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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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geschähe, weil ich überall mehr Hoffnung habe, glücklich und vergnügt leben zu können! – Sie werden mich vielleicht unrecht verstehen und glauben, Salzburg sei mir zu klein? – Da würden Sie sich sehr betrügen.« Und es folgt eine Schilderung der Salzburger Musikzustände, der Verlotterung der Musikanten, der Unwürdigkeit der Verhältnisse, der Unzulänglichkeit der Kräfte, der großen Ansprüche bei jämmerlichster Knauserei von einer bei Mozart ganz ungewohnten Bitterkeit, die uns nachfühlen läßt, welch ungeheures Opfer für ihn die Rückkehr nach der Heimat bedeutete. Das alles trotz der großen Sehnsucht nach den Lieben daheim, die sich rührend in seinen Briefen ausspricht, trotzdem er nichts sehnlicher wünschte, als das Pariser Leben zu enden, das er als seinem »Gemüte, Lust, Wissenschaft und Freude ganz zuwider« empfand.
    Gerade jetzt kam in dieses Leben ein Lichtblick durch den Besuch des von Wolfgang so hoch verehrten Johann Christian Bach, der für Paris eine Oper in Auftrag erhalten hatte. Die Freundschaft mit dem Londoner Freunde wurde rasch erneuert, und Bach verschaffte dem jungen Landsmann allerlei Bekanntschaften, die Wolfgang freilichnicht mehr so optimistisch beurteilte wie früher: »Es geht alles sehr langsam, man muß sich Freunde machen – Frankreich ist auch wie Deutschland – man speist die Leute mit Lobeserhebungen ab.«
    Als Wolfgang von St. Germain, wo er in Gesellschaft Bachs die Gastfreundschaft des Marschalls de Noailles genossen hatte, nach Paris zurückkehrte, fand er einen Brief vom 27. August, worin ihm der Vater mitteilte, daß er sich selber um die Kapellmeisterstelle Lollis beworben habe. Bei dieser Gelegenheit habe die sehr einflußreiche Schwester des Erzbischofs ihn gefragt, ob der junge Mozart nicht zurückkommen würde, wenn er mit dem Gehalt Adlgassers neben dem Vater angestellt würde. Leopold hatte geantwortet, daß er nicht Zweifel habe, daß sein Sohn aus Liebe zu ihm dieses Angebot annehmen würde, fügt aber Wolfgang gegenüber hinzu: »Ich mache keine Rechnung darauf, weil ich den Erzbischof kenne: obwohl es gewiß ist, daß er dich im Herzen zu haben wünscht; so kann er doch zu keinem Entschluß kommen, besonders wenn er geben soll.«
    Aber die Entscheidung kam überraschend schnell. Schon vier Tage später (am 31. August) ging an den Sohn der folgende Brief: »Du bist nicht gern in Paris, und ich finde, daß Du eben nicht gar unrecht hast. Bis jetzt war mein Herz und Gemüt für Dich beängstigt, und ich mußte trotz einem Minister eine sehr kitzliche Rolle spielen, da ich bei aller meiner Herzensangst mich lustig anstellen mußte, um jedermann glauben zu machen, als wärst Du in den besten Umständen und hättest Geld im Überflusse, ob ich gleich das Gegenteil weiß. Ich verzweifelte fast, so, wie ich wollte, durchzudringen, weil, wie Du weißt, nach dem Schritte, den wir getan, von dem Hochmute des Fürsten wenig zu hoffen, und ihm Deine schnelle Abdankung zu sehr aufs Herz gefallen war. Allein durch mein tapferes Aushalten habe ich nicht nur allein durchgedrungen, der Erzbischof hat nicht nur alles akkordiert, für mich und für Dich, Du hast 500 fl.; sondern er hat sich noch entschuldigt, daß er Dich jetzt unmöglich zum Kapellmeister machen könnte, Du solltest aber, wenn es mir zu mühsam werde, oder wenn ich außerstande wäre, in meine Stelle unterdessen einrücken; er hätte immer Dir eine bessere Besoldung zugedacht zc.– mit einem Worte, zu meinem Erstaunen, die höflichste Entschuldigung. Noch mehr! Dem Paris (neben Haydn und Adlgasser der 3. Organist. D. V.) hat er 5 fl. Addition gegeben, damit er die mehrsten Dienste verrichten muß, und Du wirst als Konzertmeister wie vorher dekretiert werden. Wir kommen jetzt also vom Zahlamte, wie ich Dir schon geschrieben, jährlich auf 1000 fl. Nun kommt es darauf an, ob Du glaubst, daß ich noch einen Kopf habe, und ob Du glaubst, daß ich Dein Bestes besorge, – und ob Du mich tot oder beim Leben erhalten willst. Ich habe alles ausgedacht. Der Erzbischof hat sich erklärt, daß er, wenn Du eine Oper schreiben willst. Dich, wo es immer ist, hinreisen lasse; er sagte zur Entschuldigung der vorm Jahr uns versagten Reise, daß er es nicht leiden könne, wenn man so ins Betteln herumreise. Nun bist Du in Salzburg im Mittelpunkte zwischen München, Wien und Italien. Du kannst leichter in München eine Oper zu schreiben bekommen, als in Dienst kommen; denn deutsche Opern-Komponisten, wo sind

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