Mozart - Sein Leben und Schaffen
bittet, weil er komponiere und deshalb ein heiteres Gemüt brauche. Auch das ist bezeichnend für seine Kunst. Und es ist jedenfalls das höchste Zeugnis für die Spannkraft seiner Natur, daß er dann doch auch in den widerwärtigsten Verhältnissen leicht den Schwung hinauf fand in das paradiesische Gefilde eines sonnigen Empfindens.
Schließlich wurden alle Hemmnisse siegreich überwunden. Die Proben konnten noch rechtzeitig beginnen, die Sangeskräfte, wenn es auch nicht die ursprünglich vorgesehenen waren, bewährten sich als vorzüglich. Obwohl der Primo uomo erst am 1. Dezember in Mailand eingetroffen war, konnte die erste Probe mit vollem Orchester doch bereits am 17. Dezember stattfinden. Damit war das günstige Schicksal der Oper entschieden. Freudig schrieb der Vater nach Hause:
»Bevor die erste Probe mit dem kleinen Orchester gemacht wurde, hat es nicht an Leuten gefehlt, welche mit satirischer Zunge die Musik schon zum Voraus als etwas Junges und Elendes ausgeschrien und sozusagen prophezeit, da sie behaupteten, daß es unmöglich wäre, daß ein so junger Knabe, und noch dazu ein deutscher, eine italienische Oper schreiben könnte, und daß er, ob sie ihn gleich als einen großen Virtuosen erkannten, doch das zum Theater nötige chiaro ed oscuro unmöglich verstehen und einsehen könnte. Alle diese Leute sind nun von dem Abend der ersten kleinen Probe an verstummt und reden nicht eine Silbe mehr. Der Kopist ist ganz voll Vergnügen, welches in Italien eine gute Vorbedeutung ist, indem, wenn die Musik gut ausfällt, der Kopist manchmal durch Verschickung und Verkaufung der Arien mehr Geld gewinnt, als der Kapellmeister für die Komposition hat. Die Sängerinnen und Sänger sind sehr zufrieden und völligvergnügt, absonderlich die Primadonna und Primouomo wegen des Duetts voller Freude.«
Der Erfolg der am 26. Dezember unter Mozarts Leitung stattfindenden ersten Aufführung übertraf aber dennoch alle Erwartungen. Und am 5. Januar 1771 konnte Leopold Mozart seiner Frau schreiben:
»Die Oper unseres Sohns geht mit allgemeinem Beifall fort und, wie die Italiener sagen, ist dalle stelle . Nun sind wir seit der dritten Aufführung bald im Parterre bald in den Logen Zuhörer und Zuseher, wo jedermann mit dem Sgr. Maestro zu reden und ihn in der Nähe zu sehen begierig ist. Denn der Maestro ist nur verbunden, drei Abend die Oper im Orchester zu dirigieren, wo beim zweiten Klavier der Maestro Lampugnani akkompagniert, welcher, da der Wolfgang nicht mehr spielt, nun das erste, der Maestro Melchior Chiesa aber, das zweite Klavier spielt. Wenn man mir vor ungefähr fünfzehn oder achtzehn Jahren, da Lampugnani in England und Melchior Chiesa in Italien so vieles geschrieben und ich ihre Opernarien und Sinfonien gesehen, damals gesagt hätte, diese Männer werden der Musik deines Sohnes dienen, und wenn er vom Klavier weggeht hinsitzen und seine Musik akkompagnieren müssen, so würde ich einen solchen als einen Narren ins Narrenhaus verwiesen haben. Wir sehen also, was die Allmacht Gottes mit uns Menschen macht, wenn wir seine Talente, die er uns gnädigst mitteilt, nicht vergraben.«
Kräftiger noch als die zwanzig Aufführungen vor vollbesetztem Hause, die das Werk nacheinander fand, bestätigt diesen Erfolg die Tatsache, daß mit dem Cavaliere filarmonico , wie man ihn im Volke nannte, für die übernächste Stagione eine neue Oper vereinbart wurde, für die das Honorar auf 130 Goldgulden erhöht wurde.
Nachdem sie sich in Vergnügungen mancherlei Art, unter denen ein Abstecher nach Venedig an erster Stelle stand, von der anstrengenden Tätigkeit erholt hatten, machten sie sich am 12. März auf die Heimreise und kamen am 28. März 1771 wieder in Salzburg an. Mit besonderer Freude vernehmen wir, daß auch die Salzburger Bekannten fanden, daß Wolfgang, wenn er auch reifer und an Erfahrung bereichertzurückkam, doch der kindliche, bescheidene und unschuldige Knabe geblieben war, als der er die Heimat verlassen hatte.
In Salzburg begrüßte sie gleich eine neue große Auszeichnung. Der italienische Erfolg hatte bereits auf Deutschland gewirkt. Im Auftrage der Kaiserin Maria Theresia wurde Wolfgang beauftragt, zur Vermählung des Erzherzogs Ferdinand mit der Prinzessin Maria Riccarda Beatrice, einer Prinzessin von Modena, eine theatralische »Serenata« zu komponieren. Da diese Vermählung bereits im Oktober des Jahres 1771 stattfinden sollte, konnten die Mozarts auf keinen langen Aufenthalt in der Heimat
Weitere Kostenlose Bücher