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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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selbst nicht die abscheulichste Auslegung darüber machen? – Das war mein Fall. Ich verfaßte die Schrift also, daß ich mich verpflichte, in Zeit von drei Jahren, die Mademoiselle Konstanze Weber zu ehelichen; wofern sich die Unmöglichkeit bei mir ereignen sollte, daß ich meine Gedanken ändern sollte, so solltesie alle Jahre 300 fl. von mir zu ziehen haben. – Ich konnte ja nichts Leichteres in der Welt schreiben, denn ich wußte, daß es zu der Bezahlung dieser 300 fl. niemals kommen wird, – weil ich sie niemals verlassen werde. Und sollte ich so unglücklich sein, meine Gedanken verändern zu können, so würde ich recht froh sein, wenn ich mich mit 300 fl. davon befreien könnte, – und die Konstanze, wie ich sie kenne, würde zu stolz sein, um sich verkaufen zu lassen. – Was tat aber das himmlische Mädchen als der Vormund weg war? – Sie begehrte von der Mutter die Schrift, sagte zu mir: »Lieber Mozart! ich brauche keine schriftliche Versicherung von Ihnen, ich glaube Ihren Worten so« – und zerriß die Schrift. – Dieser Zug machte mir meine liebe Konstanze noch werter, und durch diese Kassierung der Schrift und durch das Versprechen auf Parole d'honneur des Vormunds, diese Sache bei sich zu halten, war ich wegen Ihnen, mein bester Vater, einesteils in etwas beruhiget. Denn für Ihre Einwilligung zur Heirat (da es ein Mädchen ist, dem nichts als Geld fehlt) war mir nicht bange zu seiner Zeit, – denn ich kenne Ihre vernünftige Denkungsart in diesem Falle. – Werden Sie mir verzeihen? – Ich hoffe es! – ich zweifle gar nicht.«
    Allerdings war der Vater von der schlimmsten Seite her aufgeklärt worden. Wolfgang war wohl mit Recht »ganz voll Zorn und Wut über die schändlichen Lügen des Erzbuben Winter«. Dieser junge Komponist Peter Winter, ein Schüler Abt Voglers, war seit Mannheim Wolfgang sehr feindlich gesinnt. Er hatte, als er auf der Reise von Wien nach Salzburg durchreiste, dem Vater denkbar Schlechtes über Wolfgang, vor allem aber über die Familie Weber mitgeteilt. Winter, der später in Glucks Fußstapfen trat, der Komponist des »Unterbrochenen Opferfestes«, hat im allgemeinen durch sein barsches Auftreten sich den Ruf eines ehrlichen, geradsinnigen Mannes erworben. Seine dauernde Gegnerschaft gegen Mozart brauchte ja nicht Schlechtigkeit, sondern könnte die volle Überzeugung des treuen Voglerschülers sein. Aber es ist doch nachgewiesen, daß Winter kein so gerader Charakter war, wie er schien; und daß er wenigstens Wolfgang beim Vater wohl schwer verleumdet hat, scheint unzweifelhaft,obwohl zugegeben werden muß, daß das ganze Leben im Hause Weber einem, der nicht mit verliebten Augen hinkam, wenig erfreulich gewesen sein mag. Jedenfalls genügte dem Vater zunächst die Erklärung, die ihm sein Sohn schickte, nicht, oder er war auch zu empört, so daß er diesem den erwarteten Brief vorenthielt. Ganz aufgeregt schreibt Wolfgang am 9. Januar 1782: »Ich verstehe nicht, daß ich keinen Brief bekomme. – Sollten Sie so böse sein über mich? – Daß ich Ihnen die Sache so lange verschwiegen, darüber können Sie böse sein, da haben Sie recht. Doch wenn Sie meine Entschuldigung darüber gelesen haben, so können Sie mir schon verzeihen. Und daß ich mich zu verheiraten wünsche, darüber können Sie doch nicht böse sein? – Ich glaube, daß Sie hierin meine Religion und gute Denkungsart am besten haben erkennen können. – O, ich könnte Ihnen auf Ihr letztes Schreiben wohl vieles antworten und viele Einwendungen machen; allein meine Maxime ist: was mich nicht trifft, das achte ich auch nicht der Mühe wert, daß ich davon rede; – ich kann mir nicht helfen, ich bin einmal so. – Ich schäme mich ordentlich, mich zu verteidigen, wenn ich mich falsch angeklagt sehe, – ich denke nur immer, die Wahrheit kommt doch an den Tag. – Nun – ich kann Ihnen von dieser Sache nicht mehreres schreiben, weil ich noch keine Antwort auf meinen letzten Brief habe. – Neues weiß ich nichts, mithin leben Sie wohl. – Ich bitte Sie noch einmal um Verzeihung – und bitte Sie um Nachsicht und Mitleiden für mich. – Ohne meine liebste Konstanze kann ich nicht glücklich und vergnügt sein, – und ohne Ihre Zufriedenheit darüber würde ich es nur zur Hälfte sein, machen Sie mich also ganz glücklich, mein liebster, bester Vater! Ich bitte Sie.«
    Und an diesen in den Schlußsätzen ausgesprochenen Entschlüssen war nichts zu ändern. Gern gab Wolfgang den Vorhaltungen

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