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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Losrennen verloren und verlor jetzt offenbar auch seinen Lebenswillen.
    Carson drehte sich zu de Vaca um. Sie saß mit gekrümmtem Rücken und tief gesenktem Kopf im Sattel, ihr ganzer Körper sah aus wie zerschlagen.
    Die beiden Pferde, die die letzten Kilometer ihr eigenes Tempo gegangen waren, blieben vor dem Lavafeld am Fuß der Berge stehen.
    »Susana?« krächzte Carson.
    Sie hob ganz langsam den Kopf.
    »Wir warten hier. Bis die Kojoten an der Wasserstelle heulen.«
    Sie nickte und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Obwohl sie versuchte, sich auf den Beinen zu halten, brach sie zusammen und kniete wie eine Betrunkene im Sand.
    »Mist«, sagte sie, hielt sich am Steigbügel fest und versuchte, sich daran hochzuziehen, sackte aber wieder in sich zusammen. Ihr Pferd stand zitternd da und ließ den Kopf hängen.
    »Augenblick, ich helfe Ihnen«, sagte Carson, aber als er abstieg, verlor auch er das Gleichgewicht. Zu seinem Erstaunen fand er sich kurz darauf rücklings im Sand liegend. Alles, die Berge, die Pferde, der Himmel mit der untergehenden Sonne, schien sich um ihn zu drehen. Rasch schloß er wieder die Augen. Auf einmal spürte er eine angenehme Kühle um sich herum. Er versuchte, die Augen zu öffnen, schaffte es aber nicht, die zusammengeklebten Lider auseinander zu bekommen. Erst unter Zuhilfenahme seiner Finger gelang es ihm, eines seiner Augen zu öffnen. Über ihm leuchtete ein einzelner Stern an einem tiefvioletten Himmel. Und dann hörte er ein leises Geräusch. Es fing an wie ein scharfes, sich in kurzen Abständen wiederholendes Jaulen, das immer lauter und höher wurde. Von anderswoher wurde es mit einem ähnlichen Jaulen beantwortet, und dann stimmten drei oder vier weitere Stimmen in das Gejaule ein, das langsam eine tiefere Klangfarbe annahm und sich in ein langgezogenes Heulen verwandelte. Von überall her waren jetzt ähnliche Geräusche zu hören, die sich alle auf einen Punkt zuzubewegen schienen.
    Es waren Kojoten, die zu ihrer Wasserstelle am Fuß der Berge gingen.
    Carson hob den Kopf. De Vacas stille Gestalt lag neben ihm im Sand. Der Himmel war gerade noch so hell, daß er die Umrisse ihres Körpers erkennen konnte. »Susana?« Keine Antwort.
    Er kroch hinüber zu ihr und berührte sie an der Schulter. »Susana?« Bitte, antworte doch. Bitte, sei nicht tot. Er packte sie wieder an der Schulter und schüttelte sie fester. Ihr Kopf rollte hin und her, und ihre schwarzen Haare fielen ihr vors Gesicht.
    »Hilfe«, krächzte sie. »Hilf mir.«
    Der Ton ihrer Stimme mobilisierte in Carson die wenigen Kräfte, die er noch in sich hatte. Er mußte unbedingt Wasser finden. Er mußte ihr Leben retten. Die Pferde standen immer noch mit herunterhängenden Zügeln unbeweglich da. Sie zitterten, als ob sie Fieber hätten. Carson ergriff einen Steigbügel und zog sich in eine sitzende Position hoch. Als er Roscoes Flanke mit der Hand berührte, fühlte sie sich heiß an. Carson stand mit viel Mühe auf und spürte, wie sich schon wieder alles um ihn zu drehen begann und die Kraft in seinen Beinen nachließ. Einen Augenblick später lag er schon wieder flach hingestreckt im Sand.
    Er wußte, daß er nicht mehr gehen konnte. Wenn er wirklich noch bis an die Wasserstelle gelangen wollte, dann mußte er dorthin reiten.
    Carson packte wieder den Steigbügel und zog sich daran hoch, bis er sich mit beiden Händen am Sattelhorn festklammern konnte. Viel zu schwach, um sich aus eigener Kraft in den Sattel schwingen zu können, sah er sich nach Hilfe um. In ein paar Metern Entfernung entdeckte er einen großen Felsen. Er schlang seinen Arm durch den Steigbügel und dirigierte Roscoe zu dem Felsen. Dort angelangt, kletterte er unter Aufbietung aller Kräfte hinauf und von dort in den Sattel. Dann blieb er sitzen und lauschte.
    Die Kojoten heulten immer noch. Carson versuchte, das Geräusch zu orten, und drückte Roscoe die Fersen in die Flanken. Das Tier machte einen zaghaften Schritt und blieb mit zitternden, gespreizten Beinen stehen. Carson flüsterte ihm etwas ins Ohr, klopfte ihm sanft auf den Hals und versuchte es wieder in Bewegung zu bringen. Nun komm schon, verdammt noch mal. Das Pferd machte einen weiteren, unsicheren Schritt. Dabei kam es ins Stolpern, fing sich aber wieder und machte einen dritten Schritt.
    »Na los, beeil dich ein bißchen«, flüsterte Carson drängend. Lange würden die Kojoten nicht mehr heulen. Schwankend ging das Pferd auf das Geräusch zu, aber nach einer Minute ragte eine

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