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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Bläserchor vollkommen. Am so höher werden wir es schätzen, daß angesichts der Fülle Wolfgang so bewundernswert Maß hält. Er kennt nicht nur die Charakteristik durch Verwenden der Instrumente, sondern auch durch Weglassen. Die Ouvertüre ist eine sinfonische Einleitung, die mit erschütternder Gewalt und tiefem seelischen Inhalt uns in die Ereignisse einführt. In der Oper selber verzichtet Mozart »für manche Nummern von vornherein völlig auf gewisse Instrumente; man könnte sagen, er schafft sich jedesmal sein eigenes Orchester so, wie er es eben braucht. Da begnügt er sich wieder mit den Streichern, oder er nimmt Hörner und Fagott oder Hörner und Oboen dazu; einen kurzen Chor läßt er nur von Trompeten und Pauken (in althergebrachten Phrasen) begleiten, und den Orakelspruch läßt er unter weihevollen Akkorden von drei Posaunen und zwei Hörnern erschallen. Mit völliger Freiheit sind alle Instrumentgruppen und einzelnen Instrumente des Orchesters angewandt. Es ist nicht nötig, von der Beherrschung der Saiteninstrumente zu sprechen; wohl aber ist doch zweierlei anzuerkennen: die Befreiung der Violincelli von dem steten Unisonogehen mit den Bässen und danndie Erlösung der Viola aus ihrer untergeordneten Rolle – sei es, daß sie durch volle Akkorde die eigentliche Grundharmonie für die Violinen herstellt; sei es, daß sie etwa im Verein mit den Fagotten ganz selbständig zu düsterer Färbung – eine Vorahnung gewisser Stellen in der Zauberflöte – gebraucht wird! Im allgemeinen ist sodann die völlig freie Bewegung der Holzbläser festzustellen, die gar oft ganz und gar selbständig, nicht einmal mit Berücksichtigung der Streichergruppe auftreten – sie trennen und vereinigen sich, kommen einander zu Hilfe, lösen sich ab, bekämpfen sich und wetteifern miteinander; neuartige Klangmischungen entstehen dadurch, daß Mozart etwa Flöten und Oboen und Klarinetten unisono gehen läßt, nicht selten verteilt er auch Figuren auf das entzückendste und wirksamste unter die ganze Gemeinschaft.« (Komorzynski, M.s Kunst der Instrumentation, S. 17.)
    Gerade die Behandlung des Orchesters in Idomeneo zeigt, wie sehr Mozart auch für die große heroische Oper befähigt war. Und darum ist es doppelt zu bedauern, daß er nicht zur Erfüllung seines Vorsatzes kam, dieses von ihm immer hochgeschätzte Werk später für Wien neu zu bearbeiten. Wir müssen doch bedenken, daß Wolfgang jetzt erst fünfundzwanzig Jahre alt war, daß eine solche Lebenskenntnis und das Verständnis für die gewaltigsten Leidenschaften auch dem Genie erst in reifen Mannesjahren werden können.
    Ganz erstaunlich ist die Arbeitsleistung, die Wolfgang in diesen zweieinhalb Monaten zu München vollbracht hat. Er hat nicht nur weitaus den größten Teil seiner Oper in dieser Zeit komponiert, sondern auch die vielfach sehr mühselige Einstudierung des Werkes geleitet. Aber aus seinen Briefen fühlen wir heute noch, wie glücklich er in dieser Zeit war, trotz mancher kleinen Hemmungen, trotzdem ein böser Katarrh ihn die ganze Zeit über quälte. Andererseits war das ganze Künstlervolk begeistert, auch der Hof hielt in seiner Anerkennung nicht zurück. Aber den Erfolg, den »Idomeneo« bei der öffentlichen Aufführung am 29. Januar 1781 davongetragen hat, sind wir allerdings nicht unterrichtet; denn da Vater und Schwester aus Salzburgherbeigeeilt waren, lag kein Anlaß zum Schreiben vor. Doch ist sicher anzunehmen, daß die öffentliche Aufführung das nach den Proben gefällte günstige Urteil bestätigt hat.
    Man kann sich denken, wie Mozart nach der fast zweijährigen Abgeschlossenheit in Salzburg hier in München aufgelebt war. Sein Herzenswunsch, mit einer großen dramatischen Aufgabe betraut zu werden, war erfüllt. Das Orchester, das er in Mannheim so sehr hatte schätzen lernen, stand zu seiner Verfügung. Die alten Freunde aus jenen glücklichen Wochen waren ihm treu geblieben; die eine untreue Freundin Aloysia war bereits an die Wiener Oper übergesiedelt und konnte ihn so an den einzigen Verlust, den er erlitten, nicht erinnern. Überall, auch in den Hof- und Adelskreisen, kam man ihm mit größter Hochachtung entgegen. Das war so ganz anders als in Salzburg, wo ihm, wie er am 16. Dezember 1780 an den Vater schreibt, »der Fürst, die stolze Noblesse, alle Tage unerträglicher geworden war«. »Ich würde also«, fährt er fort, »mit Vergnügen erwarten, daß er mir schreiben ließe, er brauche mich nicht mehr. Ich würde

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