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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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schon vorhersagen, kommt es dir aus dem Kerzen, wenn du bekennst: »Wenn ihn die Mädchen lieben, so wissen sie warum.« Susanne geht, ein Kleid für den Pagen zu holen, da pocht es an die verschlossene Tür: herrisch verlangt der Graf Zutritt. Rasch schlüpft der Page in das nebenliegende Kabinett, das die Gräfin verschließt. Sie vermag ihre Verlegenheit vor dem Grafen nicht ganz zu verbergen, so daß dieser seine durch den Brief geweckte Eifersucht begründet glaubt. Da poltert es im Nebenzimmer – der Page hat einen Stuhl umgeworfen –, so daß der Graf die Öffnung der Türe verlangt, die die Gräfin weigert: Susanne sei darin und kleide sich zur Hochzeit an. Ein Hin und Her, in dem der Graf durch seine strenge Ruhe das Übergewicht hat, während die aus ihrem Zimmer hereingeschlüpfte Susanne mitleidsvoll die Gräfin bedauert, – dann verläßt der Graf mit seiner Gattin das Zimmer, um eine Axt zu holen, da er die Türe gewaltsam öffnen will. In diesen Minuten läßt Susanne den Pagen aus dem Kabinett heraus, er springt durchs Fenster in den Garten hinab, Susanne selber nimmt jetzt des Pagen Platz im Zimmer ein. Das Grafenpaar kommt zurück; im letzten Augenblick gesteht die Gräfin dem darob rasenden Grafen, der Page sei im Zimmer. Mit dem Degen stürzt der Graf gegen das Zimmer, da öffnet sich die Türe, ihm entgegen tritt lächelnd – Susanne.Während der Graf ins Zimmer stürmt, um es zu durchsuchen, unterrichtet Susanne ihre Herrin von dem Vorgefallenen. So gewinnt sie nun leicht das Übergewicht gegen ihren Gatten: alles sei Verstellung gewesen, auch der Brief, den Figaro ihm zugesteckt. Schon bittet der Graf seine Gattin um Verzeihung, da kommt – diesmal zur Unzeit – Figaro. Er hat bereits die Hochzeitsgäste zusammengetrommelt. Da beginnt die neue Verwirrung. Der Graf hält Figaro den Brief vor, den er ihm zugesteckt habe; da Figaro vom Vorangegangenen nichts weiß und die Gräfin bloßzustellen fürchtet, leugnet er alles. Noch schlimmer wird's, als der halbtrunkene Gärtner Antonio mit einem zerbrochenen Blumentopf hereinkommt: ein Mensch sei aus dem Fenster gesprungen, nach seiner Meinung der Page. Der Page? Figaro springt ein, er sei es gewesen; er war bei Susanne, fürchtete die Überraschung durch den Grafen und sprang hinaus. Da gehören wohl ihm diese Papiere, die der Mann beim Springen verlor. Welche Papiere? Schon hält sie der Graf in der Hand. Die Gräfin erkennt sie – das Patent des Pagen. Wie kommt Figaro in den Besitz desselben? Wieder helfen die Frauen, die vorhin entdeckt haben, daß beim Ausfertigen des Schriftstücks das Siegel vergessen worden. Der Graf wird immer ärgerlicher, daß ihm die Fäden wieder aus der Sand gleiten, da kommt Hilfe: Marzelline naht in Begleitung Dr. Bartolos und Basilios, um ihre Ansprüche auf Figaros Hand geltend zu machen. Jetzt hat der Graf die erwünschte Handhabe zum Aufschub der Hochzeit: das Gericht soll erst den Fall untersuchen.
    Dieses große Finale, das die bunten, sich jagenden Geschehnisse von dem Auftritt des gräflichen Paares vor der verschlossenen Türe bis zum Schluß zu einem musikalischen Ganzen zusammenzwingt, gehört zu den genialsten formalen Leistungen, die je einer Kunst gelungen sind. Das allmähliche Anwachsen von zwei (Graf und Gräfin) über drei (Susanne), vier (Figaro), fünf (Antonio) zu sechs, sieben, acht Stimmen (Marzelline, Bartolo, Basilio), das stete Gegenspiel der immer wechselnden Stimmengruppen bis zum gewaltigen Zusammenprall aller im Schlusse, wo zwischen den Gegnern(Susanne-Figaro-Gräfin einerseits – Marzelline-Bartolo-Basilio andrerseits) der Graf triumphierend mit seinem »Nur Ruhe!« hin- und wiedergeht, ist schon rein musikalisch schier unvergleichlich, gewinnt aber eine ganz einzigartige Stellung dadurch, daß alles Musikalisch-Formale zum ganz natürlichen Ausdruck des Dramatischen wird.
    Der dritte Akt spielt im Prunksaal des Schlosses, das bereits zum Hochzeitsfest geschmückt ist. Unruhig geht der Graf auf und ab. Was er gesehen und gehört, quält ihn; freilich ernstlich an der Gräfin Treue zu zweifeln vermag er nicht. Inzwischen hat die Gräfin beschlossen, selber die Fäden der Intrige in die Hand zu nehmen und Figaro außer Spiel zu lassen. Susanne soll dem Grafen ein Stelldichein für den Abend versprechen; sie selbst will ihn dann in Susannens Kleidern empfangen, beschämen und – sich neu gewinnen. So naht jetzt Susanne dem Grafen. Ihr Blick verheißt ihm die endliche Erfüllung

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