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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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dem auch sei, hier hatte er einen gemütlichen Platz, um auf die beiden zu warten. Jetzt, wo er sich untertags nicht bewegen mußte, war die Wasserversorgung kein Problem mehr. Er konnte es hier leicht einen Tag lang aushaken, notfalls auch zwei, bevor er sich in Richtung Süden aufmachte, um die Leichen der beiden zu suchen. Wenn Carson tatsächlich Wasser gefunden haben sollte – und nur in diesem Fall konnte er es bis hierher schaffen -, dann würde er mit Sicherheit ausgesprochen zuversichtlich sein. Vielleicht sogar euphorisch. Vermutlich glaubte er, Nye für immer abgeschüttelt zu haben. Nye nahm das Magazin aus dem Gewehr, überprüfte es und steckte es wieder hinein. »Peng, peng«, hörte er die hohe, kichernde Stimme des Jungen aus der Dunkelheit links von sich.
    Ein ganz leichter, bläulicher Schimmer machte sich langsam am östlichen Himmel breit.

    Der GeneDyne-Turm in Boston, in dem sich die Zentrale von GeneDyne International befand, war ein hoch über dem Hafen aufragender postmoderner Wolkenkratzer. Auch wenn sich das Boston Aquarium bitterlich darüber beklagte, daß der Gigant ihm fast den ganzen Tag über das Licht wegnahm, galt das zweiundsechzig Stockwerke hohe Gebäude aus schwarzem Granit und italienischem Marmor als eines der interessantesten Bauwerke in der ganzen Stadt. Während der Sommermonate wimmelte die Eingangshalle von Touristen, die sich unter Calders Mezzoforte fotografieren ließen, dem größten freihängenden Mobile der Welt, und täglich -außer an den kältesten Tagen des Winters - drängten sich vor dem Gebäude Menschen mit Kameras, um die fünf Brunnen auf dem Vorplatz aufzunehmen, die in einem bis ins kleinste Detail durchdachten, computergesteuerten Wasserballett ihre Fontänen spritzen ließen.
    Die größte Attraktion des GeneDyne-Towers aber waren die vier Meter hohen Projektionsschirme an den Wänden der Eingangshalle. Mittels hochauflösender Videoprojektoren wurden auf ihnen Bilder von den verschiedenen GeneDyne-Standorten auf der ganzen Welt gezeigt: London, Brüssel, Nairobi, Budapest. Gemeinsam formten die Bildschirme eine virtuelle Landschaft, die auf den Betrachter atemberaubend realistisch wirkte. Die vom Computer animierten Bilder waren nämlich alles andere als statisch: Die Bäume vor dem Forschungszentrum in Brüssel bewegten sich im Wind, und vor der Firmenniederlassung in London fuhren die typischen roten Doppeldeckerbusse vorbei. Wolken zogen im Zeitraffer über den Himmel, der im Wechsel von Tag und Nacht hell und dunkel wurde. Die Projektionsschirme waren das augenfälligste Beispiel dafür, wie Scopes neue Technologien für sich zu nutzen verstand. Wenn am fünfzehnten eines jeden Monats die Landschaften wechselten, war das den Lokalsendern fast immer eine Meldung wert. Levine stand im frühen Morgenlicht mit dem Lieferwagen einer Telefongesellschaft auf einem Parkplatz hinter dem Gebäude und blickte mit verdrehtem Hals hinauf zu der Stelle, wo sich die glatte Fassade in ein wahres Labyrinth aus ineinandergeschachtelten Formen auflöste. Dort, in den oberen Stockwerken des Turms, befanden sich Scopes' private Gemächer, von denen vor fünf Jahren einmal in Vanity Fair ein paar Fotos zu sehen gewesen waren. Seither waren keinerlei Informationen über diese Räume mehr an die Öffentlichkeit gelangt, bis auf die, daß sich irgendwo auf dem sechzigsten Stockwerk hinter Sicherheitsposten und computergesteuerten Schlössern Scopes' legendärer achteckiger Raum verbergen mußte. Levine blickte noch eine Weile nachdenklich nach oben, dann widmete er sich wieder dem Studium eines dicken Buches mit dem Titel Digitale Telefontechnik.
    Der Clown hatte sein Versprechen gehalten und in den vergangenen vierundzwanzig Stunden seine Verbindungen zu der verschworenen Hacker-Gemeinde spielen lassen. Er hatte verborgene Datenbanken benützt und mysteriöse Datenströme angezapft. Den ganzen Tag über hatten seltsame Leute an Levines Hotelzimmertür geklopft: allesamt Jungs, die wie typische Computerkids ausgesehen hatten -bleich, pickelig und oft mit einer dicken Brille vor den Augen. Sie hatten Levine merkwürdige Dinge gebracht, darunter einen Firmenausweis, der ihn zu einem gewissen Joseph O'Roarke machte, einem Angestellten der New England Telephone Company. Levine erkannte sein Foto auf dem Ausweis als eines, das vor zwei Wochen in einem Artikel der Business Week über ihn erschienen war. Das Plastikkärtchen konnte man mittels einer Klammer an der Uniform der

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