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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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den Harmonien seines Innern lauscht, aus seiner Tiefe nur einzig noch zu jener Welt spricht, die ihm – nichts mehr zu sagen hatte. So ist der Genius von jedem außer sich befreit, ganz bei sich und in sich. Wer Beethoven einmal mit dem Blick des Teiresias gesehen hätte, welches Wunder würde sich dem erschlossen haben: eine unter Menschen wandelnde Welt, – das An-sich der Welt als wandelnder Mensch.« Da Beethoven der Ton, die Erscheinungsform seiner Kunst versagt blieb, mußte er sich auf ihr innerstes Wesen zurückziehen. Das ist aber nicht bloß für ihn selber von entscheidender Bedeutung geworden, da er sonst sicher niemals der Innenkünstler geworden wäre, als den wir ihn verehren, sondern für unser ganzes Verhältnis zur Musik, vor allem auch für das Verhältnis des musikalischen Schöpfers zu seiner Kunst . Durch Beethoven erst haben wir erkennen gelernt, daß das sinnlichhörbare Tonspiel nur die Hülle, nur die Art der Aussprache für das eigentlich Wesentliche, das seelische Erleben des Künstlers ist.
    Das ist eine viel tiefer gehende Umwälzung des ganzen musikalischen Schaffens, als man zuerst meinen möchte. Es ist beinahe eine Verschiebung des Verhältnisses zwischen Schöpfung und Mitteilung, zwischen der Musik an sich und den Wegen, sie mitzuteilen. Es beruht z. B. keineswegs bloß auf den äußeren Lebensverhältnissen und der gesamten Richtung der Zeit, wenn der schöpferische Musiker früher hinter dem ausführenden zurücktrat, wenn z. B. die italienische Oper viel mehr durch die Sänger bestimmt wurde, als durch die Komponisten. Das lag vielmehr daran, daß man zur Musik eigentlich nur das sinnliche, das körperlich sinnliche Verhältnis hatte. So muß man von einem durchaus nicht abliegenden Standpunkte aus die ganze Entwicklungsgeschichte der Musik für ein Auf und Ab, ja für einen Kampf zwischen den sinnlichen und seelischen Kräften erklären, die von Anfang an in ihr wirksam sind. Jene gehen vom Ton an sich aus, diese entstehen dadurch, daß der Ton etwas ausdrückt, was innen vorgeht.
    Wenn wir in raschen Zügen das Bild dieser Entwicklung zeichnen, so geschieht es nicht aus müßiger Spekulation, sondern weil nur so die jeweils richtige Einstellung für das psychologische Verständnis der Musik der Vergangenheit zu gewinnen ist, weil nur so auch die einzelne Komponistennatur richtig eingeschätzt werden kann. Gerade Mozart gegenüber beruht auf dieser Erkenntnis nicht nur das Verständnis für seine Lebensumstände, sondern auch die Einschätzung der Lebensfähigkeit und Wirksamkeit seiner Musik für uns Heutige, ihrer Aussichten für die Zukunft. Man folge uns also getrost auf diesem Umwege, der uns zwar vom Lebensgange Mozarts etwas abführt, dafür aber manche Ausblicke in die Geschichte der kulturellen Bedeutung der Musik für die Menschheit eröffnet.
    Bei den Kulturvölkern Asiens finden wir die Musik durchweg nur als sinnliches Reizmittel. Sie ist deshalb zumeist mit der körperlichen Bewegung irgendwie verbunden. Musikerin, Sängerin und Dirne waren ziemlich gleichbedeutende Begriffe. Bezeichnend ist, daßdie höhere Beschäftigung mit Musik in diesem Zeitalter und bei diesen Völkern durchweg den Charakter einer Geheimwissenschaft annimmt. Es treten da merkwürdige Beziehungen zur Mathematik hervor. Das Verhältnis der Töne zueinander, der Akkorde läßt sich so leicht auf mathematische Parallelen übertragen, daß es nicht gar so absonderlich wirkt, daß Musik und Mathematik zusammengebracht werden, auch wenn sich nicht noch andere Gründe für dieses Verwandtschaftsverhältnis beibringen ließen. Aber es ist unverkennbar, daß im allerletzten Grunde die Mathematik gegenüber den anderen Wissenschaften eine ähnliche Stellung einnimmt, wie die Musik gegenüber den anderen Künsten. Auch die höhere Mathematik, dort, wo sie nicht ins Leben herabgezogen, für die Praxis dienstbar gemacht ist, gibt gewissermaßen die Idee an sich, nicht deren Abbilder. Sie ist völlig rein von Zweckbestimmungen und trägt in sich ihre volle Lebenskraft. Sie ist die einzige Wissenschaft, die in ihren höchsten Gängen nicht mit Irdischem beschwert ist, die nicht in Verbindung steht mit irgendwelchen anderen menschlichen Absichten und Zielen. Also um zusammenzufassen: die ganze Stellung der Mathematik ist eine Art Parallelerscheinung zur Musik, und es scheint mir leicht erklärlich, daß spekulative Naturen, jene vor allen, die der Musik von seiten der Form her nahekommen, hier Beziehungen

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