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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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unmöglich gemacht. Und das darf nicht passieren, weil es sich logisch nicht auflösen lässt. Wir haben es dabei mit dem Paradoxon sich selbst negierender Ereignisse zu tun. Eine andere Kategorie sind sogenannte geschlossene Zeitschleifen. Dabei handelt es sich um eine Wirkung ohne Ursache. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Bild von Mona Lisas Schwester. Man stelle sich vor, Leonardo da Vinci habe Anfang des 16. Jahrhunderts eine Zeitmaschine gebaut. Kurz bevor er sie testen will, findet er darin ein Porträt von Mona Lot, welches offenbar von ihm selbst stammt. Da er es aber bisher nicht gemalt hat, schließt er, dass ein zukünftiger Leonardo es getan haben muss und mittels der Maschine in die Vergangenheit sandte. Da Vinci beschließt, niemandem davon zu erzählen und das Bild zu verwahren. Er weiß, dass er es irgendwann in die Vergangenheit schicken muss, da das Gemälde genau auf diese Weise in seinen Besitz gelangt war. Täte er es, befände es sich aber fortwährend in einer Zeitschleife. Doch: wer hat das Bild gemalt und wann?“
    Harper ergriff das Wort.
    - „Das ist faszinierend. Etwas entsteht quasi aus dem Nichts und bleibt dann für immer erhalten. Und dieses Beispiel, das glaube ich von Jim Al-Khalili stammt, weist noch ein anderes Paradoxon auf. Das Keine-Wahl-Paradoxon, denn der gute Leonardo weiß, er muss das Bild in jedem Fall zurückschicken, weil es in der Vergangenheit angekommen ist. Würde er es zerstören, hätte das möglicherweise verheerende Folgen.“
    Elliot Harper räusperte sich und legte die Hand auf Veitmans Schulter.
    - „Mr. Veitman und ich haben seit den 1980er Jahren mit großem Interesse die Arbeiten von Kip S. Thorne verfolgt. Er hat sich mit den Auswirkungen von Zeitreisen mittels sogenannter Wurmlöcher befasst, was in Wissenschaftskreisen schon damals zumindest hypothetisch für möglich gehalten wurde, weil es ebenfalls mit der Einsteinschen Relativitätstheorie korrespondiert …“
    - „Elliot, komm bitte zum Kern.“
    - „Ja, gleich. Also, in einer Veröffentlichung über Wurmlochreisen in die Vergangenheit äußerte Thorne die Vermutung, dass sich dadurch wahrscheinlich keine unlösbaren Paradoxien ergeben und weitete diese Annahme sogar auf leblose Objekte aus, was heftigen Widerspruch hervorrief. Nun, er bekam daraufhin eine interessante Zuschrift von Joseph Polchinski, einem Professor für Physik an der University of Texas. Polchinski schilderte darin eine elegante und einfache Variante des Großvater-Paradoxons, die nicht auf dem freien Willen eines Zeitreisenden basiert. Die beiden Öffnungen eines Wurmlochs bilden dabei eine Zeitmaschine in Form eines Billardtisches. Jetzt wird eine Billardkugel in die rechte Öffnung gestoßen, in der Zeit zurückgeschickt und kommt zu einem früheren Zeitpunkt aus der linken Öffnung heraus. Soweit kein Problem. Man stelle sich nun aber vor, diese Kugel träfe nach ihrer Ankunft in der Vergangenheit ihr früheres Selbst und zwar so, dass dieses von seiner Bahn abgelenkt wird und die rechte Öffnung verfehlt. Wie beim Fall des zu früh verstorbenen Großvaters reist die Billardkugel in Polchinskis Beispiel in der Zeit zurück, stößt mit sich selbst zusammen und verhindert so, dass sie überhaupt in der Zeit zurückreisen kann. Die Gesetze der Physik, die in sich logisch konsistent sein müssen, werden damit außer Kraft gesetzt.“
    Terry Haze gefiel die Sache nicht. Was sollte dieser ganze Schwachsinn? Das zeigte doch alles nur, dass es Zeitreisen nicht geben konnte, Paradoxien hin oder her. Seine Stimme klang daher eher gelangweilt, als er Harper um die Pointe bat.
    - „Der Punkt ist der, Thorne und seine Mitarbeiter berechneten ein Szenario, bei dem sich die Kugeln nur streifen. Die Abweichung der Bahn der ersten Billardkugel ist dann so gering, dass sie ihr Ziel nicht verfehlt. Jede der Bahnen ist vollkommen selbstkonsistent und erfüllt die Gesetze der klassischen Physik.“
    Robert Shane zeigte sich wenig beeindruckt, vielleicht weil er das Beispiel kannte, möglicherweise aber auch, weil er der Selbstkonsistenz in dieser Hinsicht einen höheren Wert zusprach als dem Ursache-Wirkungs-Prinzip.
    - „Da hätte Thorne doch gleich darauf bestehen können, dass sich die Kugeln verfehlen müssen. Das ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes. Das ist so, als würde man es für physikalisch unmöglich erklären, den eigenen Großvater umzubringen. Und wenn sie ihn dann doch erledigt haben, war es am Ende gar nicht

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