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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Lautsprecher des Aufzugs fragen. Die Lippen des Zauberers auf dem Bildschirm bewegten sich dabei nicht, auch sein Gesichtsausdruck blieb unverändert. Dennoch konnte Levine ein leises Erstaunen in der Stimme seines früheren Freundes entdecken. Er tippte keine Antwort. »Dann war das also doch kein falscher Alarm«, sagte die Stimme, und der Zauberer trat von der Tür zurück. »Bitte, kommen Sie doch herein. Tut mir leid, daß ich Ihnen keinen Stuhl anbieten kann, aber ich verspreche Ihnen, daß ich in der nächsten Version des Programms einen einbauen werde.« Scopes lachte. »Sind Sie ein unzufriedener Angestellter? Oder arbeiten Sie für die Konkurrenz? Und was haben Sie in meinem Gebäude und in meinem Programm zu suchen?«
    Levine wartete einen Augenblick, dann nahm er die Hände vom Trackball und legte sie auf die Tastatur. »Ich bin Charles Levine«, tippte er.
    Der Zauberer starrte einige Sekunden vor sich hin. »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte schließlich die Stimme von Scopes. »Charles Levine würde es niemals schaffen, sich bis hierher durchzuhacken.«
    »Aber ich habe es trotzdem geschafft. Ich bin hier, in deinem Programm. Im Cypherspace.«
    »Dann war es dir anscheinend nicht genug, aus der Ferne Industriespionage zu betreiben, Charles«, sagte Scopes in höhnischem Ton.
    »Du mußtest also unbedingt noch Hausfriedensbruch auf die Liste deiner Straftaten setzen.«
    Levine zögerte. Er war sich noch nicht sicher, in welchem Geisteszustand sich Scopes befand, andrerseits wußte er, daß ihm gar nichts anderes übrigblieb, als offen mit ihm zu sprechen. »Ich muß mit dir reden«, tippte er. »Über das, was du vorhast.«
    »Und was soll das sein?«
    »Du willst dem Militär der Vereinigten Staaten das Weltuntergangsvirus für fünf Milliarden Dollar verkaufen.« Es folgte eine längere Pause.
    »Charles, ich habe dich unterschätzt. Du weißt also von XFLU II. Gute Arbeit.«
    So nennt man dieses Virus also, dachte Levine. »Was versprichst du dir davon, wenn du das Virus verkaufst?« tippte er. »Ich dachte, das läge auf der Hand. Fünf Milliarden Dollar.«
    »Aber die fünf Milliarden werden dir nicht viel nützen, wenn die Narren, die dein Virus in die Hand bekommen, damit die ganze Menschheit ausrotten.«
    »Das ist doch Unsinn, Charles. Diese Leute haben doch schon längst die Möglichkeit, die ganze Menschheit auszurotten, und haben es bis jetzt noch nicht getan. Ich verstehe diese Burschen ganz gut. Es sind dieselben Rabauken, die uns vor dreißig Jahren auf dem Schulhof verprügelt haben. Im Grunde genommen unterstütze ich sie nur in ihrem Streben danach, immer die neuesten und schlagkräftigsten Waffen zu besitzen. Wenn sie davon überzeugt sind, daß ihr Arsenal gefährlicher ist als das ihrer Gegner, sind sie zufrieden. Sie werden das Virus niemals einsetzen. Es hat, wie die Nuklearwaffen auch, keinen taktischen Wert, sondern lediglich einen strategischen, indem es das Gleichgewicht der Kräfte aufrechterhält. Das Virus wurde als ein Nebenprodukt eines Forschungsauftrags entwickelt, den das Pentagon an GeneDyne vergeben hat. Ich habe also nichts Illegales oder moralisch Verwerfliches getan und kann das Virus mit ruhigem Gewissen zum Verkauf anbieten.«
    »Ich finde es erstaunlich, wie gut du deine Geldgier rational begründen kannst«, tippte Levine.
    »Ich bin noch nicht fertig. Es gibt für das amerikanische Militär gute und vernünftige Gründe, warum es das Virus haben sollte. Schließlich besteht doch nicht der geringste Zweifel daran, daß allein die Existenz von Atomwaffen den dritten Weltkrieg zwischen der früheren Sowjetunion und den Vereinigten Staaten verhindert hat. Damit haben wir das geschafft, was sich Alfred Nobel von der Erfindung des Dynamits versprochen hatte: Wir haben Kriege zwischen Großmächten undenkbar gemacht. Jetzt aber kommen die biologischen Waffen, an denen uns feindlich gesinnte Staaten trotz aller Verträge, die das verbieten, schon seit längerer Zeit arbeiten. Wenn das Gleichgewicht des Schreckens aufrechterhalten werden soll, können wir es uns nicht leisten, auf solche Waffen zu verzichten. Wenn wir kein Virus wie zum Beispiel X-FLU II in unseren Arsenalen haben, sind wir und der Rest der Welt für fremde Mächte erpreßbar. Leider haben wir gegenwärtig einen Präsidenten, der sich tatsächlich an das Verbot biologischer Waffen halten will, auch wenn wir damit praktisch das einzige größere Land auf der Welt sind, das nicht insgeheim solche

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