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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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Sean. Das Haar des Mädchens ist blond. Ich brenne vor heftiger, heißer Eifersucht. Der Typ dreht den Kopf zur Seite, als spüre er, dass ich ihn anstarre. Es ist nicht Sean. Ich bin ungeheuer erleichtert.
    »Ellie?« Ich höre, wie jemand laut über die Musik hinweg meinen Namen ruft. »Oh mein Gott. Ellie!« Das ist nicht
Seans Stimme. Sie ist höher. Eine Mädchenstimme. »Hier bist du! Ich habe dich überall gesucht.« Ich drehe mich um.
    Amanda?
    Sie drückt mich in einer nach teurem Shampoo duftenden Umarmung an sich. Meine Arme hängen schlaff herunter. Sie lehnt sich zurück, quietscht ein bisschen und umarmt mich wieder. »Ich war spät dran und hatte solche Angst, dass ihr schon weg sein könntet!«
    Ich stehe stocksteif da und starre sie an. Ihre Worte und ihre Lippenbewegungen passen nicht richtig zusammen, als sei sie schlecht synchronisiert.
    »Ellie?«, sagt Amanda. Sie lehnt sich zurück und sieht mich an. »Hallo?«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin zu verwirrt, um etwas zu sagen.
    »Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?« Sie grinst. Aber ich kann nicht antworten, weil ich es ehrlich gesagt nicht weiß.
    »Ich wollte dich gestern bei der Arbeit besuchen und Braddy sagte, du seiest auf einem Konzert in Arizona, und da dachte ich, es wäre doch toll, wenn ich dich überraschen würde! Ich meine, es ist schließlich Sommer, und wir beide wissen ja, dass ich mich bei Attic nicht gerade zu Tode schufte. Also dachte ich, was soll’s! Ich habe das Geld übrig, also habe ich mir ein Flugticket besorgt.« Sie wirft die Arme nach oben. »Also ÜBERRASCHUNG!«
    Sie senkt die Arme und faltet die Hände. Es ist, als ob sie eine Geschichte umschreiben wolle, zu der wir beide gehören. Glaubt sie wirklich, ich würde das nicht merken? Weiß
sie nicht mehr, wie schräg die letzten Tage zwischen uns waren? Dass ich nie drangegangen bin, wenn sie angerufen hat?
    Aber bevor ich die Chance habe, das alles in Worte zu fassen, spüre ich eine warme Hand auf meinem Arm.
    Ich schaue hoch. Sean.
    »Hi«, sagt er. Seine Stimme ist weich und leise, und er sagt das Wort, als sei es extra für mich erfunden worden. Der Sean von gestern Nacht ist zurück.
    »Ist er das, Ellie?« Amanda stemmt die Hände in die Hüften. Ich merke, dass sie fröhlich klingen will, aber ihre Stimme ist scharf.
    Sean schaut mich an, unsere Blicke treffen sich. Die Verbindung ist wieder da. »Wer ist deine Freundin?«
    Ich hole tief Luft.
    »Sean, das ist Amanda.« Ich schaue ihn an. Überraschung zuckt über sein Gesicht, sein Kiefer spannt sich an.
    »Amanda, das ist Sean.« Ich schaue sie an. Sie schaut ihn an. Ich versuche, mir vorzustellen, was sie sieht. Dunkles Haar, das ihm ins Gesicht fällt, schwarzes T-Shirt, große, aufmerksame Augen. Sieht er für sie genauso aus wie für mich? Seine Augen sind warm und voller Verständnis, seine Lippen ernst und gleichzeitig verspielt. Sehr küssbar. Ein Bild schiebt sich vor mein inneres Auge, seine Lippen nähern sich meinen, sein heißer Atem, seine Zunge, die in meinen Mund schlüpft.
    Er beobachtet mich. Ich werde rot.
    »Hi, Sean«, sagt Amanda. »Schön, dich kennenzulernen.«
    »Hi, Amanda«, sagt er. Aber er starrt immer noch mich an.

    Wir stehen alle ziemlich dumm herum. Ich will ihm erzählen, was backstage passiert ist, aber das kann ich nicht, solange Amanda da ist. Nicht mehr.
    Amanda schaut auf den Boden, auf die große Sporttasche mit dem Kirschaufdruck, die vor ihr steht. Sie trägt Riemchensandalen mit Absatz, ihre Zehennägel sind pink lackiert. Es sieht aus, als habe sie sich für die Gelegenheit extra in Schale geworfen, aber sie passt überhaupt nicht hierher.
    »Amanda wollte mich überraschen«, erkläre ich Sean. »Brad hat ihr gesagt, dass wir hier sein würden.«
    Sean schweigt und sieht aus, als fühle er sich nicht besonders wohl.
    »Wo übernachtet ihr?«, fragt Amanda.
    Sean legt seine Hand auf meinen unteren Rücken. »Das wissen wir noch nicht.« Ich spüre, wie die Wärme seiner Hand mein Top durchdringt. »Wir wollten uns nach dem Konzert etwas suchen.«
    Amanda schaut auf Seans Arm. Sie sieht auf einmal aus, als sei ihr das Ganze total unangenehm, als kapiere sie jetzt erst, wo sie sich da reingeritten hat. Einen Moment lang tut sie mir leid.
    »Das wird lustig«, sagt Amanda, aber es klingt gezwungen und wir glauben ihr nicht.

Kapitel 26

    In einem Paralleluniversum erlebt Ellie2 den besten Abend ihres Lebens. Sie ist in einem Hotelzimmer in der

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