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Moskauer Diva

Moskauer Diva

Titel: Moskauer Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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bin rundum schuldig vor dir. Verzeih mir. Sag mir lieber: Was hältst du von deiner F-freundin Frau Klubnikina?«
    Der Japaner antwortete traurig: »Ich bin Ihnen nicht böse, Herr. Wie kann man einem Kranken böse sein? Ich bin böse auf Simasan. Woher wussten Sie, dass ich gerade an sie denke?«
    Das Objekt ihrer Erörterung war ganz in der Nähe, rund zehn Schritte entfernt. Errötet von der durchgemachten Aufregung, redete Sima hitzig auf Lowtschilin ein, die Hand auf der Brust.
    »Mein armes Herz wäre vor Angst beinahe zersprungen! Es bebt noch immer schrecklich!«
    Kostja schaute zu der Stelle, wo Simas Herz bebte, und konnte den Blick nicht davon abwenden.
    »Man muss darauf pusten, dann beruhigt es sich. Ich bin bereit – nur ein Wort von Ihnen«, schlug der Narr schelmisch vor.
    Masa klagte: »Dieses leichtfertige Mädchen hat mich nur wegen meiner Schönheit geliebt. Jetzt, da eine Kugel mein Gesicht verunstaltet hat, mag sie mich nicht mehr ansehen. Ich bin zu ihr gegangen, und sie hat gesagt: ›Masa, du bist natürlich ein Held, aber du riechst verbrannt.‹ Und hat das Gesicht verzogen. Und von meiner Wunde hat sie sich angeekelt abgewandt! Die gute Reginina-san hat mich verbunden. Sie ist übrigens noch durchaus … Und gut beieinander …«
    »Mich interessiert, ob die Klubnikina Geld liebt.«
    »Sie redet von nichts anderem. Was wie viel kostet und was siesich kaufen würde, wenn sie eine höhere Gage bekäme. Sie spricht nur dann nicht von Geld, wenn sie Liebe macht, aber gleich danach bettelt sie um Geschenke. Ich war verwundet, ich habe stark geblutet, und sie hat sich von mir abgewandt!«
    Die Klubnikina spürte, dass man sie ansah, drehte sich um, machte einen Kussmund und schickte Masa eine Kusshand.
    »Richten Sie ihr aus, Herr, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will!«
    »Sofort.«
    Fandorin ging zu Sima, schaute Lowtschilin vielsagend an, und der verschwand augenblicklich.
    »Mademoiselle«, fragte Fandorin leise, »wie viel zahlt Ihnen Khan Altaïrski?«
    »Was?«, quiekte die Klubnikina und klapperte heftig mit den buschigen Wimpern.
    »Sie spionieren Elisa nach, berichten alles ihrem Mann, legen ihr Briefchen hin und Ähnliches. Unterstehen Sie sich, mich anzulügen, sonst erzähle ich es allen, laut. Dann werden Sie mit Schimpf und Schande aus der Truppe gejagt … Gut, ich korrigiere meine Frage. Mich interessiert nicht die Summe, die Sie erhalten. Ich will wissen, wo ich d-diesen Herrn finden kann.«
    »Erlauben Sie! Wie können Sie?!« Simas Augen füllten sich mit kristallklaren Tränen erster Güte. »Elisa ist meine liebste Freundin! Wir beide sind wie Schwestern!«
    Fandorins Mundwinkel zuckte.
    »Ich zähle bis d-drei. Eins, zwei …«
    »Er hat eine Wohnung im Haus von Abrikossow auf der Kusnezki-Brücke«, sagte die Klubnikina rasch und zwinkerte – die Tränen trockneten augenblicklich. »Sie werden mich doch nicht verraten? Sie haben es versprochen!«
    »Stehen Sie schon lange im Dienst des Khans?«
    »Seit Petersburg … Mein Lieber, Guter! Richten Sie mich nichtzugrunde! Noah Nojewitsch macht mich in der ganzen Theaterwelt unmöglich! Keine einzige anständige Truppe würde mich mehr nehmen! Glauben Sie mir, ich kann mich sehr dankbar zeigen!«
    Sie atmete heftig und rückte nahe an Erast Petrowitsch heran. Er warf einen Blick auf ihr Dekolleté, verzog das Gesicht und wich zurück.
    Erneut liefen über Simas Gesicht Tränen, mit derselben unglaublichen Leichtigkeit.
    »Schauen Sie mich nicht mit solcher Verachtung an! Das ist unerträglich! Ich werde Hand an mich legen!«
    »Bleiben Sie bei Ihrem Rollenfach, Sie sind die Muntere, M-mademoiselle.«
    Er verbeugte sich leicht und ging rasch zum Ausgang. Und winkte Masa zu sich.
    Von Liebe und Ehe
    Vor allem anderen musste der Japaner zu einem Spezialisten für Hirnverletzungen gebracht werden. Dass Masa hin und her schwankte sowie seine grünliche Gesichtsfarbe beunruhigten Erast Petrowitsch. Verdächtig war auch seine ungewöhnliche Geschwätzigkeit. Fandorin wusste aus Erfahrung: Wenn der Japaner ununterbrochen redete, kaschierte er damit, dass es ihm schlecht ging.
    Auf dem Weg zur Universitätsklinik sprach der Verletzte nicht mehr von Sima und der Unbeständigkeit der Frauen, sondern über sich und heroische Männer.
    Es begann damit, dass Fandorin sich für seinen missglückten Sprung entschuldigte und seinem Assistenten für seine rasche Reaktion dankte. Wie immer, wenn sie unter sich waren, sprachen sie

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