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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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nicht auch wenig genug? – Schlecht genug, wirst Du sagen! Aber um Gottes willen – Sie kennen doch beide Wien! – Hat ein Mensch (der keinen Kreuzer sicheres Einkommen hat) an einem solchen Orte nicht Tag und Nacht zu denken und zu arbeiten genug? – Unser Vater, wenn er seine Kirchendienste und Du Deine paar Skolaren abgefertigt hast, so können Sie beide den ganzen Tag tun, was Sie wollen, und Briefe schreiben, die ganzeLitaneien enthalten, – aber ich nicht. Ich habe meinem Vater schon letzthin meinen Lebenslauf beschrieben, und ich will ihn Dir wiederholen. – Um 6 Uhr früh bin ich schon allezeit frisiert, um 7 Uhr ganz angekleidet. Dann schreibe ich bis 9 Uhr. Von 9 Uhr bis 1 Uhr habe ich meine Lektionen, dann esse ich, wenn ich nicht zu Gaste bin, wo man dann um 2 Uhr und auch 3 Uhr speist, wie heute und morgen bei der Gräfin Zichy und Gräfin Thun. Vor 5 Uhr abends oder 6 Uhr kann ich nichts arbeiten, und öfters bin ich durch eine Akademie daran verhindert; wo nicht, so schreibe ich bis 9 Uhr. Dann gehe ich zu meiner lieben Konstanz, – allwo uns das Vergnügen, uns zu sehen, durch die bitteren Reden ihrer Mutter mehrenteils verbittert wird – welches ich meinem Vater im nächsten Brief erklären werde – und daher gehört der Wunsch, daß ich sie sobald möglich befreien und erretten möchte. – Um halb 11 Uhr oder 11 komme ich nach Haus; – das besteht von dem Schuß ihrer Mutter oder von meinen Kräften, ihn auszuhalten. – Da ich mich wegen den vorfallenden Akademien und auch wegen der Unsicherheit, ob ich nicht bald da, bald dort hingerufen werde, auf das Abendschreiben nicht verlassen kann, so pflege ich (besonders wenn ich früher nach Hause komme) noch vor dem Schlafengehen etwas zu schreiben. Da verschreibe ich mich öfters bis 1 Uhr – und dann wieder um 6 Uhr auf. – Liebste Schwester! Wenn Du glaubst, daß ich jemals meinen liebsten, besten Vater und Dich vergessen könne, so – – doch still! Gott weiß es, und das ist mir Beruhigung genug, – der soll mich strafen, wenn ich es kann! – Adieu.«
    Und auch die Oper schlief keineswegs, wenn auch die Aufführung immer mehr hinausgeschoben wurde und die zahlreichen Veränderungen im Textbuch vielen Aufenthalt verursachten. Am 8. Mai hatte er der Gräfin Thun den zweiten Akt »vorgeritten«, am 29. Mai kündigte er an, daß wenige Tage später die erste Probe sei. Allerdings gab es auch jetzt allerlei Kabalen, so daß es des ausdrücklichen Befehls des Kaisers bedurfte, bevor die Oper am 16. Juli 1782 im Burgtheater gegeben wurde. Die höchsten Erwartungen wurden übertroffen. Das gedrängt volle Haus spendete reichen Beifall,der Dakapo-Rufe war kein Ende. In rasch aufeinander folgenden Aufführungen bürgerte sich das Werk endgültig auf der deutschen Bühne ein.
    »Die Entführung aus dem Serail«
    »schlug alles nieder. Alles unser Bemühen, uns im Einfachen und Beschränkten abzuschließen, ging verloren, als Mozart auftrat.« Mit diesen Worten kennzeichnete Goethe, als er in den Annalen auf seine eigene Bemühung um die Hebung des deutschen Singspiels zurückblickte, die Bedeutung von Mozarts Schöpfung.
    Goethe, über dessen Verhältnis zur Musik oft recht absprechend von oben herab geurteilt wird, mag in der Tat für eigene musikalische Tätigkeit nicht so hervorragend veranlagt gewesen sein, daß ihm ein nachhaltigeres Bemühen um die Ausbildung seiner Fähigkeiten lohnend erschienen wäre. Es mögen da aber ebensogut äußere Verhältnisse mitgewirkt haben. Ich glaube das sogar. Denn wir haben andererseits keinen Dichter, der dauernd solche Sehnsucht nach Musik fühlte, der vor allen Dingen so genau erkannte, welche Bedürfnisse die Musik bei einer Dichtung erfüllt finden muß, mit der sie sich vereinigen will. Und Goethe, der Lyriker, der nach eigenen Geständnissen innerlich seine Lieder sang, wenn er sie schuf, der der Geliebten rät: »Nur nicht lesen! Immer singen, und ein jedes Blatt ist dein!« hat zeitlebens in der Vereinigung von Musik und Dichtung das erstrebenswerte Ziel einer besonders glücklichen und beglückenden Kunsterscheinung gesehen. So lag ihm denn auch die Oper besonders am Herzen. Wir müssen vor allem bedenken, daß die Zeit seiner wichtigen Entwicklung vor die große Periode der deutschen Musik fällt; daß er ferner in Weimar keine Gelegenheit hatte, große Musik zu hören und andererseits auch niemals mit jenem wirklich bedeutenden Komponisten zusammentraf, – seine Begegnung mit Beethoven

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