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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ihn fragend an; Cavanaugh nickte, um ihr zu versichern, daß er sie verstand. In sein Notizbuch kritzelte er einen großen Blutpfropfen, der vor drei kleinen Pillenfläschchen flüchtete. Er kritzelte immer herum, wenn er zuhörte; es half beim Konzentrieren.
    »Also wurden CTs angefertigt, und daher weiß ich auch, daß es sich immer um das gleiche gehandelt hat: um zerebrale Thrombosen. Von den neun Patienten sind sieben gestorben. Einer liegt im Koma und wird vermutlich mit schweren Gehirnschäden überleben. Der letzte ist in kritischem Zustand. Hier, ich habe angeführt, wer wer ist, dazu das Alter, die Rasse und die Adresse.«
    Sie reichte ihm eine Liste, die ihre Grafik ergänzte. Lieber Himmel, Schwester Pafford war systematischer als die meisten Agenten, die er je kennengelernt hatte.
    Er sagte: »Ich weiß nicht, habe ich nicht irgendwo gelesen, daß Menschen schwarzer Hautfarbe anfälliger für Schlaganfälle sind als Weiße?«
    »Nun ja, das stimmt. Aber nicht in diesem Ausmaß! Jedenfalls habe ich alle diese Daten der Oberschwester gezeigt. Sie sagte, es hätte keine Bedeutung, ich wäre zu jung und unerfahren, um zu wissen, daß bei vielen Krankheiten immer wieder eine gewisse unvorhersehbare Häufung zu beobachten ist und daß es sich nächsten Monat vielleicht um Herzinfarkte oder Autounfälle handeln wird.«
    Rachel Pafford biß sich auf die Unterlippe. Cavanaugh nahm an, daß die Mißachtung seitens ihrer Vorgesetzten sie tief getroffen hatte. Aber nicht so tief, daß sie aufgab.
    »Als nächstes ging ich zur Krankenhausdirektorin. Sie sagte das gleiche, nur mit netteren Worten. Aber als die Oberschwester herausfand, daß ich mich an die Direktorin gewandt hatte, da wurde sie richtig gemein zu mir!«
    Cavanaugh war froh, nicht mitten in diesem hinter den Kulissen stattfindenden Krankenhausdrama zu stecken. Doch so jung und nervös Schwester Pafford auch war, sie wirkte recht zäh und zielstrebig. Und eigentlich erinnerte sie ihn mit einem Mal an Judy.
    »Was werden Sie also mit diesen Informationen tun, Agent Cavanaugh?«
    »Nun ja«, sagte er und ließ sich rasch etwas einfallen, »wie Ihnen selbst sicher bewußt ist, ist die Erhebungsauswahl sehr begrenzt, nur neun Fälle …«
    »Ja, klar, wir brauchen mehr. Wenn ich Freitag wieder Dienst habe, werde ich die Aufzeichnungen von dieser Woche kopieren!«
    »Ich glaube nicht …«
    »Und wenn das alles bei uns passiert, dann passiert es wahrscheinlich auch in anderen Kliniken in der Umgebung, obwohl Dellridge das einzige echte Krankenhaus im südlichen Maryland ist – aber Sie werden in dieser Sache ja sicher auch niedergelassene Ärzte kontaktieren. Und die amtliche Leichenbeschauerin des Distrikts. Sie müßte bei jedem verdächtig aussehenden Todesfall Autopsien durchführen. Dann sollten Sie genügend Daten haben, um T-Tests für die Signifikanz durchzuführen … für meine Ausbildung brauchte ich auch grundlegende Kenntnisse in Statistik. Werden Sie mich auf dem laufenden halten, was dabei herauskommt?«
    Cavanaugh fühlte sich ein wenig benommen. Sie hatte alles zu einem fertigen Plan verschnürt. Aber ›alles‹ war vermutlich genau das, was die Oberschwester gesagt hatte: eine normale Variation der unterschiedlichen Wege, wie der Mensch zu Tode kommen konnte. »DIE ZIVILISATION VERFOLGT DIE NATUR«, kritzelte Cavanaugh unter seine rennenden Arzneifläschchen, schloß das Notizbuch und stand auf.
    »Wenn ich auf irgend etwas Bemerkenswertes stoße, Miss Pafford, setze ich mich sofort wieder mit Ihnen in Verbindung. Falls Sie nicht mehr von mir hören, dann dürfen Sie annehmen, daß ich nichts Wesentliches herausgefunden habe.«
    »Aber …«
    »Im Namen der Bundespolizeibehörde bedanke ich mich für Ihre Wachsamkeit als patriotische Staatsbürgerin«, sagte Cavanaugh. Diese nützliche Floskel, eine Erfindung seines früheren Vorgesetzten Martin Felders, brachte die Leute ausnahmslos zum Schweigen. Rachel Pafford war keine Ausnahme. Sie folgte ihm – nicht sehr glücklich – zur Tür, und sie steckte ihm auch keine Grafiken oder Listen mehr unter die Nase.
    Im Wagen überlegte Cavanaugh. Wenn er jetzt nach Hause fuhr, würde er um halb elf dort ankommen. Judy würde noch auf sein und das Gespräch über die Heirat fortsetzen wollen. Und dem war er einfach nicht gewachsen.
    Also fuhr er zur Hauptstraße von Port Tobacco und entdeckte eine Bar. Ein Schild auf dem geschotterten Parkplatz verriet ihm: GÄSTEPARKPLATZ – AUTOREPARATUREN

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