Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
Vom Netzwerk:
guter Dilettanten waren. Auch hat er selber seine treuesten und gelehrigsten Schüler in diesen Kreisen gefunden.
    Aber auch für die Oper , die Mozart so sehr am Herzen lag, schien Wien damals der beste Platz zu sein. Kaiser Joseph II. hattedie nationale Bedeutung des Theaters erkannt. Schon 1776, noch vor Maria Theresias Tode, hatte er das Wiener Theater dem ungünstigen Einfluß privater Geschäftsmacherei entzogen und es zum Hof- und Nationaltheater gemacht, wodurch es rasch eine bedeutsame Höhe erreichte. Denn der früher übliche Charakter einer höfischen Unterhaltungsstätte wurde ebenso glücklich vermieden. Die allgemeine Teilnahme der Bürgerschaft und eine lebhafte Kritik steigerten die Leistungen der tüchtigen Schauspieler und verliehen diesen auch eine höhere soziale Bedeutung, als sie früher den Genossen des Hanswursts beschieden gewesen war. So fand Mozarts Theaterliebe hier reiche Nahrung. »Meine einzige Unterhaltung«, berichtet er der Schwester, »besteht im Theater; ich wollte Dir wünschen, hier ein Trauerspiel zu sehen. Überhaupt kenne ich kein Theater, wo man alle Arten Schauspiele vortrefflich aufführt, aber hier ist es. Jede Rolle – die mindeste, schlechteste Rolle ist gut und doppelt besetzt.« Auch die Oper versuchte der Kaiser dem nationalen Gedanken dienstbar zu machen. Es war schade, daß hier sein persönlicher Geschmack nicht mit seinen Unternehmungen im Einklang stand, denn er liebte vor allem die Italiener und blieb dauernd Anhänger einer leichten, sinnlich gefälligen Musik. So mögen es wohl mehr Gründe einer gewiß berechtigten, aber doch gerade gegenüber der Kunst meist übel angewandten Sparsamkeit gewesen sein, wenn er das Ballett und die kostspielige italienische Oper aufhob. Die Stelle der letzteren sollte nun ein Nationalsingspiel einnehmen.
    Das Singspiel , dessen Entwicklungsgeschichte wir weiter unten bei der Würdigung der »Entführung« näher kennen lernen werden, war damals in ganz Deutschland wohl die beliebteste Theaterunterhaltung. Das deutsche Volk erhielt hier zum erstenmal auf der Bühne einen seiner Natur angemessenen Gesang. Den Theaterdirektoren war die Gattung besonders deshalb willkommen, weil sie einerseits das musikliebende Publikum anzog, andererseits keine besonderen Kosten verursachte. Denn im allgemeinen wurden diese Singspiele nicht von den teuren Gesangskräften, sondern vom Schauspielerpersonal aufgeführt. Dem Kaiser war, wie gesagt, diese »billige« Kunst rechtwillkommen. So wurde denn auch rasch der erste Versuch mit den gerade vorhandenen Kräften, unter denen nur die von der italienischen Oper zurückgebliebene Sängerin Katharina Cavalieri höheren Ansprüchen genügte, unternommen. Einige stimmbegabte Schauspieler übernahmen die anderen Rollen, für den Chor wurden die nötigen Kräfte aus den Kirchengesangvereinen zusammengestellt. Auf diese Weise wurde am 17. Februar 1778 die Wiener deutsche Oper mit der Operette »Die Bergknappen« des Bratschisten Umlauf eröffnet. Das nächste Jahr brachte dann noch vierzehn weitere kleine Werke, meist Übersetzungen aus dem Französischen und Italienischen, einige wenige auch von Wiener Musikern neu komponiert.
    Die Wiener waren aber in musikalischer Hinsicht zu sehr verwöhnt worden, als daß ihnen jetzt diese bescheidenen Leistungen lange genügt hätten. So mußte man auf die Gewinnung besserer Gesangskräfte bedacht sein. Aus diesem Grunde war Aloysia Weber von München weggeholt worden; für hochdramatische Partien gewann man in Antonia Bernasconi , die bereits zehn Jahre früher in des jungen Mozarts »Mitridate« die wichtigste Frauenrolle gesungen hatte, eine berühmte Kraft. Sie war übrigens, trotz ihres italienischen Namens, genau so wie die treffliche Koloratursängerin Cavalieri, eine geborene Deutsche. Therese Teyber war eine sehr gute Soubrette. Dazu kamen neben verschiedenen brauchbaren Sängern für kleinere Rollen der vorzügliche Tenorist Adamberger und der Bassist Fischer , einer der größten Schauspielersänger, über die die deutsche Bühne je verfügt hat. Damit war nun die Vorbedingung erfüllt, um das bisher musikalisch recht dürftige deutsche Singspiel bedeutend zu steigern. Leider aber fehlten die Komponisten und die geeigneten Stücke. Gluck komponierte seit seiner »Iphigenie auf Tauris« nicht mehr, bearbeitete nur seine bereits vor einem Vierteljahrhundert französisch gegebenen »Pilgrime von Mekka« für die deutsche Bühne. Sein musikalischer Erbe,

Weitere Kostenlose Bücher