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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Konzerttätigkeit ein Recht, da er natürlich nicht annehmen konnte, daß in den folgenden Jahren bei einer schier noch vermehrten Arbeitsleistung alle äußeren Unternehmungen ihm so mißlingen würden. Am schlimmsten aber empfand er, daß er nun keine seiner Stellung würdige Beschäftigung fand. Den Auftrag, für diesen Winter 1788 wie auch im folgenden Jahr und 1791 die Tänze für die Maskenbälle der k. k. Redoutensäle zu komponieren, konnte er dafür nicht ansehn. Wir haben über achtzig Tänze von Mozart: Menuette, Deutsche, Kontertänze, Ländler, dieer sicher nie als etwas anderes denn als Pflichtarbeit betrachtete und lediglich von dem Standpunkt aus schrieb, daß sich gut nach ihnen tanzen lasse. Die übrigen Kompositionen des Jahres 1788 sind zumeist für den Unterricht oder andere von außen an ihn herantretenden Anlässe geschrieben. Der Sommer 1788 verzeichnet allerdings die drei großen Sinfonien.
    Auch die am 7. Mai 1788 endlich vollzogene Wiener Aufführung des » Don Giovanni « änderte nichts an dieser Gesamtlage, da das Werk zunächst keinen Beifall fand. Mehr innere Befriedigung wird Mozart an einer anderen, von außen her veranlaßten Arbeit gehabt haben, indem er auf van Swietens Veranlassung einige Werke Händels bearbeitete. Es war van Swieten gelungen, einige kunstliebende Adlige zu bestimmen, für die Kosten der Aufführungen aufzukommen, so daß diese unentgeltlich vor geladener Zuhörerschaft an Nachmittagen im großen Saal der Hofbibliothek stattfanden. Mozart hat dafür »Acis und Galathea« (Nov. 1788), den »Messias« (März 1789), die »Cäcilienode« und das »Alexanderfest« (Juli 1790) bearbeitet. Die Anschauung über die Aufgabe solcher Bearbeitungen hat sich seither vollkommen verändert. Unser Denken ist heute gegenüber älterer Kunst historisch eingestellt, sicher vielfach in übertriebenem Maße. Auch hier geht die Treue im Geiste über die Treue gegen den Buchstaben. Zugegeben muß werden, daß die letztere leichter zu erreichen ist als die erstere. Denn der Grundsatz, ein älteres Werk so neu zu bearbeiten, wie der betreffende Komponist es wohl geschaffen hätte, wenn er in der Gegenwart wirkte, öffnet natürlich der persönlichen Willkür alle Tore. Andererseits ist ja auch in der Kunst das Altertümliche ein starker Stimmungswert. Van Swieten, der doch ein schier wissenschaftlicher Verehrer Händels war, schrieb in einem Fall, als Mozart eine Arie des Messias in ein Rezitativ umwandeln wollte, am 21. März 1789 diesem zustimmend: »Wer Händel so feierlich und so geschmackvoll kleiden kann, daß er einerseits auch den Modegecken gefällt und andererseits doch immer in seiner Erhabenheit sich zeigt, der hat seinen Wert gefühlt, der hat ihn verstanden, der ist zu der Quelle seines Ausdrucks gelangt und kann undwird sicher daraus schöpfen. So sehe ich dasjenige an, was Sie leisteten.« Ich glaube, wir dürfen diesem Urteil zustimmen, auch wenn wir heute bei Aufführungen Händels nicht mehr zu Bearbeitungen Mozarts greifen wollen. Sicher beweisen unter den damaligen derartigen Arbeiten die Mozarts weitaus die größte Pietät für den alten Meister. Nirgendwo will Mozart sich selbst aufdrängen, sondern alles bezeugt ein tief eindringendes Studium der älteren Werke und das Bestreben, sich in Händels Eigenart zu versenken und aus dieser heraus alle Zutaten zu gestalten.
    Daß diese eindringende Beschäftigung mit alter Musik , die so ganz anders geartet war als alles, was Mozart in Wien entgegentrat, für ihn von höchstem künstlerischem Werte gewesen ist, braucht kaum erwähnt zu werden. Im übrigen war aber auch von Swieten sehr sparsam, wo es seinen eigenen Geldsäckel anging, und so wurden auch diese Arbeiten für Mozart sicher nur wenig ertragreich. Da außerdem seine Bemühungen für eigene Konzerte in Wien keinen Erfolg hatten, gewann bei ihm der Plan, sich durch eine Konzertreise außerhalb Abhilfe gegen seine schlechte Lage zu suchen, immer mehr für sich. So genügte der erste kräftige Anstoß zur Verwirklichung. Fürst Karl Lichnowsky, Mozarts Schüler und Freund, mußte als preußischer Offizier zeitweilig in Berlin sich aufhalten. Er bot Mozart im Frühjahr 1789 an, in seinem Wagen die Reise nach der preußischen Hauptstadt mitzumachen. Mozart verstand sich um so lieber dazu, als Friedrich Wilhelm II. ein aufrichtiger Musikfreund war. Die am 8. April 1789 begonnene
    Reise nach Berlin
    ließ sich gut an. Zwei Tage später konnte er aus Prag seiner Frau

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