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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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nicht. »Ich verstehe meine Sache und er auch, das ist genug« (9. Juli). Mit Grétry scheint er gar nicht bekanntgeworden zu sein, um so gründlicher beschäftigte er sich mit den Partituren seiner Werke. Seinen scharfen Augen blieb es auch nicht verborgen, daß diese rege Beschäftigung mit musikalischen Dingen, die nun in Paris herrschte, ganz oberflächlich war. »Was mich am meisten bei der Sache ärgert, ist, daß die Herren Franzosen ihren goût nur insoweit verbessert haben, daß sie nun das Gute auch hören können. Daß sie aber einsehen, daß ihre Musik schlecht sei – ei beileibe – und das Singen! oimè ! – Wenn nur keine Französin italienische Arien sänge; ich würde ihr ihre französische Plärrerei noch verzeihen, aber gute Musik zu verderben, das ist nicht auszustehen.« Es ist leicht begreiflich, daß er da von vornherein in einen gewissen Gegensatz zu Grimm geraten mußte, der natürlich diese Zurückhaltung des jungen Mannes entweder als Hochmut oder als Dummheit ansah, sie aber nicht als innere Notwehr begriff.
    Worin ihm Grimm vor allem nutzen konnte, waren gesellschaftliche Verbindungen. Der Vater ermahnte ihn denn auch, recht fleißig solche Verbindungen zu pflegen. Darauf antwortete ihm sein Sohn: »Sie schreiben mir, daß ich brav Visiten machen werde, um Bekanntschaften zu machen und die alten wieder zu erneuern. Das ist abernicht möglich, zu Fuß ist es überall zu weit oder zu kotig, denn in Paris ist ein unbeschreiblicher Dreck. Im Wagen zu fahren – hat man die Ehre, gleich des Tags vier bis fünf Livres zu verfahren, und umsonst; denn die Leute machen halt Komplimente, und dann ist's aus, bestellen mich auf den und den Tag, da spiele ich, dann heißt es: »O c'est un prodige, c'est inconcevable, c'est etonnant!« – und hiemit Adieu. Ich habe hier so anfangs Geld genug verfahren und oft umsonst, da ich die Leute nicht angetroffen habe. Wer nicht hier ist, der glaubt nicht, wie fatal als es ist« (l. Mai).
    Schlimmer noch war es für des jungen Künstlers Empfinden, wenn sich Grimms Empfehlungen schlecht bewährten und er gar Demütigungen ausstehen mußte. Das weckte dann sein Mißtrauen. Wir müssen ein derartiges Erlebnis hier anführen, um zu zeigen, daß es Wolfgang auch bei gutem Willen kaum möglich war, die Wünsche seines Vaters zu erfüllen. »Mr. Grimm gab mir einen Brief an Mad. la Duchesse de Chabot, und da fuhr ich hin. Der Inhalt dieses Briefes war hauptsächlich, mich bei der Duchesse de Bourbon (die damals im Kloster war) zu rekommandieren und mich neuerdings bei ihr wieder bekanntzumachen und sich meiner erinnern zu machen. Da gingen acht Tage vorbei ohne mindeste Nachricht. Sie hatte mich dort schon auf über acht Tage bestellt, und also hielt ich mein Wort und kam. Da müßte ich eine halbe Stunde in einem eiskalten, ungeheizten und ohne mit Kamin versehenen großen Zimmer warten. Endlich kam die D. Chabot mit größter Höflichkeit und bat mich, mit dem Klavier vorlieb zu nehmen, indem keines von den ihrigen zugerichtet sei, ich möchte es versuchen. Ich sagte, ich wollte von Herzen gern etwas spielen, aber jetzt sei es unmöglich, indem ich meine Finger nicht empfinde vor Kälte, und bat sie, sie möchte mich doch aufs wenigste in ein Zimmer, wo ein Kamin mit Feuer ist, führen lassen. ›O oui, Monsieur, vous avez raison‹ – das war die ganze Antwort. Dann setzte sie sich nieder und fing an eine ganze Stunde zu zeichnen en compagnie anderer Herren, die alle in einem Zirkel um einen großen Tisch herumsaßen. Da hatte ich die Ehre, eine ganze Stunde zu warten. Fenster und Tür waren offen; ich war nichtallein in Händen, sondern im ganzen Leib und Füßen kalt, und der Kopf fing mir auch gleich an wehe zu tun. Da war also altum silentium , und ich wußte nicht, was ich so lange vor Kälte, Kopfweh und Langeweile anfangen sollte. Oft dachte ich mir, wenn's mir nicht um Mr. Grimm wäre, so ging ich den Augenblick wieder weg. Endlich, um kurz zu sein, spielte ich auf dem miserablen, elenden Pianoforte. Was aber das Ärgste war, daß die Madame und alle die Herren ihr Zeichnen keinen Augenblick unterließen, sondern immer fortmachten, und ich also für die Sessel und Tische und Mauern spielen mußte. Bei diesen so übel bewandten Umständen verging mir die Geduld – ich fing also die Fischerschen Variationen an, spielte die Hälfte und stand auf. Da waren eine Menge éloges . Ich aber sagte, was zu sagen ist, nämlich, daß ich mir mit diesem Klavier keine

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