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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Entschluß zwischen Pheron und Mirza, den Pheron auf den Thron zu setzen.« Am deutlichsten zeigt sich hier die melodramatische Art beim dritten Zwischenspiel, wo die Musik nicht nur die letzte Szene nachlebt, sondern auch die erste des folgenden Aktes vorbereitet. Jahn urteilt: »Unverkennbar hat Mozart sich, angeregt durch das Melodrama, mit Behagen an die Aufgabe gemacht, durch die Instrumentalmusik im Detail zu charakterisieren, und doch überwiegt bei ihm fast überall das Moment der musikalischen Gestaltung. Die Eindrücke, welche ihm das Drama gibt, werden für ihn nur Impulse, die einzelnen Motive eines nach musikalischen Normen gegliederten Satzes schärfer zu betonen und miteinander in Kontrast zu setzen.« (I. Seite 624.) Ich meine, man könnte ein derartiges Urteil über jede echte sinfonische Dichtung schreiben; mehr will ja auch diese nicht. Das ist jenes Dichten in Tönen, das Gluck für seine Opern wollte, das Beethoven in seiner Sinfonie dann vollbrachte. Die Tatsache, daß es auch Mozart hier bei reiner Instrumentalmusik, die ihren inneren Gehalt aus einer dramatischen Dichtung gewonnen hatte, zuerst gelang, derartig in Tönen zu dichten, bezeugt aufs neue, daß der Weg zum echten Musikdrama über diese, eine innere Entwicklung gebende Sinfonie führte.
    Musikalisch ganz hervorragend sind einige Chöre , die Mozart zu diesem Drama »Thamos« geschaffen hat. Sie sind allgemein bekannt mit den später untergeschobenen lateinischen bzw. deutschen Texten: »1. Splendente te, Deus, discussa tristis est nox «; deutsch: »Preis dir, Gottheit, durch alle Himmel tönt dein Ruhm !« 2. »Gottheit, dir sei Preis und Ehre!« 3. » Ne pulvis et cinis superbe te gelas «; deutsch: »Ob fürchterlich tobend sich Stürme erheben.« Diese glänzenden, in freier Bewegung entwickelten pathetischen Chöre haben das Urteil über Mozart als Kirchenkomponist sehr stark beeinflußt und zum Vorwurf der Theatralik seiner Musik viel beigetragen. Zu Unrecht natürlich, wenn wir so erfahren, daß diese Chöre tatsächlich fürs Theater bestimmt waren. Der Empfindung einer allgemeinreligiösen Erhebung, dem Gefühl glänzender Feierlichkeit und begeisterter Hingabe geben sie überzeugenden Ausdruck, so daß nur dringend zu wünschen wäre, daß der bislang noch immer benutzte deutsche Text durch einen besseren ersetzt würde. Denn im jetzigen gehen die Worte vielfach gegen die Musik, was Mozart in jener Zeit schon, wo er es bei anderen Komponisten antraf, heftig tadelte. Allerdings sprengten diese Chöre auch den ihnen im Drama Geblers angewiesenen Raum; sie mußten ihre ganze Umgebung erdrücken. Mozart hatte eben hier die Gelegenheit wahrgenommen, einmal aus dem Vollen zu schaffen. Er hatte nicht umsonst schon früher die Chorkomposition als seine Stärke bezeichnet und sich auf Paris besonders deshalb gefreut, weil er für die dortigen großen Chöre schaffen zu können hoffte.
    Im allgemeinen mußte er nach den größeren Verhältnissen in Paris und vor allem in Mannheim die Beschränktheit der Mittel in Salzburg doppelt schmerzlich empfinden. Sein Dienst brachte es mit sich, daß er auch jetzt wieder viel für die Kirche schuf: Vespern zumal, auch einzelne Messen. Das früher gewonnene Gesamturteil gilt auch hier, auch insofern, daß jedenfalls in diesen Werken einzelne Teile, wie auch etliche selbständige Bruchstücke den Beweis erbringen, daß Mozart nach einem eigenartigen, strengeren Kirchenstil verlangte, diesen sicher auch verwirklicht hätte, wenn er in den äußeren Verhältnissen auch nur die geringste Anregung dazu gefunden hätte. So aber mußte er sich damit begnügen, innerhalb der eng gezogenen Grenzen durch die eigenartige Verteilung der Orchesterstimmen, durch den ganzen Charakter der Instrumentation, für die er seine Mannheimer Erfahrungen verwertete, rein musikalisch möglichst viel zu erreichen. Das gilt auch für die reinen Instrumentalwerke, die er in dieser Zeit schuf. Es ist vor allem die selbständige Führung der Bläserstimmen, die gegen früher absticht. Freilich reichten auch hier die Salzburger Mittel nicht aus, fehlten ihm doch sogar die geliebten Klarinetten.
    Nimmt man zu dieser beträchtlichen Zahl von Kompositionen hinzu, daß ihm der praktische Kapellmeister- und Organistendienst docheine Masse von Arbeit brachte, daß es der Aufwendung größter Energie bedurfte, um die vertrödelten Salzburger Musikantenkreise zu höheren technischen Leistungen zu erziehen – das Augsburger Bäschen

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