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Motte Maroni - Flossen des Grauens

Motte Maroni - Flossen des Grauens

Titel: Motte Maroni - Flossen des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Residenz
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„Ahhhhh!“, tönt er, zieht mit Hingabe Rotz auf und schnäuzt sich noch einmal mit ausgesuchter Heftigkeit. Dann steckt er das Taschentuch in seine Jackentasche. Herta Nipf nimmt dieses erleichtert zur Kenntnis.
    „Hallo, Chief!“ Die Türe klappt, und ein betörendes Geschöpf betritt die Wachstube, der Traum aller urlaubenden Jungsurfer und Fischcamper. Blond, langbeinig, braun gebrannt schlendert es in knappen Shorts auf Herta Nipfs Schreibtisch zu. „Grüß Sie, Herr Hirnschallerer. Stör ich, Chief?“
    Herta Nipf wirft ihrer Tochter Nina einen leicht verzweifelten Blick zu, schüttelt aber den Kopf. „Wir sind dann ja fertig, Herr Hirnschallerer, nicht wahr?“ HertaNipf schupft ihr breites Hinterteil so elegant wie möglich aus dem Sessel. Nina, die bereits im zarten Alter von fünfzehn Jahren gute zehn Zentimeter größer ist als sie, legt ihr kameradschaftlich den Arm um die Schultern. „Sie hören von mir!“, sagt Herta Nipf bestimmt. Der Fischer Hirnschallerer verlässt schlurfend die Wachstube, nicht ohne dem glitzernden Hai auf Ninas T-Shirt einen skeptischen Blick zuzuwerfen.
    In Herta Nipfs Kopf rattert es, sie denkt nach. Über die Geschichte, die ihr der Fischer erzählt hat. Im Laufe ihrer Dienstjahre als Polizistin hat Herta Nipf ein feines Gespür für Leute entwickelt. Es ist nahezu unmöglich, sie anzulügen, anzuflunkern, anzuschmettern, sie mit warmem Tee anzuschütten, sie für blöd zu verkaufen, sie „am Schmäh“ zu halten, kurz gesagt: Sie spürt, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Nina kann ein Lied davon singen. Und beim Fischer Hirnschallerer ist sich Herta Nipf seltsamerweise ziemlich sicher, dass er die Wahrheit sagt.
    „Was ist, Chief, träumst du?“, ruft Nina und zwickt ihre Mutter in die Seite.
    „Nein, mein Schatz! Ich fürchte nicht!“, seufzt Herta Nipf. „Was gibt es denn?“
    „Sommerkino!“ Nina grinst verschwörerisch und wirft ihre blonde Mähne zurück. „Romantische Vampire mitSchmachtblick und in hautengen Lederhosen! Du weißt schon.“
    Herta Nipf drückt ihrer Tochter gedankenverloren einen Zehner in die Hand und beschließt, den Bürgermeister anzurufen. Wenn der Fischer Hirnschallerer nicht mit offenen Augen geträumt hat, dann hat Podersiedel ein Fischproblem.

Podersiedeler Morgenbote, Abendausgabe
    „Es war ein Monster!” Podersiedeler Fischer spricht exklusiv über die Bestie vom See
    „Es hat mit den Augen gerollt und mich beinahe verschluckt!”, berichtet der tapfere Fischer Hirnschallerer unserem Reporter. Der Schock steht ihm immer noch ins Gesicht geschrieben, als er von seinem nächtlichen Abenteuer erzählt. Immer wieder bricht dem passionierten Angler die Stimme, Tränen stehen in seinen großen traurigen Augen. „Alles hat es mir genommen! Mein Boot, meine Angel und mein Jausenbrot! Da war ein frischer Schinkenspeck drauf!” Zornig ballt der tapfere Fischer seine Fäuste. „Und was macht die Polizei? Original nichts!”
    Diese mahnenden Worte des vom Schicksal schwer geprüften Fischermannes sollten uns zu denken geben. Wo bleibt die Polizei, wenn man sie braucht? Unser See wird von einem Monster heimgesucht – und die Polizei bohrt in der Nase!
    Quousque tandem? Wie lange noch?

Fischproblem
    Jetzt, in der Abenddämmerung, ist der See besonders schön anzusehen. Die mittlerweile knallrote Sonne lässt das Wasser herrlich glitzern, Frösche und Grillen liefern die passende Stimmungsmusik für einen romantischen Abend am See. Die Stimmung ist traumhaft. Die Menschen, die vom Sommerkino an der Seepromenade heimspazieren, wirken gelöst, erholt und sehr entspannt. Nur eine einsame stärkere Dame in Polizeiuniform will nicht ganz in dieses Postkartenidyll passen. Mit einem Feldstecher ausgerüstet steht sie am Ufer und starrt angestrengt in die Weiten des herrlichen Steppensees. Herta Nipf geht das Gespräch mit dem Fischer Hirnschallerer nicht aus dem Kopf. Sicher, das blöde Zeitungsinterview,das Hirnschallerer gegeben hat, das war völlig unnötig, aber schließlich ist der Chefredakteur des Podersiedeler Morgenboten Hirnschallerers Schwiegersohn und auch sonst nicht sehr sympathisch. Da ist man der Macht der Presse ja geradezu ausgeliefert. Außerdem war und ist der Fischer Hirnschallerer immer noch sehr erregt, wegen seinem Abenteuer.
    Was tun, wenn wirklich etwas dran ist an dem wirren Zeug, das der Fischer Hirnschallerer von sich gibt? Was tun, wenn es im See wirklich einen Fisch gibt, der in der Lage ist,

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