Mosaik
nicht.
Cheb war von Anfang an übel gelaunt und kurz angebunden, seit sie die Erde an Bord des Shuttles verließen. Die Reise stellte ein Geschenk von Kathryns Vater dar, aus Anlaß des erfolgreichen Schulabschlusses. Auf dem Mars stand ein Starfleet-Quartier für sie bereit, und außerdem durften sie die Privilegien des Offiziersklubs genießen.
Ihr Vater wußte natürlich nichts von den Tauchplänen, und er sollte auch nichts davon erfahren. Kathryn und Cheb
beabsichtigen, das unterirdische Höhlensystem tagelang zu erforschen und in den Kavernen zu campen. Auf diese Weise wollten sie ihren Urlaub verbringen.
Doch Chebs schlechte Laune ließ auch bei Kathryn keine rechte Freude aufkommen. Das Aufwirbeln von Schlick und
Schwemmsand war nur ein Beispiel. Sie wußte genau, daß er vorsichtiger sein konnte, und daraus mußte der Schluß gezogen werden, daß Absicht dahintersteckte. Da er aufgrund seiner Depressionen keinen Gefallen an dem Ausflug finden konnte, sollte sie sich ebenfalls nicht darüber freuen.
Sie tauchten durch einen langen, röhrenförmigen Tunnel.
Stalaktiten und Stalagmiten ragten aus Decke und Boden, schienen nach ihnen zu tasten, als sie von den hydromagnetischen Antriebsmodulen durchs Wasser gezogen wurden. Cheb entrollte eine Leine, und Kathryn befestigte sie in regelmäßigen Abständen an Felsvorsprüngen – nur auf diese Weise konnten sie später den Rückweg finden.
Wenn ihr keine Wolken von aufgewirbeltem Sand die Sicht versperrten, sah Kathryn im Licht der Chemofackel bizarre Formationen, die wie Unterwasserstädte aus Türmen und Zinnen aussahen. Es war ein sehr faszinierender Anblick. Kathryn dachte daran, daß die Entwicklung dieser prächtigen Gebilde viele Jahrtausende gedauert hatte: Im Wasser gelöstes Kalzium lagerte sich ganz langsam ab, Millimeter um Millimeter, härtete und gewann schließlich erstaunliche Proportionen.
Vielleicht sind wir die ersten lebenden Geschöpfe, die das hier sehen, fuhr es ihr durch den Sinn.
Deshalb war sie hier – wegen der Aufregung. Um zu betrachten, was noch niemand vor ihr betrachtet hatte, um zu staunen und Informationen über bis dahin Unbekanntes zu sammeln. Das Unerforschte und Fremde übte einen enormen Reiz auf sie aus. Es prickelte in ihr, wenn sie sich vorstellte, daß hinter der nächsten Ecke etwas Einzigartiges und Wundervolles auf sie warten mochte.
Ihr lag kaum etwas daran, die Krankenschwester für Cheb Packers verletzte Gefühle zu spielen.
Weiter vorn wurde das Wasser klarer. Cheb glitt nach oben, und Kathryn begriff, daß er auftauchte. Nach fast einer Stunde hatten sie einen mit Luft gefüllten Hohlraum gefunden.
Kurz darauf durchstieß Kathryns Kopf die Wasseroberfläche, und ihr Licht strahlte durch eine gewaltige Höhle, so groß wie mehrere Fußballfelder. Die Decke wölbte sich fünfzig Meter über ihnen, und Stalaktiten bildeten dort majestätische Muster.
Kathryn gewann den Eindruck, sich in einer Art Kathedrale zu befinden.
Cheb schwamm zum felsigen Ufer und kroch an Land. Kathryn folgte ihm und nahm ihre Atemkieme ab. »Unglaublich«, sagte sie, und ihre Stimme hallte seltsam hohl von den Wänden wider.
»Wir können hier unser Lager aufschlagen. Der Boden ist eben genug.«
Kathryn löste die Riemen des wasserdichten Rucksacks, der Nahrungsmittelkonzentrate, trockene Kleidung und
Thermodecken enthielt. Sie stellte ihn beiseite, ging dann los und näherte sich einigen besonders langen von der Decke
herabreichenden Stalaktiten. Sie wuchsen noch immer. Nach wie vor tropfte Wasser von ihnen, und jeder einzelne Tropfen hinterließ eine winzige Menge von Kalzium, die schließlich härtete und die Masse des langen Dorns vergrößerte.
»Ist es nicht erstaunlich, Cheb? Das Wachsrum der Stalaktiten und Stalagmiten dauert an. Wir sehen hier einen Vorgang, der schon seit Jahrmillionen dauert.«
Er zuckte mit den Schultern. »So was geschieht auch auf der Erde.«
»Aber wir befinden uns hier nicht auf der Erde, sondern auf dem Mars. Und vielleicht sind wir die ersten Lebewesen, die das hier sehen.«
»Wo sind die Haferflocken? In deinem Rucksack oder in
meinem?«
Kathryn starrte Cheb groß an. Wollte er die ganze Zeit über so mürrisch sein? Sie atmete tief durch und hielt an der
Entschlossenheit fest, sich diesen Ausflug nicht verderben zu lassen. »In deinem, glaube ich.«
Er brummte etwas Unverständliches, kramte in seinem
Rucksack, warf dies und das nach rechts und links. Er ist unordentlich,
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