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Moskauer Diva

Moskauer Diva

Titel: Moskauer Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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sich ruckartig auf und sah ihn entsetzt an.
    »Mein Gott, Erast Petrowitsch, Sie haben versprochen zu vergessen … Das ist meine Psychose, das haben Sie selbst gesagt … Das habe ich keineswegs gemeint …«
    »Doch, doch. Sie haben sich eingeredet, dass Smaragdow, Limbach und Schustrow von Ihrem früheren Mann getötet wurden, aus Eifersucht. Sie alle wurden tatsächlich ermordet. Aber nicht von Khan Altaïrski, sondern von Dewjatkin. Er ist keine Gefahr mehr. Beruhigen Sie sich.«
    Erast Petrowitsch wollte so rasch wie möglich zum Wichtigsten kommen – dazu, weshalb er sich zu Elisa gesetzt hatte. Um mit ihrzu reden, endlich ohne Umschweife und Dummheiten, wie es sich für Erwachsene geziemte.
    Aber Elisa glaubte ihm nicht. In ihrem Blick lag nach wie vor blanke Angst.
    »Na schön.« Fandorin lächelte sanft. »Ich werde mich mit Ihrem Gatten treffen und mit ihm reden. Ich werde dafür sorgen, dass er Sie in Ruhe lässt.«
    »Nein!!Lassen Sie sich das nicht einfallen!«
    Ihr Schrei erregte Aufmerksamkeit.
    »Es ist alles vorbei«, sagte Stern nervös. »Nehmen Sie sich zusammen, Elisa. Die anderen Damen haben sich bereits beruhigt, fangen Sie nicht wieder an.«
    »Ich flehe Sie an, ich flehe Sie an«, flüsterte sie, Fandorins Hand haltend. »Lassen Sie sich nicht mit ihm ein! Das ist nicht der arme verrückte George! Der Khan ist eine Ausgeburt der Hölle! Sie irren, wenn Sie glauben, Dewjatkin hätte sie alle getötet! Natürlich, nach seinem Soloabend kann man leicht alles Mögliche glauben, aber das ist reiner Zufall! Zu kaltblütigem Mord ist George nicht fähig! Da ich mich nun einmal verplaudert habe, sollen Sie ruhig alles wissen! Dshingis Khan ist der gefährlichste Mensch der Welt!«
    Erast Petrowitsch sah, dass sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, und bemühte sich deshalb, so vernünftig wie möglich mit ihr zu sprechen.
    »Glauben Sie mir – die gefährlichsten Menschen auf der Welt sind Verrückte mit künstlerischen Ambitionen.«
    »Der Khan ist vollkommen verrückt! Er hat vor Eifersucht den Verstand verloren!«
    »Hat er auch künstlerische Ambitionen?«
    Elisa war ein wenig verwirrt.
    »Nein …«
    »Nun, dann werde ich mich mit ihm schon irgendwie einigen«, schloss Fandorin und stand auf.
    Das Gespräch über das Wichtigste musste er ohnehin auf später verschieben, wenn Elisa sich keine Sorgen mehr machte wegen ihres kaukasischen Othello.
    »Mein Gott, Sie hören mir nicht zu! Smaragdow wurde vergiftet – genau wie Furschtatski! Schustrow wurde mit einem Rasiermesser getötet – genau wie Astralow! Das alles hat Dshingis Khan getan! Er hat zu mir gesagt: ›Die Frau von Khan Altaïrski darf keinen Liebhaber haben und keinen anderen heiraten!‹ Was hat Dewjatkin damit zu tun? Als Furschtatski starb (er war Impresario, er hat in Petersburg um meine Hand angehalten), habe ich noch nicht in der ›Arche‹ gespielt, da kannte ich George noch nicht einmal!«
    »Astralow? Der Tenor?« Erast Petrowitsch runzelte die Stirn – er erinnerte sich, dass der bekannte Petersburger Sänger sich vor einigen Monaten tatsächlich mit einem Rasiermesser getötet hatte.
    »Ja, ja! Als Furschtatski starb, hat der Khan mich angerufen und gestanden, dass das sein Werk gewesen sei. Und auf Astralows Beerdigung hat er so gemacht!«
    Sie fuhr sich mit dem Finger über die Kehle und fing an zu zittern.
    »Ich kann mich nirgends vor ihm verstecken! Er kennt jeden meiner Schritte! Ich finde überall Briefchen von ihm. Sogar in meiner Garderobe! Sogar in meinem Zimmer im Metropol! Ich war kaum umgezogen, da lag auf dem Tisch im Bad schon ein Zettel:
Jeder mit dem du dich einlässt wird sterben
. Niemand außer Stern wusste, in welchem Zimmer ich wohnen würde! Auch Dewjatkin nicht!«
    »Tatsächlich?« Fandorin setzte sich wieder. »Von der ganzen Truppe wusste nur Noah Nojewitsch, wo genau Sie wohnen würden?«
    »Ja, nur er! Wassja und Sima haben mir beim Umzug geholfen. Wassja hat die Koffer geöffnet, und Sima hat meine Kleider aufgehängt und die Toilettensachen ausgepackt …«
    »Wo, im Bad? Bitte entschuldigen Sie mich«, unterbrach sie ErastPetrowitsch. »Ich muss Sie verlassen. Wir reden auf jeden Fall weiter. Später.«
    »Wohin wollen Sie?«, schluchzte Elisa. »Ich flehe Sie an, unternehmen Sie nichts!«
    Mit einer beruhigenden Geste verschwand er, sich nach Masa umschauend. Der saß mit verbundenem Kopf und gekränkter Miene da.
    »Sei mir nicht böse«, sagte Erast Petrowitsch zu ihm. »Ich

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