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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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hatte er erst als Sechzigjähriger – der das zu verwirklichen imstande gewesen wäre, was ihm innerlich vorschwebte. Sonst wären sicher manche Opernpläne, die ihm jetzt nur einmal in Gedanken aufschössen, zur Ausführung gekommen. Was Goethe damals auch im kleinen Weimar hören konnte, waren einerseits die deutschen Singspiele und dann imJahre 1784 eine Folge von italienischen komischen Opern. Später hat er bei seinem Aufenthalt in Italien seine Kenntnisse gerade auf diesem Gebiete vertieft. Diese Bekanntschaft mit Singspiel und komischer Oper hat ihn zur Dichtung von acht Singspielen veranlaßt, über die man doch gewöhnlich zu leichten Sinnes hinweggeht. Ihn reizte eine Gattung, in der »Leben, Bewegung mit Empfindung gewürzt, alle Arten Leidenschaften ihren Schauplatz finden. Besonders freute ihn die Delikatesse und Grazie, womit der Komponist gleichsam als ein himmlisches Wesen über der irdischen Natur des Dichters schwebt.« Daß Goethe sich dann besonders zum Singspiel und der Opera buffa , dagegen nicht zur Opera seria hingezogen fühlte, hat, wenn es auch von ihm nirgendwo ausgesprochen wird, den tiefsten Grund darin, daß für seine so ganz mit dem Leben verwachsene und aus diesem herauswachsende Kunst die Opera seria zu sehr künstliches Gebilde, zu unlebendig war. Andererseits konnte ihn doch der Zustand, in dem sich Opera buffa und Singspiel darboten, nicht befriedigen.
    Die komische Oper, zu der wir das Singspiel im großen und ganzen einrechnen können, ist überall aus der Auflehnung des gesunden volkstümlichen Kunstempfindens gegen die künstlich gezeugte und aus rein artistischer Kunstanschauung am Leben erhaltene große Oper entstanden. Inhalt, Charaktere und Art der Komposition blieben hier im letzten Sinne volkstümlich. Bei der italieniichen Opera buffa tritt dieser Charakter rein musikalisch nicht so deutlich als Gegensatz zur Opera seria hervor, weil ja auch diese eine Schöpfung der Italiener war. Viel deutlicher zeigt sich diese innere Gegensätzlichkeit der beiden Gattungen in jenen Ländern, wo die Opera seria als Fremdkörper wirken mußte. Auch in Frankreich, das sich seine eigene ernste nationale Oper ausgebildet hatte, konnte diese Kunstgattung das eigentliche Volksempfinden nicht befriedigen.
    Wir haben uns hier nur mit Deutschland zu beschäftigen. Da dieses in seiner Kunst damals noch nicht universal, sondern bloß international war, überrascht es uns nicht, daß die Auflehnung des deutschen Empfindens gegen die hier unbestrittener als anderswo herrschende italienische Oper erst durch die Anregung der Fremde erwacht ist.
    Schon 1727 hatte das englische Volksbewußtsein sich in Gays » Bettleroper « gegen die Alleinherrschaft der italienischen Oper aufgelehnt. Die zahlreich eingestreuten Volks- und Gassenlieder verschafften dem Werk ungeheuren Erfolg und viele Nachahmungen, unter denen »Der Teufel ist los« (The devil to pay) mit der Fortsetzung »Der fröhliche Schuster« die erfreulichsten waren. Dieses Werk war bereits 1743 nach Berlin verpflanzt worden, hatte aber hier keinen Erfolg, was leicht erklärlich ist, da die englischen Melodien in Deutschland keinen Wiederhall fanden und obendrein ohne alle Begleitung gesungen wurden. Neun Jahre später gewann mit dem gleichen Stück der vielgewandte Leipziger Theaterdirektor Heinr. Gottfr. Koch einen glänzenden Erfolg. Er, der schon längst italienische Intermezzi für ein deutsches Publikum bearbeitet hatte, ließ auch dieses englische Stück durch Chr. F. Weiße (1726-1804) gründlich umarbeiten. Der Erfolg konnte nicht nutzbar gemacht werden, weil der Siebenjährige Krieg dazwischentrat und das Theater ganz in den Hintergrund drängte. Für das deutsche Singspiel wurde aber dieser Aufschub von Vorteil, da Weiße 1759 zu längerem Aufenthalt nach Paris ging.
    Im gleichen Jahre (1752), in dem Koch Weißes Bearbeitung des englischen Vorbildes aufgeführt hatte, ist durch Rousseaus »Dorfwahrsager« der Anstoß zur Entwicklung des französischen Singspiels gegeben worden. Auch hier wurde die Gattung mit Jubel aufgenommen und der anschmiegsame Weiße gewann eine Fülle von Anregungen. Nach Hause zurückgekehrt, bearbeitete er 1766 nochmals jenes englische »Der Teufel ist los«; diesmal aber wurden die eingelegten Lieder mit ganz neuen Weisen versehen durch den Leipziger Musiker Joh. Adam Killer (1728-1804), dem in musikalischer Hinsicht der Ruhm des Begründers des deutschen Singspiels zukommt. Die Gattung hatte einen

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