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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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neue Untat. Don Juans Trugstück mit Leporello findet keinen Glauben, furchtbar tost der Versammelten Wut gegen ihn an. Aber – »freie Geister zu erschüttern, g'nügen solche Blitze nicht!« Den Degen in der Hand, bahnt er sich den Weg ins Freie.
    Nochmals sollen wir den ganzen Zauber der Sinnenwelt genießen. Inniger hat selbst Mozart selten gesungen als in der Klage Elviras: »O Herz, hör' auf zu schlagen«; um so frevelhafter wirkt Don Juans Spiel, der Leporello, mit dem er die Kleider getauscht, bei Elviren den Tröster spielen läßt, nachdem er sie mit dem entzückenden Ständchen in die Nacht hinabgelockt hat. Süßer sind dieFreuden der Sinnlichkeit nie geschildert worden als in den Tönen, mit denen Zerline ihrem verprügelten Masetto Heilung aller Schmerzen verheißt. Dann verdüstert sich das Bild. Ottavio rüstet sich, an Don Juan Rache zu nehmen. Die übliche deutsche Übersetzung: »Tränen vom Freund getrocknet« ist eine unerträgliche Versündigung an diesem ergreifend schönen Gesange. Es folgt die gewaltige Kirchhofszene; die Monumentalität dieser Tragik hat in der Weltliteratur kaum ihresgleichen, wenn in das frivole Gespräch Don Juans mit Leporello die Geisterstimme dröhnt: »Verwegner, gönne Ruhe den Entschlafenen.« Zum ersten- und einzigen Mal in der Oper ertönen hier die Posaunen. Es ist ein Stück grausigen Humors, wenn Leporello in schlotternder Todesangst seines übermütigen Herrn Einladung dem Steinbilde übermitteln muß, dessen von einem langen Hornton gehaltenes »Ja« das Blut gefrieren macht. – Mozart ist ein solcher Meister des harmonischen Maßhaltens, andererseits so sicher seiner Stimmungskraft, daß er nochmals ein helleres Bild einschiebt in jener ganz in Wohllaut getauchten »Briefarie«, mit der Donna Anna ihren Verlobten der Liebe versichert. Danach treibt es der Katastrophe zu. Es ist sehr wirkungsvoll, daß sich das himmlische Strafgericht im gleichen Raume vollzieht, wo am Ende des ersten Aktes das irdische versagte. Wieder tafelt Don Juan, dieses Mal allein. Sein Orchester spielt ihm auf. Stücken aus Martins » Cosa rara « und Sartis » Fra due Litiganti « schließt sich in köstlicher Laune das »Dort vergiß« aus »Figaros Hochzeit« an. Plötzlich bricht die Tafelmusik ab. Elvira erscheint, den noch immer Geliebten zur Umkehr zu mahnen. Es ist umsonst. Sie geht – ein Entsetzensschrei von draußen; Leporello, der nachsehen ging, kann kaum sprechen vor Angst!: Das Schicksal naht mit dröhnenden Schritten, furchtbar pocht es an die Pforte – auch Don Juans kecker Hand entsinkt der Leuchter, als er den steinernen Gast erblickt. Im Orchester ertönen jene gewaltigen Tonfolgen, die die Ouvertüre eröffneten. Das knappe Zwiegespräch beginnt; jetzt hält der Geist Don Juans Hand, das Tempo nimmt stetig zu, in den Bässen rast es in Zweiunddreißigstelnoten die Tonleiter empor. In diesen Minutenwächst Don Juan zum Helden: »Noch nie hab' ich gezittert!« So erliegt er, stolz bis zum letzten Augenblicke, der Übermacht überirdischer Gewalten. Die Erde, deren stärkste Kräfte in ihm Gestalt gewonnen, verschlingt ihn.
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    Der große Erfolg, den Mozart mit »Figaros Hochzeit« und »Don Juan« in Prag davongetragen hatte, legte es den Wiener Hofkreisen doch nahe, den Komponisten irgendwie an ihre Stadt zu fesseln, »damit ein Künstler von so seltenem Genie nicht bemüßigt werde, sein Brot im Auslande zu suchen«, wie später bei der Begründung des Pensionsgesuches der Witwe Mozarts ausgeführt wird. Es bot sich dazu gute Gelegenheit, da am 15. November 1787, gerade um die Zeit, als Mozart wieder nach Wien zurückkehrte, Gluck gestorben war. Aber die kleinlichen und neidischen Naturen in der Umgebung des Kaisers mochten diesen überzeugen, daß nicht allzuviel dazu gehöre, den bislang ganz unberücksichtigt gelassenen Mozart Wien zu erhalten. So huldigte der Kaiser auch in diesem Fall wieder seiner Sparsamkeit, und anstatt Mozart zum Nachfolger Glucks zu machen, der zweitausend Gulden bezogen hatte, ernannte er ihn am 7. Dezember 1787 zum Kammermusikus mit achthundert Gulden Gehalt. Gewiß bezog auch keiner der anderen Kammermusiker mehr, aber nachhaltige Hilfe konnte dieses Gehalt jetzt Mozart nicht bringen, da er seine äußere Lebenshaltung nach dem Erfolg des Figaro auf einen größeren Zuschnitt berechnet hatte, so daß die Wohnungsmiete allein fast das ganze Gehalt verschlang. Mozart hatte zu diesem »Luxus« bei seiner damals blühenden

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