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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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Sandalen und ein Handtuch.
    Ich höre ein Platschen und sehe, wie sich konzentrische Kreise über die Wasseroberfläche ausbreiten. Einen Augenblick später taucht Amandas nasser Kopf in der Mitte des Beckens auf. Obwohl es schon nach Mitternacht ist, hat es noch fast dreißig Grad. Ich halte meinen Zeh ins Wasser, es ist angenehm kühl. Ich schließe die Augen und springe.
    Ich nehme den goldenen Schein der Pool-Lampen durch meine geschlossenen Augenlider wahr, als ich bis auf den Boden sinke. Es ist so ruhig hier unten, so friedlich. Ich bleibe, bis meine Lungen brennen, dann stoße ich mich mit den Beinen vom Boden ab und schieße wieder nach oben. Als ich die Augen wieder aufmache, ist Amanda direkt vor mir.
    »Hör zu, ich will nur eines wissen.« Ihr Gesicht wird von unten beleuchtet und besteht nur aus scharfen Kanten. »Seit wann gehst du mit Typen, die du gerade erst kennengelernt hast, in den Urlaub?«
    »Wir sind nicht im Urlaub«, sage ich nur. Sobald die Worte raus sind, bereue ich sie. Ich weiß, was jetzt kommt.
    »Was macht ihr dann hier?«
    Ich hole tief Luft.
    »Wir suchen Nina.«
    Amanda starrt mich an und das Wasser ist auf einmal kalt. Ich höre Geräusche, Leute, die am Pool entlanggehen,
aber die Lichter im Wasser machen es fast unmöglich, draußen etwas zu erkennen. Ich schwimme zur Leiter, drehe mich um und lehne mich dagegen. Amanda folgt mir nicht.
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, sagt sie. Sie klingt unheimlich enttäuscht, als hätte ich ihr gerade gestanden, ich sei ein Junkie oder wolle ins Pornogeschäft einsteigen.
    »Ich habe dich auch nicht um deine Meinung gebeten.« Meine Stimme klingt scharf, und das ist auch gut so.
    »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagt sie. »Ich kann nicht länger mit ansehen, wie du dir das antust. Ich meine, ich bin hierher gereist, weil ich Angst hatte, du seiest in Gefahr …«
    »Worüber genau machst du dir denn Sorgen?«, frage ich. »Dass ich Nina finden könnte? Dass jemand mir hilft, der nicht du ist?« Sogar ich bin geschockt darüber, mich das sagen zu hören. Aber die Worte sind gesagt und ich kann sie nicht zurücknehmen.
    »Nein, Ellie, ich mache mir Sorgen, weil ich glaube, dass du den Bezug zur Realität verloren hast und tatsächlich der Meinung bist, dass es total normal ist, mit einem Freak, den du nicht kennst, Hunderte Meilen weit Auto zu fahren.«
    »Wen stört’s, wenn das nicht normal ist?«
    Amanda schwimmt zu mir rüber.
    »Findest du es wirklich eine gute Idee, hier mit diesem Sean alleine zu sein? Ich meine, was weißt du denn von ihm? Was macht er denn hier?«
    »Er will mir helfen«, sage ich. »Und im Moment ist er der einzige Mensch in meinem Leben, der das will.«
    »Bist du dir da sicher?«, fragt Amanda.
    »Worüber?«

    »Bist du sicher, dass seine Absichten wirklich so rein sind? Dass er dir wirklich helfen will?«
    »Warum sollte er sonst hier sein?«
    »Ich glaube, dass er dir nur helfen will, dich aus deinen Klamotten zu schälen.«
    Ich schüttele stumm den Kopf. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, aber ich will nicht länger hier im Wasser sein. Ich schwimme zum Beckenrand, klettere nach draußen und wickele mich in mein Handtuch. Ich spüre, wie Amanda mich beobachtet. Ich drehe mich um.
    »Helens Neffe meinte, der Typ sei ein verrückter Stalker!« Amanda hat beide Arme auf den Poolrand gestützt.
    »Sprich nicht so über ihn!«
    Der Wind wird stärker und ich bekomme Gänsehaut. Ich wickele das Handtuch enger um mich.
    »Was genau ist denn nun passiert? Du hast ihn auf der Party kennengelernt und ihm gesagt, du würdest deine Schwester suchen, und er hat geantwortet: ›Super, Mädchen, das ich nicht kenne, ich fahre dich quer durchs ganze Land und habe keinerlei Hintergedanken!‹ Ich meine, wer macht denn so was?«
    »Jemand, der mich versteht«, sage ich.
    »Ach, er versteht dich? Und wie darf ich mir das vorstellen?«
    »Er ist genau wie ich!«, schreie ich.
    »Du bist überhaupt nicht wie er!« Sie schreit auch. »Er ist ein Freak!«
    »Nein«, sage ich. »Das ist er nicht. Und er versteht, wie das für mich ist, mit Nina. So gut wie sonst niemand.«
    »Und warum ist er so besonders?«

    »Sein Bruder ist gestorben«, sage ich. Meine Stimme ist kalt und ich spreche sehr leise. »Deshalb ist er hier und deshalb will er mir helfen. Weil er versteht, wie es ist, wenn jemand plötzlich aus deinem Leben verschwindet. Darüber kann man nicht hinwegkommen. Wenn du ihn also für komisch

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