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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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hat später oft über Mozarts Leidenschaftlichkeit beim Dirigieren ihre Spässe gemacht –, so wird man zugestehen müssen, daß auch diese Zeit die stets lebendige Fruchtbarkeit und den immer wachen Fleiß Wolfgangs bestätigt.
    Aber wirklich wohl konnte ihm auch künstlerisch in dieser Beschränkung, die er jetzt stets als Beschränktheit empfand, nicht sein. Wie mochte er darum aufjauchzen, als ihm der Auftrag wurde, zum Karneval 1781 die Opera seria für München zu schreiben. Nach eindreiviertel Jahren konnte er seine Vaterstadt verlassen, in die er nur mit Widerwillen gekommen, die ihm inzwischen nicht lieber geworden war. Im November 1780 fuhr er nach München, um an Ort und Stelle sein Werk zu vollenden. Es sollte der Abschied für immer sein.

10. Die Befreiung
    Mozart muß trotz seiner jungen Jahre dem hervorragenden Musikerkreise in Mannheim einen sehr nachhaltigen Eindruck gemacht haben. Obwohl er weder in Mannheim noch nachher in Paris zu bedeutenden Arbeiten Gelegenheit gefunden hatte, trauten ihm doch offenbar alle die Fähigkeit zu einer großen dramatischen Komposition zu. Nun war dieser Musikerkreis mit dem Hofe Karl Theodors nach München übergesiedelt in größere und auch äußerlich glänzendere Verhältnisse. Jetzt nach Jahr und Tag war es den vereinten Bemühungen der Cannabich, Raaff, Ramm, Wendling usw. gelungen, alle Bedenken der Hofkreise – den Intendanten Graf Seeau hatten sie »wie Wachs zusammengeschmolzen« – zu überwinden: Mozart wurde mit der Komposition der Opera seria » Idomeneo « für den Karneval 1781 betraut.Es war das in der Tat ein großes Vertrauensstück. Mozart war in den letzten Jahren hauptsächlich mit Instrumentalwerken hervorgetreten. Die »Zaide« war unbekannt, auch von der Musik zu »König Thamos« wird man in München wohl kaum etwas gehört haben; so blieben hier nur die Arien für Aloysia Weber, die diese sicher in Hofkonzerten vorgetragen hat, und die Erinnerung an den Erfolg der » Finta giardiniera «, der auch bereits sechs Jahre zurücklag. Aber das war eine komische Oper gewesen, jetzt wollte man eine heroische Oper großen Stils haben, wobei auch wieder in Betracht kam, daß man in deutschen Landen, zumal an diesem Münchener Hofe, der früher in Mannheim eine deutsche Nationaloper zu begründen bestrebt gewesen war, doch mit einer Opera seria der überkommenen Art kaum zufrieden gewesen wäre. Die Tätigkeit Holzbauers, Schweitzers, Glucks, die starke Einwirkung des Melodramas, die in der damaligen Welt einzig entwickelte Fähigkeit des Orchesters endlich, mußten hier die künstlerischen Ansprüche zu einer Höhe gehoben haben, wie kaum an einem anderen Orte. Es bedeutet darum ein doppeltes Vertrauen und eine unbedingte Anerkennung des Genies des fünfundzwanzigjährigen Salzburger Komponisten, wenn man die ganze Saison eines Jahres auf ein Werk von ihm stellte. Andererseits mochte man auch gerade ihn für besonders geeignet halten, eine Oper zu schaffen, die jenseits des ästhetischen Streites lag.
    Wir wenden zu gern für die Beurteilung der Kulturverhältnisse der Vergangenheit die aus den heutigen Zuständen gewonnenen Anschauungen an. Nun sind wir aber gerade über das geistige Leben Münchens in dieser Zeit sehr schlecht unterrichtet; die Zeitungen geben uns so gut wie gar nichts, auch fehlt es an irgendwelchen bedeutenden Memoiren aus diesen Kreisen. Hervorragende Schriftsteller fanden sich damals in der Hauptstadt Bayerns nicht, dessen Hof seine ganze Kunstliebe der Musik und der bildenden Kunst zuwandte. So besitzen wir für die Begebnisse, die wir zu schildern haben, als einzige ergiebige Quelle den Briefwechsel zwischen Wolfgang und seinem Vater. Es ist natürlich, daß dieser sich gerade auf die innersten Fragen nicht erstreckt; die konnten bei dem fast ununterbrochenenBeisammensein gesprächsweise erledigt werden. Allerdings, auch wenn Wolfgang von den ästhetischen Problemen in stärkerem Maße ergriffen worden ist, so hat er jedenfalls dafür bei seinem Vater nicht viel Widerhall gefunden. Leopold Mozart war eine konservative Natur, ein Mann, dem gerade für alles Geistige und Seelische in der Kunst der Erfolg ausschlaggebend war, während er als vorzüglich geschulter Musiker hinsichtlich der Urteilsfähigkeit der Masse über technische Dinge recht gering dachte. Aber dieses Technische, oder sagen wir, die formale Auffassung der Musik war bei ihm so herrschend, daß ihn die Probleme des Verhältnisses zwischen Musik und Dichtung

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