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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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gescheitert sind. Wir gehen nun aber hin und schicken in Kürze jemanden los, der tatsächlich ankommt. Die Berichte müssten sich verändern, woran man ja wohl nur schwer glauben kann. Es würde doch vielmehr heißen, dass andere Laborberichte geschrieben würden, die in einer veränderten Gegenwart vorlägen, einer Gegenwart, in der wir vielleicht nicht an diesem Tisch säßen und uns unterhielten. Einer Gegenwart, in der es uns möglicherweise gar nicht gibt.“
    Die Diskussion hatte ein loses Ende erreicht. Hier begann sich das Seil, an dem sie sich entlang gehangelt hatten, zu zerfasern. Über diesen Punkt hinaus gab es keinen Halt mehr, bot nichts Sicherheit. Wer weiterfragte, bewegte sich im Entweder-oder-Bereich, auf dünnem Eis, von dem nicht zu sagen war, ob es sich als tragfähig erwies oder einbrach.
    - „Die entscheidende Frage ist vielleicht, ob man ihm seine Zeitreisegeschichte im Jahr 1947 überhaupt glauben würde?“, meinte Harper.
    - „Die würden ihm glauben. Schließlich erwarten die ihn ja“, antwortete Shane, während Harper skeptisch wirkte; Mutmaßungen, die Haze ärgerten und Lorenz Veitman belustigten.
    - „Die Herren können sich nicht einigen? Nun, da wird die Wissenschaft am Ende doch wohl nicht demokratisch werden“, schmunzelte der Wissenschaftler. „Haben Sie eigentlich einmal daran gedacht, dass Mr. Saunders ein Zeitreisender sein könnte?“
    - „Aber das hat er nie behauptet.“
    Der sonst so besonnene Veitman wirkte listig, wie einer der sicher ist, den anderen einen Schritt voraus zu sein. Wieder lächelte er und seinem Mund entwich lediglich ein einziges Wort.
    - „Eben!“

15. AUTOFAHRT MIT MASON
     
    Es gab keinen Zweifel. Das war die Stelle. Was hatten sie sich doch für eine Mühe gegeben. Hollywood hätte die Kulisse für den Unfall nicht besser aussuchen können. Eine kurvenreiche Strecke, die Gegenfahrbahn jeweils nur ein kurzes Stück einsehbar, keine Leitplanken. Dazu die detailgetreue Inszenierung, abgebrochenes Astwerk, ein gestreiftes Plastikband. Sogar Reste von Kreidemarkierungen zierten die Fahrbahn. Bartlett hatte an alles gedacht. Hatten sie wirklich einen Wagen mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde hier herunterfahren lassen? Die Bremsspuren wirkten jedenfalls echt. Mason spürte einen Anflug von Bewunderung für den Sicherheitsmann in sich aufkommen. Eine Regung, die bei ihrem Weg an die Oberfläche des Bewusstseins Unbehagen auslöste, bekämpft wurde durch einen unsichtbaren Ritter, der innerhalb seines Gefühlslebens für die gerechte Sache eintrat, der prinzipientreu und tugendhaft jede Tarnung entlarvte, der frei von Konventionen wertete und kompromisslos verurteilte, was im Kern unredlich war. Mason wusste um diese innere Stimme, seinen gerechten Ritter, sein Gewissen. Es urteilte hart, aber fair und sein Ursprung lag in der moralisch geprägten Erziehung durch seinen Großvater Albert Mason.
    - „Dort ist es. Wir kamen von hier, so wie jetzt. Und dann kam uns mitten auf der Fahrbahn ein Auto entgegen. Ich bremste. Aber es war schon zu spät. Erinnern Sie sich wirklich nicht?“
    Peter schwieg. Er hatte keinerlei Erinnerung. Nicht an das Auto, nicht an den Unfall und auch nicht an den Mann, der neben ihm am Steuer saß.
    - „Der Wagen geriet ins Schleudern. Ich konnte ihn nicht mehr stabilisieren. Das ging alles so schnell. Gegenzulenken hätte bedeutet, in den anderen Wagen hinein zu fahren. Somit hatten wir keine Wahl und sind genau hier über die Böschung gekippt.“
    Mason hatte angehalten und deutete auf eine Stelle, an der das Buschwerk fehlte. Die Ränder waren von spitzen, geborstenen Astenden gesäumt.
    - „Was war mit dem anderen Wagen?“
    - „Einfach verschwunden, Fahrerflucht!“
    Die Männer stiegen aus und traten an den Straßenrand. Auch Mason musste sich orientieren. Er hatte von Jenkins zum Unfallort nur wenige Informationen bekommen, denn das war nicht sein Thema. Den Neurologen interessierte ein ganz anderer Unfall. Bartlett hatte alles arrangiert und Dr. Jenkins in seiner wortkargen Art die Eckdaten der Lage geschildert, dessen Vorgaben wiederum von Jenkins stammten oder besser gesagt von dem, was dieser von Peter im Dämmerzustand erfahren haben wollte. Und jetzt stand er, Mason, ein hoch angesehener Wissenschaftler, am Abgrund einer Straße irgendwo im Nirgendwo und erzählte einem Mann, den er nicht kannte, von einem Unfall, der nicht stattgefunden hatte. Was für ein Theater, dachte Mason.

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