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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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vergeblich darauf, daß jemand ablehnte. Als die Reihe an sie kam, wollte sie nicht die einzige sein, die keinen Wein trank. Sie beobachtete, wie Cheb ihr ebenfalls einschenkte. Nun, eine Tasse konnte sicher nicht schaden. Außerdem paßte es zu der
    romantischen Atmosphäre, die sie hier zu schaffen versuchten.
    Cheb hob seine eigene Tasse und sagte feierlich: »Nächstes Jahr in San Francisco.«
    Alle tranken. Für Kathryn schmeckte der Wein fast samtig; er erwies sich als überraschend aromatisch.
    Sie aßen Brötchen, löffelten heiße, würzige Suppe, sprachen leise miteinander und sahen sich immer wieder in dem schattigen Raum um. Die alten Damasttapeten lösten sich an einigen Stellen, leisteten damit einen Beitrag zu dem allgemeinen Eindruck von verblaßter Pracht. Das Haus war wie eine alte Dame, die versuchte, an der eleganten Fassade der Jugend festzuhalten, obwohl ihr Gesicht voller Falten und Krähenfüße war.
    Eine Flasche Wein für vier Personen bedeutete pro Kopf kaum zwei Tassen. Kathryn bedauerte, daß es nicht mehr gab. Sie fühlte sich auf sehr angenehme Weise entspannt. Jene besondere Wärme, die sie immer in der Nähe von Cheb spürte, schien sich zu verstärken.
    »Also gut«, sagte er nach einer Weile. »Jetzt wird es Zeit, den Rest des Hauses zu erforschen. Wartet nur, bis ihr das Bett im dritten Stock seht: ein riesiges Himmelbett mit einem
    unglaublichen Brokat-Baldachin.«
    Cheb brachte sie in die große Eingangshalle. Von dort aus führte eine breite, verzierte Treppe vier Stockwerke weit zu einem zentralen Oberlicht empor. Sie wirkte irgendwie unheilvoll
    – und gleichzeitig sehr einladend. Langsam näherten sie sich ihr, strichen mit den Händen über ein aus poliertem Holz bestehendes Geländer, auf dem sich erstaunlicherweise überhaupt kein Staub abgesetzt hatte. Kathryn betrachtete ihre Finger.
    »Hier müßte sich eigentlich eine dicke Staubschicht gebildet haben. Jemand scheint sie fortgewischt zu haben.« Sie
    schnupperte an den Fingern, roch Kiefernnadelöl. »Und zwar erst vor kurzer Zeit.«
    Cheb zuckte mit den Schultern. »In seinem Testament hat Magruder für die Instandhaltung des Hauses Sorge getragen.
    Vielleicht war erst vor kurzer Zeit ein Säuberungstrupp hier.«
    Kathryn entdeckte einen weiteren Geruch, ganz schwach – er weckte Assoziationen an brennendes Holz. »Riecht ihr das?«
    fragte sie. »Wie… wie ein Kamin, in dem noch die Reste eines Feuers schwelen.«
    Die anderen starrten sie groß an, und Kathryn begriff plötzlich: Nur sie hatte Erfahrung mit Kaminen. Daheim gab es einen, und ihre Eltern benutzten ihn oft. Der Grund dafür bestand natürlich in ihrer traditionalistischen Einstellung. Die meisten anderen Familien, deren Söhne und Töchter das Institut besuchten, verzichteten sicher auf solche Einrichtungen in ihren Häusern.
    Sie erreichten einen Treppenabsatz, auf dem ein prächtiger Kleiderschrank stand. Auch er war kürzlich gereinigt worden, denn er glänzte im Schein der Handlichter. Wieder konnte Kathryn nicht der Versuchung widerstehen, mit den Fingern über das massive Holz zu streichen, als könnte sie dadurch einen Kontakt zu den Menschen herstellen, die hier einmal gelebt hatten.
    Cheb zog sie weiter.
    Als sie den Weg nach oben fortsetzten, schufen ihre Lichter geisterhafte Schatten, die auf gespenstische Weise hin und her tanzten. Furcht keimte in Kathryn. Sie war nicht ängstlich und hielt wenig von Geschichten, bei denen es um irgendwelchen übernatürlichen Unsinn ging. Doch sie erinnerte sich jetzt daran, was Cheb ihnen von der früheren Herrin dieses Schlosses erzählt hatte. War sie tatsächlich von ihrem verzweifelten Mann umgebracht worden? Ruhten ihre Knochen innerhalb der Mauern dieses Gebäudes? Hatte sich das Schloß in ihr Grabmal
    verwandelt?
    Kathryn versuchte, das Unbehagen von sich abzuschütteln. Sie fühlte sich ein wenig benommen – ein Empfinden, das auf den Wein zurückging und alles andere als angenehm war. Sie legte großen Wert darauf, immer im Vollbesitz all ihrer Kräfte zu sein.
    Alkohol. Sie schwor, nie wieder irgendwelche alkoholischen Getränke anzurühren.
    »Da ist es wieder«, sagte sie. »Riecht ihr es jetzt?«
    Diesmal bestätigten die anderen und rümpften die Nase, als sie das scharfe, bittere Aroma von verbranntem Holz wahrnahmen.
    Kathryn sah nach oben und versuchte, die Dunkelheit mit ihren Blicken zu durchdringen, eine Erklärung für das Rätselhafte zu finden. Schatten huschten über die

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