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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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halb so groß war, wie bei seiner Entstehung vor bald einhundertfünfzig Jahren, bildete er nach wie vor das Zentrum von Pirmasens.
     
    Es dämmerte und Moser fror, da sich ein eisiger Wind in der Stadt ausbreitete. Deshalb kehrte er um und ging zurück zum Hotel.
     
    Moser fand in seinem Zimmer ein Telegramm von Serini vor. Obwohl dieser dem Betriebsleiter die Hartnäckigkeit des Kriminalrats geschildert hatte, benötigte es doch einiger Überredungskunst, bis die Direktion endlich einlenkte und Moser auf einer Lokomotive mitfahren durfte.
     
    Aus dem Telegramm ging hervor, dass sich der Kriminalrat am nächsten Morgen um 10 Uhr beim Stationsvorsteher der Station Biebermühle melden solle. Um 12 Minuten nach 10 Uhr würde dort ein Schnellzug aus Metz mit Kurswagen aus Saargemünd in Richtung Landau abfahren, auf dessen Lok er ausnahmsweise mitfahren durfte.
    Moser lehnte sich zufrieden in seinem Lehnsessel zurück. Na also, es war doch möglich!
    Er war gespannt auf seine Erlebnisse auf der Lokomotive. Eigentlich gehörte er zu den Männern, die niemals das Verlangen verspürt hatten, Lokführer zu werden. Aber seine angeborene Neugier war nicht zu unterschätzen, weshalb ihn die Fahrt doch brennend interessierte.
     
    Als der Hotelbote mit der Fahrkarte nach München und der Zeitung ankam, erkundigte sich Moser bei ihm, welchen Zug er morgen nehmen müsste, um kurz vor zehn Uhr auf der Station Biebermühle zu sein.
    Ferner sollte am frühen Morgen der Kutscher des Bezirksamtes verständigt werden, damit Moser abgeholt und rechtzeitig zum Bahnhof gebracht würde.
     
    Den Abend verbrachte der Kriminalrat mit der Lektüre der Zeitung, auf deren Titelseite in großen Lettern ›Mord am Münchweiler Tunnel‹ zu lesen war. Er staunte, wie viel über den Fall bereits in der Zeitung stand. Offenbar hatte Kettenring der Presse einiges mitgeteilt, was Moser maßlos ärgerte. Er dachte für sich: ›Gut, dass der nicht alles weiß, was wir wissen …‹
    In dieser Nacht konnte er nicht schlafen. Die Tatsache, im Mordfall Koloman einfach nicht weiterzukommen, beschäftigte ihn zu sehr. Er stand auf, ging ans Fenster und blickte auf die nächtliche Hauptstraße. Im fahlen Licht der Gaslaternen warfen die wenigen Passanten, die um diese Zeit noch unterwegs waren, groteske Schatten auf das nasse Pflaster. Irgendetwas mussten sie übersehen haben … Was hatte es mit diesem merkwürdigen Zettel in Kolomans Sachen auf sich? Was suchte dieser Fremde? Alles Fragen, die unbeantwortet waren. Wer war dieser Koloman? Und für wen war das Gewehr bestimmt …?
    Moser zündete die Lampe an und nahm noch einmal die Zeitung. Er hatte vorhin beim flüchtigen Lesen etwas mit halbem Auge wahrgenommen, was ihn zunächst nicht interessierte. Er blätterte auf die zweite Seite der Zeitung und las noch einmal die Überschrift, die dort stand: ›Attentat auf kaiserlich-königlichen Minister in Fünfkirchen vereitelt‹. Moser studierte den Artikel unter dieser Überschrift mit großer Konzentration. Offensichtlich war der österreichisch-ungarische Staatsminister des Inneren nur knapp einem Anschlag entronnen, der von einer nicht näher bekannten Gruppe ungarischer Nationalisten verübt werden sollte. In Moser keimte ein Verdacht …

Auf der Lok
     
     
    Am nächsten Morgen stand die Kutsche des Bezirksamtes pünktlich vor dem Hotel Lamm, um den Kriminalrat zum Bahnhof zu fahren. Als Moser vor dem Empfangsgebäude des Pirmasenser Bahnhofs abgesetzt wurde, stellte er fest, er hätte den kurzen Weg vom Hotel auch zu Fuß gehen können.
    Der Beamte am Fahrkartenschalter wunderte sich, dass der Herr nur zur sechs Kilometer entfernten Station Biebermühle wollte, was recht ungewöhnlich war. Er erklärte, dass es dort außer einem Bahnhof und einer alten Mühle weit und breit nichts gab, was Moser jedoch nicht abschreckte.
     
    Sehnert hatte ihm gestern erklärt, dass Pirmasens lediglich über eine steile Stichbahn mit der Hauptlinie verbunden war und die D-Züge nicht zum Hauptbahnhof hinauffuhren. Deshalb musste Moser auf der Station Biebermühle umsteigen. Er wunderte sich über den nicht enden wollenden Tunnel, der kurz nach der Abfahrt in Pirmasens passiert wurde. Anscheinend war der Münchweiler Tunnel also nicht das einzige fast einen Kilometer lange Bauwerk dieser Art in der Gegend.
    Der Personenzug zur Biebermühle, wo sich die Schnellzugstation von Pirmasens befand, war überfüllt und Moser ärgerte sich über das Fehlen eines

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