf den Arm, und Kathryn spürte ein Prickeln, das ihren ganzen Körper erfaßte und in den Fingerspitzen endete. Auf diese Weise empfand sie immer, wenn er sie berührte, sie auch nur ansah oder ihr sein seltsam schiefes Lächeln schenkte.
Sie mochte alles an ihm. Sie liebte sein dunkles Haar mit der einen Locke, die ihm immer wieder in die Stirn fiel. Sie liebte seine Augen – ein so dunkles Blau hatte sie nie zuvor gesehen.
Sie liebte seine breiten Schultern und starken Arme. Sie liebte seinen Intellekt – in ihrer Altersgruppe schien es niemanden zu geben, der imstande war, sich mit seiner Brillanz zu messen.
Kathryn konnte es noch immer nicht fassen:
Weitere Kostenlose Bücher