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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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durchaus nach der musikalischen Seite. Zeuge dessen sind die Finales seiner Opern, in denen mehrere Szenen bei reichem Wechsel von Tonart und Tempo zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Hier offenbart sich doch unbedingt ein Gefühl für dramatische Entwicklung in und durch Musik. Gerade aus diesen Finales hat auch Mozart viel gelernt. Aber auch das Duett suchte er zu erweitern und dramatisch zu erhöhen.
    Piccini war von überquellender Fruchtbarkeit; wir kennen dem Titel nach 114 Opern von ihm. 1760 hatte er zu Rom mit der komischen Oper »Cecchins nubile« (La buona figliuola) einen der stärksten Erfolge, von denen die Operngeschichte zu berichten hat. Sein Name hatte nun Weltruf. Piccini folgte um so lieber dem übrigens mit glänzenden Bedingungen verbundenen Rufe nach Paris, als er 1773 aufs bitterste den raschen Geschmackswechsel des Römervolkes hatte erfahren müssen, das ihn völlig zugunsten des minderwertigen Anfossi fallen ließ.
    In Paris sollte Piccini nun keineswegs italienische Opern komponieren; man wollte mit ihm dem eigenen musikdramatischen Schaffen neues Blut zuführen und gab Piccini französische Texte. Das war für den Italiener, der nur notdürftig Französisch verstand, eine schwere Arbeit, deren Qual noch erhöht wurde, als der offene, die Leistungen anderer neidlos anerkennende Mann sich in das Ränkespiel gegen Gluck hineingezogen sah. Hatte man ihm doch dieselbe Operndichtung »Roland« gegeben, mit der bereits Gluck beschäftigt war. Alsdieser von dem bösen Streich hörte, vernichtete er seine Skizzen zu diesem Werke und widmete sich ganz der » Armide «. Während diese aber am 23. September 1777 zunächst nur eine laue Aufnahme fand, gewann Piccinis » Roland « am 18. Januar 1778 einen vollen Erfolg.
    Die Italiener hatten also zunächst Oberwasser, was dahin führte, daß nun für die »Große Oper« auch eine italienische Truppe engagiert wurde, die dann abwechselnd mit der französischen spielte. Solange Piccini italienisch komponieren durfte, war er in seinem Element. Aber die Oper hatte von dem wild tobenden Streit zwischen Gluckisten und Piccinisten in jedem Fall den Vorteil einer leidenschaftlichen Teilnahme; so schürte sie selber den Brand, indem sie beide Komponisten mit der Komposition der » Iphigénie en Tauride « beauftragte. Der 65jährige Gluck nahm alle Kräfte zusammen, so daß sein Werk bereits am 18. Mai 1779 in Szene ging und einen gewaltigen Triumph errang. Dieser Riesenschöpfung gegenüber brach der Widerstand zusammen. Glucks Sieg war entschieden, und es hätte nicht der demütigenden Niederlage bedurft, die sich Piccini anderthalb Jahre später mit seiner » Iphigénie « holte. Wir brauchen Piccinis noch sehr mannigfaltige Schicksale hier nicht näher zu erwähnen. Er hat, da er ja noch die französische Revolution überlebte, äußerlich und innerlich erfahren müssen, daß eine neue Zeit heraufgekommen war, die eine neue Kunst brauchte, wenn anders diese Ausdruck des Lebens sein sollte.
    Diese ausführliche Schilderung der französischen, im besonderen pariserischen Musikzustände, soweit sie die Oper betreffen, war an dieser Stelle nötig, weil ihr Miterleben zweifellos für Mozarts persönliche Entwicklung als Dramatiker die letzte Entscheidung herbeigeführt hat. Das alles wurde dafür um so wertvoller, als auch Wolfgangs eigenes Erleben es begünstigte, daß auf seine an sich heitere Natur in dieser Zeit alles Lyrische, ja auch das Pathetische und Tragische besonders stark einwirkten. Das Lyrische, weil er das erstemal eine starke Liebe im Herzen trug, sicher überhaupt die stärkste Liebesleidenschaftseines Lebens. Und er war ein unglücklich Liebender, getrennt von ihr und voller Zweifel, ob seines Herzens Sehnen jemals würde Erfüllung finden. Verständnis für das Tragische aber gewann er aus dem eigenen Zustande seiner Seele, die einen heftigen Kampf zwischen Pflicht und Neigung zu bestehen hatte, brachte ihm jetzt noch in erhöhtem Maße das schwere Erlebnis des Todes seiner Mutter. Es ist ja nachträglich leicht, dem Lebensgange eines Künstlers nachzusagen, daß alles so gekommen sei, wie es für ihn am vorteilhaftesten gewesen. In wunderbarerer Weise als bei der reinsten Verkörperung des Genies, als die wir Mozart bewundern, ist das jedenfalls nie der Fall gewesen. So gewinnt auch das, was ihm selber vielfach als Hemmung erschienen ist, für seine Gesamtentwicklung Bedeutung, fast immer fruchtbare Bedeutung. Das gilt auch in höchstem

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