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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Getrenntlebens machten ihn auch zum Arbeiten untüchtig und bewirkten, daß er unter der äußeren Notlage zuweilen aufs heftigste litt. Zeuge dessen sind seine Briefe an den befreundeten Logenbruder Puchberg , von denen wenigstens einer hier mitgeteilt sei:
    »Den 12. Juli! O Gott! ich bin in einer Lage, die ich meinem ärgsten Feinde nicht wünsche; und wenn Sie, bester Freund und Bruder, mich verlassen, so bin ich unglücklich und unschuldigerweise samt meiner armen kranken Frau und Kind verloren. – Schon letztens, als ich bei Ihnen war, wollte ich mein Herz ausleeren – allein ich hatte das Herz nicht! – und hätte es noch nicht – und zitternd wage ich es schriftlich – würde es auch schriftlich nicht wagen – wenn ich nicht wüßte, daß Sie mich kennen, meine Umstände wissen und von meiner Unschuld , meine unglückselige, höchst traurige Lage betreffend, gänzlich überzeugt sind. O Gott! anstatt Danksagungen komme ich mit neuen Bitten! – anstatt Berichtigung mit neuem Begehren. Wenn Sie mein Herz ganz kennen, so müssen Sie meinen Schmerz hierüber ganz fühlen; daß ich durch diese unglückselige Krankheit in allem Verdienste gehemmt werde, brauche ich Ihnen wohl nicht zu wiederholen; nur das muß ich Ihnen sagen, daß ich ungeachtet meiner elenden Lage, mich doch entschloß, bei mir Subskriptions-Akademien zu geben, um doch wenigstens die dermalen so großen und häufigen Ausgaben bestreiten zu können, denn von ihrer freundschaftlichen Zuwartung war ich ganz überzeugt; aber auch dies gelinget mir nicht; mein Schicksal ist leider, aber nur in Wien , mir so widrig, daß ich auch nichts verdienen kann, wenn ich auch will; ich habe 14 Tage eine Liste herumgeschickt, doch da steht der einzige Namen Swieten ! – Da es jetzt doch scheint, daß es mit meinem lieben (den 15. Juli) Weibchen von Tag zu Tage besser geht, so würde ich doch wieder arbeiten können, wenn nicht dieser Schlag, dieser harte Schlag, dazukäme; – man tröstet uns wenigstens, daß es besser gehe – obwohl sie mich gestern abends wieder ganz bestürzt und verzweifelt machte, so sehr litt sie wieder und ich – mit ihr (den 14.), aber heute nacht hat sie so gut geschlafen und befindet sich den ganzen Morgen so leicht, daß ich die beste Hoffnung habe; nun fange ich an, wieder zur Arbeit aufgelegt zu sein – aber ich sehe mich wieder auf einer anderen Seite unglücklich – freilich nur für den Augenblick! – Liebster, bester Freund und Bruder – Sie kennen meine dermaligen Umstände , Siewissen aber auch meine Absichten ... In ein paar Monaten muß mein Schicksal in der geringen Sache auch entschieden sein, folglich können Sie, bester Freund, bei mir nichts riskieren; nun kommt es bloß auf Sie an, einziger Freund, ob Sie mir noch 500 fl. leihen wollen oder können? – ich bitte, bis meine Sache entschieden ist, Ihnen alle Monat 10 fl. zurückzuzahlen; dann (welches längstens in einigen Monaten vorbei sein muß) Ihnen die ganze Summe mit beliebigen Interessen zurückzuzahlen und mich anbei noch auf lebenslang für Ihren Schuldner erklären, welches ich auch leider ewig werde bleiben müssen, indem ich nie imstande sein werde, Ihnen für Ihre Freundschaft und Liebe genug danken zu können; – gottlob, es ist geschehen; Sie wissen nun alles, nehmen Sie nur mein Zutrauen zu Ihnen nicht übel und bedenken Sie, daß ohne Ihre Unterstützung die Ehre, die Ruhe und vielleicht das Leben Ihres Freundes und Bruders zugrunde geht; ewig Ihr verbundenster Diener, wahrer Freund und Bruder.
W. A. Mozart.
    Ach Gott! – ich kann mich fast nicht entschließen, diesen Brief abzuschicken! – und doch muß ich es! – Wäre mir diese Krankheit nicht gekommen, so wäre ich nicht gezwungen, gegen meinen einzigen Freund so unverschämt zu sein; – und doch hoffe ich von Ihnen Verzeihung, da Sie das Gute und Üble meiner Lage kennen. Das Üble besteht nur in diesem Augenblick, das Gute aber ist gewiß von Dauer, wenn das augenblickliche Übel gehoben wird. – Adieu! – Verzeihen Sie mir um Gottes willen, verzeihen Sie mir nur! – und – Adieu! ...«
    Mozart konnte vor allen Dingen den Gedanken nicht vertragen, daß seine kranke Frau unter der äußeren Bedrängnis leiden mußte. Er selber aber fühlte sich nur wohl, wenn er arbeiten konnte. Gerade zu dieser Arbeit aber bedurfte er, wie wir aus manchem Zeugnisse wissen, einer ruhigen, heiteren Stimmung. So erklärt sich, wenn manchmal neben einer verzweifelten Auffassung seiner Lage

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