Mozart - Sein Leben und Schaffen
besonders bedeutsam hervorragen, weil sie für eine tiefere Beurteilung des Kirchenkomponisten Mozart richtunggebend sind oder doch sein sollten.
Da winkte wieder einmal die Erlösung. Denn als solche erschien Mozarts jede Gelegenheit, aus Salzburg wegzukommen. Vom Kurfürsten Maximilian III. kam der Auftrag, zum Karneval 1775 für München eine komische Oper zu schreiben. In diesem Falle konnte natürlich der Erzbischof den zur Schöpfung der Oper notwendigen Urlaub nicht abschlagen. So reisten am 6. Dezember Vater und Sohn nach München, wo sie überall das freundlichste Entgegenkommen fanden. Wolfgang nutzte die guten musikalischen Verhältnisse, eine viel gediegenere musikalische Arbeit für » La finta giardiniera « zu schaffen, als man es sonst bei einer komischen Oper gewöhnt war. Das ganze Orchester beteuerte denn auch, wie der Vater schreibt, bald, »daß sie noch keine schönere Musik gehört, wo alle Arien schön sind«. Die Aufführung am 13. Januar 1775 bestätigte diesen Eindruck durch einen riesigen Erfolg, an dem auch der Hof sich aufs lebhafteste beteiligte. »Nach einer jeden Arie war allzeit ein erschreckliches Getös mit Klatschen.«
Unter den vielen Salzburgern, die sich jetzt überzeugen konnten, daß die Erfolge Mozarts in Italien nicht erlogen gewesen waren, befand sich auch der Erzbischof, der zwar seinen Pflichtbesuch beim bayrischen Kurfürsten so einzurichten wußte, daß er an einer Aufführung der Oper selber vorbeikam, dagegen, wie Leopold Mozart mit schadenfroher Genugtuung berichtet, nicht umhin konnte, vom ganzen Adel die Lobeserhebungen anzuhören und die ihm allerseits dargebrachten feierlichen Glückwünsche zu seinem Konzertmeister entgegenzunehmen. Die Verlegenheit, in die er dabei geriet, so daß er nur mit einem Kopfneigen und Achselzucken auf alles antwortete, hat er natürlich dem jungen Künstler nicht vergessen und sie ihn später gehörig entgelten lassen. Vielleicht auch schon in München; denn es ist doch auffällig, daß sich auch jetzt nicht nur keine Stellung für ihn fand, sondern daß dem so erfolgreichen Komponisten nicht einmal die Opera seria für das nächste Jahr übertragen wurde, wie alles erwartete. Der kluge Leopold Mozart hatte sich nicht umsonst um das »viele Gewäsche« geärgert, daß die Salzburger darüber machten, daß Wolfgang in kurfürstliche Dienste treten würde, und hat darin ganz richtig feindliche Einwirkungen gewittert. Man hat jedenfalls das bestimmte Gefühl, daß die geringen praktischen Erfolge, die die künstlerisch hoch anerkannten Taten Mozarts in München nach sich zogen, darauf beruhen, daß man hier an maßgebender Stelle doch den Salzburger Erzbischof um eines Komponisten – und gar eines Deutschen! – willen nicht vor den Kopf stoßen mochte.
Im gleichen Jahre 1775 schrieb Mozart übrigens auch für Salzburg eine Oper, den » Re pastore «, der bei dem Besuch eines österreichischen Erzherzogs am 23. April aufgeführt wurde.
Das war die letzte Gelegenheit, bedeutender öffentlich hervorzutreten. Danach verfiel das Salzburger Leben wieder dem kleinlichen Trott der abseits liegenden Residenz. Es fehlten ja allerdings nicht ganz die äußeren Veranlassungen zur Komposition für Mozart; sein Amt als Konzertmeister – er bezog übrigens jetzt 150 Gulden Jahresgehalt – brachte schon viele mit sich. Dann nahmen mehrfach Salzburger Familien seine Dienste für die musikalischeVerherrlichung von Familienfesten in Anspruch. Unter diesen Serenaden, Abendmusiken, die meistens auf der Straße aufgeführt wurden, ist die zur Hochzeit des Salzburger Bürgers Späth mit der Tochter des Bürgermeisters Haffner 1776 komponierte als Haffner-Musik von Mozart auch später vielfach erwähnt worden. Auch für einzelne Adlige, für Schüler und Musikliebhaber hat Mozart mancherlei komponiert. Aber es fehlte doch jeder Anreiz, alle Gelegenheit zu Arbeiten größeren Stils, nach denen es den prächtig herangereiften Jüngling drängte. Wir haben schon erwähnt, daß er diese Aufgaben nur auswärts finden konnte, sie dort aber auch sicher nach den Erfolgen der vorangehenden Zeit gefunden haben würde, wenn man ihm überhaupt nur die Gelegenheit gegeben hätte. Der ihn daran hinderte, war einzig und allein der Erzbischof, sein Landes- und Brotherr, vor allem aber auch der Brotherr seines Vaters. Es hat sich in den zwei Jahren, die Mozart jetzt gezwungenerweise noch in Salzburg aushielt, die vorher schon hoch gestiegene Bitterkeit so scharf
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