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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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ist. Ich hoffe nicht, liebste Freundin, daß Sie jemals so ein Leben führen wollten wie sie, wenn Sie auch nicht meine Frau sein wollen. Wenn Sie schon dem Triebe, mitzumachen – obwohl das Mitmachen einer Mannsperson nicht allzeit gut steht, desto weniger einem Frauenzimmer, – konnten Sie aber unmöglich widerstehen, so hätten Sie in Gottes Namen das Band genommen und sich selbstdie Waden gemessen (so wie es noch alle Frauenzimmer von Ehre in meiner Gegenwart in dergleichen Fällen getan haben), und sich nicht von einem Chapeau (ich, – ich – würde es niemalen im Beisein anderer Ihnen getan haben), ich würde Ihnen selbst das Band gereicht haben, desto weniger also von einem Fremden, der mich gar nichts angeht. – Doch das ist vorbei und ein kleines Geständnis Ihrer dortmaligen, etwas unüberlegten Aufführung würde alles wieder gutgemacht haben und – wenn Sie es nicht übelnehmen, liebste Freundin – noch gutmachen. Daraus sehen Sie, wie sehr ich Sie liebe. Ich brause nicht auf wie Sie – ich denke – ich überlege und ich fühle. Fühlen Sie, haben Sie Gefühl, so weiß ich gewiß, daß ich heute noch ruhig werde sagen können: Die Konstanze ist die tugendhafte, ehrliebende, vernünftige und getreue Geliebte des rechtschaffenen und für sie wohldenkenden Mozart.« (29. April 1782.)
    Da der Vater einsehen mußte, daß nichts gegen diese Liebe auszurichten sei, drang er um so mehr darauf, von seinem Sohn zu erfahren, wie es sich mit dem »wenigen Gewissen« verhalte, von dem er ihm geschrieben hatte. Wolfgang glaubte drei Eisen im Feuer zu haben. Da war der reiche Fürst Liechtenstein, der sich eine Harmoniemusik einrichten wollte, zu der Mozart die Stücke setzen sollte. Eine zweite Aussicht bot der Erzherzog Maximilian, bei dem Wolfgang in der Tat alles galt und bei dem er sicher Kapellmeister geworden wäre, wenn der Erzherzog damals bereits Kurfürst von Köln gewesen wäre. Aber einstweilen war er noch Koadjutor. So blieb am wichtigsten der Kaiser selbst. Die Reden des Kaisers gegen ihn hatten ihm Hoffnung eingeflößt. Und so suchte Mozart auch, um besser die Gunst des Kaisers zu erlangen, sich der Fürsprache des – Kammerdieners Strack zu versichern. Das ist nun so recht bezeichnend für die damaligen musikalischen Kulturzustände, daß ein Kammerdiener die ausschlaggebende Persönlichkeit in musikalischen Dingen war.
    Joseph II. war ein sehr eifriger, aber nicht gerade geschmackvoller Liebhaber der Musik. Zwar war er musikalisch gründlich gebildet; seine schöne Baßstimme war gut geschult, er spielte Cello undViola, auch Klavier, und besaß eine große Gewandtheit im Partiturspiel. Aber er huldigte doch ganz dem italienischen Geschmack, in dem er durch Salieri bestärkt wurde, und bevorzugte in der Instrumentalmusik ganz leichte, gefällige Unterhaltungsstücke. Von den »Spässen« eines Haydn wollte er bekanntlich nichts wissen, auch Mozart war ihm im Grunde viel zu gediegen. In der Tat war die eigentlich maßgebende Kraft für die Musikwahl bei den täglich im engsten Kreise stattfindenden Nachmittagskonzerten der Kammerdiener Strack, mit dem Salieri sicher zusammenarbeitete, um keinen Wandel eintreten zu lassen. Denn obwohl die vielen Vorwürfe, die gegen Salieri als Mensch erhoben worden sind, nicht zutreffen, obwohl er ein durchaus rechtlicher und wohlwollender Mann war, so hätte es doch einer ganz bedeutenden menschlichen Größe bei ihm bedurft, wenn er es über sich vermocht hätte, seine eigene künstlerische Stellung dadurch zu erschüttern, daß er Mozart, dessen Überlegenheit er wohl erkannte, in den Vordergrund geschoben hätte. Ebenso hat sicher die Kammerdienerseele Stracks gefühlt, daß bei dieser Gattung von Musik für seinesgleichen eine maßgebende Stellung nicht mehr zu behaupten war. Man darf also sicher annehmen, daß Salieri und Strack eher alles gegen Mozart, als auch nur etwas für ihn taten. Wolfgang tat also sehr klug daran, wenn er sich nicht allzu sehr auf diese Aussichten verließ, sich sogar etwas zurückhielt, wie er denn am 10. April seinem Vater auf das nach Salzburg gelangte Gerücht, der Kaiser werde ihn in seine Dienste nehmen, antwortete: »Die Ursache, daß ich Ihnen nichts davon geschrieben, ist, weil – ich selbst kein Wort davon weiß. Daß auch hier die ganze Stadt davon voll ist und mir schon eine Menge Leute dazu gratuliert haben, ist sicher, und daß beim Kaiser auch ist davon gesprochen worden und er es vielleicht im Sinn hat, will ich

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