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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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ihm anerzogenen Anschauungsweise, die auf eine Mischung von Unterwürfigkeit und Klugheit ausging, und der ihm natürlichen mehr revolutionären Zeitstimmung. Daraus und aus der steten Absicht, den Vater ja niemals zu verletzen, ihm in jedem Worte die kindliche Ehrfurcht zu bezeugen, erklärt es sich, wenn auf den heutigen Leser die Briefe manchmal widerspruchsvoll oder doch nicht klar und fest genug wirken. Wer tiefer zusieht, erkennt aus ihnen die Schwere der Kämpfe, die Wolfgang in dieser Zeit durchmachte, die Willenskraft, die er aufwendete, um die Wünsche des Vaters zu erfüllen, die tiefe seelische Kränkung, das schwere Herzeleid, das es ihm bereitete, in diesem schwersten Lebenskampfe den Vater nicht auf seiner Seite zu wissen.
    Schon gleich der erste Brief kündigt den nahenden Sturm an.Wolfgang war unmittelbar nach Erhalt des erzbischöflichen Befehls von München abgereist und traf am 16. März 1781 in Wien ein. Er hatte »ein charmantes Zimmer im nämlichen Hause, wo der Erzbischof logiert«, während der Geiger Brunetti und der Kastrat Ceccarelli in einem anderen Hause wohnten, » Che distizione «, höhnt Wolfgang. Und er hatte recht, diese Einquartierung nicht als Auszeichnung zu empfinden, denn sein Mittagsmahl erhielt er an der Bediententafel. » NB . die zwei Herrn Leibkammerdiener sitzen obenan. Ich habe doch wenigstens die Ehre vor den Köchen zu sitzen. Nun, – ich denke halt, ich bin in Salzburg. Bei Tische werden grobe, einfältige Spässe gemacht; mit mir macht keiner Spässe, weil ich kein Wort rede, und wenn ich was reden muß, so ist es allezeit mit der größten Seriosität. Sowie ich abgespeist habe, so gehe ich meines Wegs. Abends haben wir keine Tafel, sondern jeder bekommt drei Dukaten, – da kann einer weit springen. Der Herr Erzbischof hat die Güte und gloriert sich mit seinen Leuten, raubt ihnen ihre Verdienste und zahlt sie nicht dafür.«
    Der Vater sah den Sturm kommen und suchte Wolfgang damit zu beschwichtigen, daß der Erzbischof ihn doch offenbar nur deshalb nach Wien habe kommen lassen, um mit seinen Leistungen großzutun. Wolfgang antwortete ihm darauf am 24. März: »Was Sie mir vom Erzbischof schreiben, hat, was seinen Ehrgeiz, meine Person betreffend, kitzelt, insoweit seine Richtigkeit, – allein was nützt mir alles dies? – von diesem lebt man nicht. Glauben Sie nur sicher, daß er mir hier gleich einem Lichtschirm ist. Was gibt er mir denn für Distinktion? Herr v. Kleinmaym, Bönike haben mit dem Erlauchten Grafen Arco eine Extratafel; – das wäre Distinktion, wenn ich bei dieser Tafel wäre, – aber nicht bei den Kammerdienern, die außer dem ersten Platz beim Tisch die Lüster anzünden, die Türe aufmachen und im Vorzimmer bleiben müssen, wenn ich darin bin – und bei den Herrn Köchen. Und dann, wenn wir wo hingerufen werden, wo ein Konzert ist, so muß der Herr Angerbauer heraus passen, bis die Herrn Salzburger kommen, und sie dann durch einen Lakai weisen lassen, damit sie hineindürfen.«
    Diese dienerhafte Behandlungsweiseließ er sich allerdings nicht gefallen, sondern trat auch in den vornehmsten Häusern zwar mit Bescheidenheit, aber doch mit Selbstbewußtsein auf. Die Wiener fanden das auch durchaus natürlich, und er bekam rasch Zutritt zu den vornehmsten Häusern, in denen er schnell beliebt wurde.
    »Nun ist meine Hauptabsicht hier, daß ich mit schöner Manier zum Kaiser komme, denn ich will absolument, daß er mich kennen lernen soll. Ich möchte ihm mit Lust meine Oper durchpeitschen und dann brav Fugen spielen, denn das ist seine Sache. O, hätte ich gewußt, daß ich die Fasten nach Wien kommen würde, hätte ich ein kleines Oratorium geschrieben und zu meinem Vorteil im Theater gegeben, wie es hier alles macht. Ich hätte leicht vorher zu schreiben gehabt, weil ich die Stimmen alle kenne. Wie gern gäbe ich ein öffentliches Konzert, wie es hier der Brauch ist, aber – es wird mir nicht erlaubt, das weiß ich gewiß. Denn, stellen Sie sich vor, – Sie wissen, daß hier eine Sozietät ist, welche zum Vorteil der Witwen von den Musizi Akademien gibt; alles, was nur Musik heißt, spielt da umsonst – das Orchester ist 180 Mann stark – kein Virtuos, der nur ein bißchen Liebe des Nächsten hat, schlägt es ab, darin zu spielen, wenn er von der Sozietät darum ersucht wird. Denn man macht sich auch sowohl beim Kaiser als beim Publikum darum beliebt. – Starzer hatte den Auftrag, mich darum zu bitten, und ich sagte es ihm gleich zu,

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