Mozart - Sein Leben und Schaffen
die bestehen aus lauter miserabeln französischen Arien; die Sinfonie und contredanses , überhaupt zwölf Stücke werde ich dazu gemacht haben. – Dieses Ballett ist schon viermal mit größtem Beifall gegeben worden. – Ich will aber jetzt absolument nichts machen, wenn ich nicht voraus weiß, was ich dafür bekomme, denn dies war nur ein Freundstück für Roverre.« (9. Juli.) – Es war Roverre offenbar nur darauf angekommen, so billig zu seiner Ballettmusik zu gelangen. Wenn er Wolfgang nur seinerseits das »Freundstück« erwiesen hätte, ihn als Verfasser der Ballettmusik recht bekanntzumachen, das hätte seinem Rufe nur nutzen können. Denn in den zwölf Nummern, die Mozart für dieses am 11. Juni 1778 in der großen Oper aufgeführte Ballett »Les petits riens« schrieb, steckt trotz des eng gespannten Rahmens und des geringen Aufwands an Instrumentation eine Fülle köstlichster Erfindung, zumal in der Richtung des Anmutigen und Zierlichen. Aber diese Musik ging unter dem Namen Roverres und niemand, auch nicht Grimm in seiner Correspondance litéraire , nannte den Namen des jungen Deutschen, der hier an einer für ihn völlig neuen Aufgabe seine unfehlbare Treffsicherheit erwiesen hat. Roverre vor allem ist der Vorwurf nicht zu ersparen, daß er den jungen Komponisten lediglich ausgenutzt hat. Denn seine Fürsprachewürde schon gewirkt haben, und er hätte sich niemals so feige aus der Angelegenheit ziehen dürfen, daß er schließlich sagte, für einen Text wolle er schon sorgen, aber er könne nicht für die Aufführung einstehen. Das war für den im fremden Lande lebenden Jüngling, der auf eine baldige Einnahme angewiesen war, eine nur schlecht verblümte Absage.
So kam Wolfgang nur zu einem einzigen Kompositionserfolg in Paris. Le Gros hatte ihm den Auftrag für eine Sinfonie zum »Concert spirituel« gegeben. Das Werk war schnell fertig und wurde am Fronleichnamstage mit »allem Applaus« aufgeführt. Wolfgang berichtet darüber am 3. Juli an den Vater. »Sie hat also ausnehmend gefallen. Bei der Probe war es mir sehr bange, denn ich habe mein Lebtag nichts Schlechteres gehört. Sie können sich nicht vorstellen, wie sie die Sinfonie zweimal nacheinander heruntergehudelt und heruntergekratzet haben; mir war wahrlich ganz bang, ich hätte sie gerne noch einmal probiert, aber weil man allzeit so viel Sachen probiert, so war keine Zeit mehr, ich mußte also mit bangem Herzen und mit unzufriedenem und zornigem Gemüt ins Bett gehen. Den andern Tag hatte ich mich entschlossen, gar nicht ins Konzert zu gehen, es wurde aber abends gut Wetter und ich entschloß mich endlich mit dem Vorsatz, daß, wenn es so schlecht ginge wie bei der Probe, ich gewiß aufs Orchester gehen werde und dem Herrn La Hussaye, erstem Violin, die Violine aus der Hand nehmen und selbst dirigieren werde. Ich bat Gott um Gnade, daß es gut gehen möchte, indem alles zu seiner größten Ehre und Glorie ist, und ecce, die Sinfonie fing an, Raaff stand neben meiner, und gleich mitten im ersten Allegro war eine Passage, die ich wohl wußte, daß sie gefallen müßte, alle Zuhörer wurden davon hingerissen – und war ein großes Applaudissement; – weil ich aber wußte, wie ich sie schrieb, was das für einen Effekt machen würde, so brachte ich sie auf die Letzt noch einmal an – da ging's um Da capo. Das Andante gefiel auch, besonders aber das letzte Allegro – weil ich hörte, daß hier alle letzten Allegro wie die ersten mit allen Instrumenten zugleich und meistens unisono anfangen, so fing ich's mit den zwei Violinen alleinpiano nur acht Takte an, – darauf kam gleich ein Forte, – mithin machten die Zuhörer, wie ich's erwartete, beim Piano sch, – dann kam gleich das Forte. – Sie das Forte hören und die Hände zu klatschen, war eins. – Ich ging also gleich vor Freude nach der Sinfonie ins Palais Royal – nahm ein gutes Gefrorenes – betete den Rosenkranz, den ich versprochen hatte – und ging nach Haus.«
Trotz dieses Erfolges hat Wolfgang das Andante durch ein anderes ersetzt, nur um Le Gros zu Willen zu sein. Diese D-dur -Sinfonie (Nr. 31) ist an sich betrachtet kein bedeutendes Werk, wie ja Mozart in der reinen Instrumentalmusik später als in der Oper zu hervorragender Bedeutung gelangt. Die beiden Ecksätze sind sehr lebhaft bewegt, die thematische Durcharbeitung mehr andeutend; das dazwischenliegende Andante wirkt als behagliches Idyll ohne stärkeren Gefühlsüberschwang. Der Wert dieser wie der meisten
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