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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Ehre machen könnte und mir sehr lieb sei, einen andern Tag zu wählen, wo ein besseres Klavier da wäre. Sie gab aber nicht nach, ich mußte noch eine halbe Stunde warten, bis ihr Herr kam. Der aber setzte sich zu mir und hörte mit aller Aufmerksamkeit zu, und ich – ich vergaß darüber alle Kälte, Kopfweh und spielte ungeachtet dem elenden Klavier so – wie ich spiele, wenn ich guter Laune bin. Geben Sie mir das beste Klavier von Europa und aber Leute zu zuhörern, die nichts verstehen oder nichts verstehen wollen und die mit mir nicht empfinden was ich spiele, so werde ich alle Freude verlieren« (l. Mai). Es ist nichts von der früheren Zuversichtlichkeit in diesem Briefe. »Wenn hier ein Ort wäre, wo die Leute Ohren hätten, Herzen zum Empfinden und nur ein wenig etwas von der Musik verständen und Gusto hätten, würde ich von Herzen zu allen diesen Sachen lachen, aber so bin ich unter lauter Viehern und Bestien, was Musik anbelangt.«
    Auch die äußere Lage war nicht angenehm. Da die Mutter alles viel teurer fand, als es früher gewesen, behalf man sich, um zu sparen, mit einer unfreundlichen Wohnung, die obenein so klein war, daß nicht einmal ein Klavier darin aufgestellt werden konnte. So mußte Wolfgang, der sich am wohlsten zu Hause fühlte, den ganzen Tag draußen sein. Der Mutter war es dann auch unbehaglich, zumalsie andauernd kränkelte. Nun kamen von den Webers in Mannheim auch noch trübe Nachrichten über die dortigen Aussichten für die Musik. Sie machten sich Sorgen, wie es mit ihnen würde, wenn die Musik mit der Hofhaltung nach München verlegt würde. Mozart machte dem Vater gegenüber kein Hehl daraus, daß er mit Webers in Briefwechsel stehe, und was er nicht aussprach, konnte dieser oft genug zwischen den Zeilen erraten: daß des Sohnes ganzes Sinnen nach der Verbindung mit seiner Aloysia trachte. Unter diesen Umständen ließ die sonst so elastische Natur Wolfgangs nach. »Ich befinde mich, Gott Lob und Dank, so ganz erträglich; übrigens weiß ich aber oft nicht, ist es gehauen oder gestochen – mir ist weder kalt noch warm –, finde an nichts viel Freude; was mich aber am meisten aufrichtet und guten Muts erhält, ist der Gedanke, daß Sie, liebster Papa, und meine Schwester sich gut befinden, – daß ich ein ehrlicher Deutscher bin und daß ich, wenn ich schon allzeit nicht reden darf, doch wenigstens denken darf, was ich will; das ist aber auch das einzige« (29. Mai).
    Nur dann lebte er auf, wenn sich ihm die Gelegenheit bot, musikalisch schöpferisch tätig zu sein. Dann war er unermüdlich, unerschöpflich, und wie früher vergaß er auch dann nur allzu schnell, auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein. Er war ja glücklich, wenn er komponieren durfte.
    Die Mannheimer Freunde hatten es ihm nicht nachgetragen, daß er sie im Stich gelassen, und hatten für ihn in Paris gehörig Stimmung gemacht. Außer dem Flötisten Wendling, Ramm (Oboe), Ritter (Fagott), mit denen er seinerzeit die Reise geplant hatte, traf er jetzt noch den trefflichen Waldhornisten Punto an, dem der Tenorist Raaff bald folgte. Diesen lernte er erst jetzt recht schätzen und schloß mit ihm um so engere Freundschaft, als Raaff ein Gönner der Aloysia Weber war. Die Mannheimer Freunde waren für das »Concert spirituel« engagiert, worunter jene Konzerte (etwa 24 jährlich) verstanden wurden, die an hohen Festtagen, wenn keine Opern waren, in einem Saale der Tuillerien stattfanden. Neben Instrumentalmusik kamen hier auch geistliche Kompositionen für Chorund Sologesang zur Aufführung. Wolfgang wurde mit dem damaligen Direktor Jean le Gros bekanntgemacht, der in ihm offenbar sofort den gutgläubigen und anspruchslosen Idealisten witterte. Jedenfalls gab er ihm gleich den wenig dankbaren Auftrag, zu einem »Miserere« von Holzhauer einige Chöre hinzuzukomponieren. Nachher war die überhetzte Arbeit umsonst, »denn das Miserere von Holzhauer ist ohnedies lang und hat nicht gefallen, mithin hat man anstatt vier nur zwei Chöre von mir gemacht und folglich das Beste ausgelassen. Das aber hat nicht viel zu sagen gehabt, denn viele haben nicht gewußt, daß etwas von mir dabei ist, und viele haben mich auch gar nicht gekannt«. Le Gros mochte sich sagen, daß ein Mann, der sich so leicht über eine schwere Schädigung hinwegtröstete, nicht besondere Rücksichten beanspruche; jedenfalls spielte er ihm bald danach einen recht bösen Streich mit einer »Sinfonie concertante« für Oboe, Klarinette, Horn und

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