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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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es ist von viel geschlossenerer Wirkung, wenn Figaros große Arie unmittelbar an seine Begegnung mit Barbarina anschließt. Figaro eifersüchtig, wütend und kummervoll – ein innerer Widerspruch, für uns um so komischer, als alles ja grundlos ist; so tat Mozart recht, wenn er nun das Ganze noch besonders hebt und durch kleine Züge (z. B. die Hornstellen bei »das Weitre verschweig' ich«) würzt. Figaro hat gerade noch Zeit, sich hinter den Taxushecken zu verstecken, als die Gräfin und Susanne, die die Kleider vertauscht haben, nahen. Die Gräfin zieht sich zurück, Susanne ist allein. Die folgende Szene hat dramatisch überempfindlichen Leuten viel Kopfzerbrechen gemacht. Nach dem Buch verrät Marzelline Susannen, daß Figaro ihr eifersüchtig auflauere. Susanne beschließt, den Gatten für den Mangel an Vertrauen zu strafen und singt nun eine von hingebendem Liebessehnen erfüllte Arie, die zu den beseligendsten Melodien dieses überreichen Werkes gehört. Hier erhebt sich nun der Zwiespalt. Singt Susanne diese Arie, so daß sie Figaro hören soll, so spielt sie in diesem Augenblick die Liebende; dann wäre das Ganze eine Parodie. Den Gedanken läßt die Arie nicht zu. – Ichfände es am einfachsten, man ließe die Bemerkung der Marzelline weg. Susanne ist so klug, daß sie nachher ohnehin schnell genug merkt, wie es um ihren Figaro bestellt war. Andererseits kann ihre Drohung, den Mißtrauischen zu strafen, für später gemeint sein; jedenfalls darf dieser herrliche Liebesgesang, bei dem – ein sehr feiner Zug – das Hauptthema an das Briefduett erinnert, auch nicht in einer Note parodistisch klingen.
    Jetzt beginnt im Dämmern, in dem noch gerade die Umrisse der Personen zu erkennen sind, das Treiben. Die Gräfin in Susannens Kleidern ist vorgetreten. Der Page kommt zum Stelldichein mit Barbarina; da gewahrt er Susanne (die Gräfin); schnell ist er an ihrer Seite: »Warum willst du mir verwehren, was dem Grafen du gewährst?« Zornig springen der Graf und Figaro aus ihrem Versteck empor: der Graf erhält des Pagen, Susannen (Gräfin) zugedachten, Kuß; Figaro zum Ergötzen seiner hinten lauschenden Susanne die zur Antwort erteilte Ohrfeige. Nun ist der Graf mit der vermeintlichen Susanne allein. Glühend ist sein Werben, der wenig Widerstrebenden steckt er einen Ring an den Finger. Eben will er sie ins Gebüsch ziehen, da tritt ihm Figaro wie zufällig in den Weg; rasch entwischt sie in einen zur linken liegenden Pavillon, während der Graf im Dunkel verschwindet. Zu Figaro tritt nun die vermeintliche Gräfin. Wütend tut er ihr den Treubruch des Grafen kund, aber sie spielt ihre Entrüstung so schlecht, daß Figaro sein Susannchen erkennt. Nun wacht sein ganzer Übermut auf. Glühend huldigt er der »Gräfin«, bis Susanne recht handgreiflich diesem Spiel ein Ende macht. Sie nehmen es aber gleich wieder verdoppelt auf, als sie merken, daß der Graf kommt. Sobald dieser seine Gattin bei Figaro sieht, schlägt er wütend Lärm. Susanne entwischt in den Pavillon rechts, Figaro läßt sich fangen. Von allen Seiten eilen die Leute mit Fackeln herbei. Der Graf will vor ihnen allen enthüllen, wie ihn Figaro und die Gräfin betrügen. Er zerrt aus dem Pavillon zu allgemeinem Erstaunen heraus: Marzelline, Barbarina, den Pagen, endlich die vermeintliche Gräfin. Kniefällig bittet sie mit Figaro um Verzeihung. Wütend versagt sie der Graf. Da klingt's von derandern Seite: »Werd' ich vielleicht für sie Verzeihung erlangen?« Es ist in Susannens Kleidern die Gräfin. Da sinkt der Graf vor ihr aufs Knie: »O Engel, verzeih mir.« Seine Reue klingt so echt, daß nicht nur die Gräfin gern vergibt, sondern auch alle andern in der frohen Zuversicht zusammenstimmen, daß nun ungestörtes Liebesglück für alle blühen werde.
    So endet dieses Spiel, in dem sich französische Grazie, italienische Schönheit und deutsches Empfinden zur unvergleichlichen Einheit zusammengeschlossen.
    ~ ~ ~
    Dadurch, daß es seinen Neidern gelungen war, Mozart um die Früchte des ersten stürmischen Erfolges des »Figaro« in Wien zu bringen, verschlechterte sich nicht nur seine künstlerische Laune; man darf auch gerade in diese Zeit den Anfang zur Katastrophe seiner Hauswirtschaft setzen. Mit Stundengeben und der Anfertigung von allerlei Gelegenheitskompositionen mußte er sich wieder durchschlagen, so daß es leicht begreiflich ist, daß er im Herbst 1786 ernstlich daran dachte, nach England zu gehen. Wie dieser Plan am Widerspruch

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