Mosaik
daß der Admiral den subtilen Hinweis verstand und sie gehen ließ.
Doch er schien das Gespräch fortsetzen zu wollen. »Ein Teil unserer Schwierigkeiten besteht darin, daß wir nur wenig über die Cardassianer wissen. Sie sind uns immer suspekt gewesen, aber wie üblich gingen wir zunächst von der Annahme aus, daß ihre Absichtserklärungen ernst gemeint sind. Die Cardassianer wiesen ausdrücklich darauf hin, daß sie kein Interesse daran haben, ihr stellares Territorium auszudehnen. Wie dem auch sei: In letzter Zeit kam es an ihren Grenzen zu einigen beunruhigenden Zwischenfällen.«
»Ja, Sir.« In den Worten des Admirals kam etwas zum
Ausdruck, über das niemand sprechen wollte: Der gräßliche Schatten des Krieges hing über der Föderation. Seit Jahrzehnten war es in der Föderation nicht mehr zu bewaffneten Konflikten gekommen, und sie alle hatten gehofft, diese Art der
Auseinandersetzung endlich überwunden zu haben.
Aber in einem fernen Teil der Galaxis regte sich ein neuer Feind, und die hohen Ränge von Starfleet versuchten, einen Kampf zu vermeiden. Diplomatische Anstrengungen wurden unternommen. Doch Kathryn wußte, daß zur gleichen Zeit auch strategische und taktische Planungen stattfanden. Vermutlich war ihr Vater daran beteiligt, weil er zu den Spezialisten für Raumschiffkonstruktion gehörte. Aber in dieser Hinsicht konnte sie nicht ganz sicher sein, denn er gab überhaupt keine Auskunft, hatte sie vollkommen von jenem Teil seines Lebens separiert.
Admiral Paris schien zu bemerken, daß es Kathryn widerstrebte, dieses Thema zu erörtern. Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich glaube, der erste Schritt besteht darin, daß Sie mir ein Expose für die Dissertation vorlegen. Ich erwarte es Montagmorgen um acht Uhr auf meinem Schreibtisch.
Verstanden?«
Das Blut wich aus Kathryns Gesicht. In nur vier Tagen sollte sie ein Expose erarbeiten? War der Admiral übergeschnappt? Sie konnte nicht einmal dann rechtzeitig fertig werden, wenn sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf konzentrierte. Und das ging nicht, weil sie Vorlesungen besuchen und noch viele andere Dinge erledigen mußte.
»Verstanden, Sir«, sagte sie knapp und bedachte den Admiral mit einem zuversichtlichen Blick. Sie sah sich mit einer vertrauten Herausforderung konfrontiert. Das Unmögliche schaffen? Einen viel zu knappen Termin einhalten? Ein
unlösbares Problem lösen? So etwas bewerkstelligte Kathryn nicht zum erstenmal. Sie hatte keine Angst vor Paris, wollte sich von ihm nicht einschüchtern lassen. Ganz gleich, vor welche Aufgabe er sie stellte: Sie wollte besser und schneller damit fertig werden, als er es erwartete.
Darin bestand offenbar ihr wichtigstes Lebensprinzip.
Als sie zu ihrem Quartier im Wohnheim zurückkehrte,
begegnete sie dort ihrer Stubengenossin. Die schöne, aus Boston stammende Lettie Garrett schien sich nicht ganz wohl in ihrer Haut zu fühlen, was Kathryn sofort auffiel – normalerweise lächelte Lettie dauernd. Sie gehörte zu jenen Leuten, die mit Selbstsicherheit, Charme und Eleganz geboren wurden,
anschließend heiter durchs Leben schritten, ohne irgendwo auf Hindernisse oder Unliebsames zu stoßen. Lettie hatte langes dunkles Haar und große dunkle Augen mit langen Wimpern.
Kathryn vermutete, daß sie bereits mit jedem zur Verfügung stehenden Mann an der Akademie ausgegangen war.
»Kathryn… Was hast du an diesem Wochenende vor?«
»An diesem Wochenende? Ich werde rund um die Uhr arbeiten, um ein Dissertationsexpose zu erstellen.«
»Kannst du dir nicht ein oder zwei Stunden freinehmen?«
»Was ist los, Lettie?«
»Ich habe jemanden kennengelernt, der dir gefallen wird.«
Das hatte Kathryn befürchtet. Lettie verstand ihre asketische Lebensweise nicht und versuchte immer wieder, sie mit
jemandem bekanntzumachen. Kathryn hatte sie mehrmals
begleitet, ohne daß sich etwas Dauerhaftes ergeben hätte. Wenn ein junger Mann sie später noch einmal einlud, so fühlte sich Kathryn unter Druck gesetzt, was dazu führte, daß sie noch verschlossener wurde. Vage erinnerte sie sich an jemanden, der ihr Interesse weckte – inzwischen fiel ihr nicht einmal mehr sein Name ein. Er hatte nicht wieder angerufen, und sie überlegte einen ganzen Tag lang, bevor sie entschied, auf eigene Initiative keinen neuen Kontakt herzustellen.
»Ich weiß deine Bemühungen sehr zu schätzen, Lettie, aber dies ist wirklich nicht der geeignete Zeitpunkt. Montagmorgen muß mein Dissertationsexpose auf
Weitere Kostenlose Bücher